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Usbekistan (Juni 2007)

Eine  Reise durch Usbekistan (28.05.2007 – 15.06.2007)

Khiva

Das ist die märchenhafte Stadt Khiva

Die billigste, wenn auch etwas umständliche Variante um nach Usbekistan zu kommen, war ein Flug von München über Düsseldorf nach Moskau. Dort durften wir auf dem harten Boden der Transithalle übernachten (die Vip-Lounges waren uns zu teuer) und am nächsten Morgen ging’s mit Sibirian Airlines nach Urgench. Die Einreise ist problemlos (genaue Deklaration von Geldbeträgen, Schmuck, Kamera, etc. ist sinnvoll). Geld wechseln wir am Flughafen – für ein paar Dollar erhält man riesige Packen “Som” (usbek. Währung). Mit einem Taxi legen wir die ca. 50 km nach Khiva zurück. Dort steigen wir mitten in der Altstadt im Guesthouse Zafarbek ab (ca. 25 Dollar fürs DZ mit Frühstück). In der näheren Umgebung gibt es noch weitere günstige Guesthäuser; wer etwas mehr bezahlt, kann in einer zum Hotel umfunktionierten Medrese edel schlafen. (In einigen Guesthäusern sind Bilder des kritischen, surrealistischen Künstlers “Raffael” ausgestellt; sie sind wirklich sehenswert).

Khiva, eine Station auf der alten Seidenstraße, ist ein Traum aus 1001 Nacht – mitten in der Wüste Kizylkum gelegen; eine komplett restaurierte museumsreife, teilweise bewohnte Altstadt, die von einer mächtigen Stadtmauer aus Lehm vollkommen umschlossen ist.

Stadtmauer

Turm

Hinter jeder Ecke bietet sich ein neuer faszinierender Märchenblick auf Türme und Kuppeln mit vielfältigen, geometrisch gestalteten Majoliken, manche in Grün, andere in tiefem Blau oder kräftigem Türkies; unzählige Medresen (ehemalige Koranschulen) mit weiten Innenhöfen. Lehmbauten, dazwischen spielende unaufdringliche Kinder. Abends, angenehm warm, bei Vollmond und Sternen, zum Pflücken hell, eine grandiose Kulisse und kaum Touristen (die werden bei Hitze tagsüber durch die Stadt gejagt und müssen abends in ihre Gettos nach Urgench zurück). In den kleinen Lehmhäusern sieht man Familien um bodennahe Tische sitzen, wo sie essen, Tee trinken oder am Teppich liegend fernsehen. Am Morgen setzen wir unseren Stadtbummel fort. Mittags wird es sehr!! heiss. Ich sehe mir einige – außer den in Formalin schwimmenden siamsischen Zwillingen nicht unbedingt lohnende- Museen an, während Ludwig Siesta hält. Später steigen wir auf ein Minarett, von oben bietet sich ein Traumblick auf die ganze Stadt und die weite Wüstenebene. Nur wo bewässert wird, zeigt sich etwas Grün. Zum Abendessen gibt es Fisch aus dem Amur Darja, dem grossen Fluss, der aus dem Tien Shan kommend, Usbekistan bewässert. In unserem Hotel treffen wir ein vielgereistes Lehrerehepaar aus Augsburg, unserer Heimatstadt (deren absoluter Reisefavorit war die Umrundung des Kailash). Am nächsten Tag wollen wir bei fast 40 Grad zum Baden. Am Markt noch etwas Obst gekauft. Wenn einen die Verkäuferinnen anlachen, blitzt das blanke Gold. Die Frontzähne vieler Usbeken sind total vergoldet. Dann zum Asiahotel, wo wir vom Minarett aus einen Pool gesichtet haben. Leider war noch kein Wasser eingelassen, deshalb sind wir mit dem Taxi zu einem bacherlwarmen Baggersee gefahren und sind eine Stunde geschwommen. Im Abendlicht haben wir noch die Zitadelle besichtigt und vor “meinem” dicken, türkiesfarbenen Lieblingsturm zu Abend gegessen.

Wir verlassen Khiva. Zusammen mit Enzo und Dino (Italiener) teilen wir uns das Taxi zu drei ziemlich verfallenen Lehmburgen, die sich mitten in der trostlosen Wüste erheben (Toprak-Kala, Kysil-Kala und Ayas-Kala). Bei Ayas-Kala übernachten wir. Auf einem einsamen Hochplateau stehen 8 mit graubraunem Filz umhüllte Jurten, die im Inneren eine gemütliche Atmosphäre mit bunten Teppichen entfalten. Draußen dösen ein paar Kamele in der Sonne. Auf niederem Tischchen schlürfen wir den in Usbekistan überall gereichten grünen Tee; dazu gibt es Kompott und Marmelade. (Bei der Hitze trinken wir ca. 4-5 Liter am Tag – und das verdunstet fast alles). Im einem nahe gelegenen riesigen, blauen See baden wir stundenlang, bis der Abend angenehmere Temperaturen bringt. Nach einem guten Abendessen hören wir, unter den Sternen liegend, usbekische Musik aus dem Auto unseres Taxifahrers. Wir sind heute die einzigen Gäste.

jurte wueste.JPG

Unser Taxifahrer bringt uns am nächsten Morgen zum Bus nach Buchara. Alisher, dieses Schlitzohr, verschwand ganz schnell, da er uns den doppelten Preis für die 450 km lange Fahrt abgeknöpft hat (da die Fahrten sowieso fast nichts kosten, war es eigentlich egal). Wir überleben 6 Stunden Fahrt bei mörderischer Hitze, 10 Polizeikontrollen und zwischendurch wird noch schnell eine Autoladung geschmuggelter Reifen umgeladen.

In Buchara steigen wir zentral im B&B Malikjon ab, einem alten jüdischen Wohnsitz mit traditioneller Architektur (25.000 Som). Das Zentrum der Stadt ist ein großes Wasserbecken mit Fontaine- das sog. “Labi-Hauz” , rundrum spenden alte Maulbeerbäume Schatten und ein Kaffee (das sind hier Schaschlikrestaurants!!!) reiht sich an das andere. In den engen Gassen der näheren Umgebung findet man viele günstige B&B’s, teilweise in alten jüdischen Häusern mit großen Innenhöfen und von hohen, schön dekorierten Holzsäulen gestützten Veranden. Uns gegenüber liegt eine Synagoge, wo noch Gottesdienste abgehalten werden. In den alten renovierten Medresen (Koranschulen) und Karawansereien werden heute Souveniers verkauft – typisch sind hier die sog. “Susanis”, das sind bestickte Wandbehänge und natürlich die Bucharateppiche und allerlei nette Sachen. Hier treffen wir auf Gisela aus Hamburg – die siebzigjährige weitgereiste Dame ist ganz alleine unterwegs. Ihr Motto: “Ich gehe immer auf Feste und wenn mal keines ist, lade ich mich zu Hochzeiten oder Beerdigungen ein – da lernt man Land und Leute am besten kennen”.

Zwei Tage lang erkunden wir die Stadt – das Kalon-Minarett (mit 56 m das höchste bekannte Architkturdenkmal Asiens) mit der gleichnamigen Moschee. Andere wunderbare Moscheen mit ihren riesigen Portalen und herrlichen türkisfarbigen Kuppeln,

buchara weiher.JPG

buchara  tee tinken.JPG
die Festung Ark, den alten, etwas verfallenen Emir-Palast; bei einem Ausflug zu einem Samaniden-Mausoleum sieht man sogar ein paar wenige Pilger.

Mit dem Zug legen wir entspannt die nächste Etappe nach Samarkand, das der mongolische Timur einst zur Hauptstadt seines Großreiches erkor, zurück. Vom Bahnhof nehmen wir den Bus in die Stadt und mieten uns im “Bohodir-Guesthouse” ein. Das ist eine ziemlich runtergekommene, sehr billige Travellerunterkunft. Aber der Vorteil ist, daß der Registan nur ein paar Meter entfernt ist und man trifft viele Rucksackreisende sowie viele Leute, die mit dem Rad unterwegs sind. Der Registan, ein zentraler Platz, von drei sehr großen Medresen umgeben, ist überwältigend. In den Medresen sind heute nur Touristenshops untergebracht. Dort findet man u.a. alte Fotos von dem total verfallenen Registan, der erst unter dem Sovjetregim renoviert wurde. Abends wird von einem Russen eine Ton-Bild-Show vorgeführt – das Geld dafür kann man sich aber sparen. Ganz besonders fasziniert waren wir von dem Gräberensemble “Shahi – Sinda“, wo ein Mausoleum neben dem anderen steht – Fayencen in allen Blau- und Türkiesabstufungen, teilweise feinstziseliert.

Bild vom Samarkands Registanplatz.JPG Registan Shoinzinda

Vom Registan ist diese Sehenswürdigkeit zu Fuss in 30 Minuten zu erreichen. Direkt angrenzend befindet sich der “neue” Friedhof; von den schwarzen Grabsteinen sehen einen große fotoartige Bilder der Verstorbenen an. Nachts sitzen wir vor dem mystisch beleuchteten “Gur Emir Mausoleum“. Ein Abstecher in das moderne “russische” Samarkand führt durch breite grüne Alleen und riesige Parkanlagen. Dort kann man auch recht gut essen. Aprops Essen: Das Hauptgericht der Usbeken sind riesige Schaschlikspiesse, daneben “Plov” – ein Reisgericht, das in riesigen Pötten zubereitet wird und Laghman – eine würzige Nudelsuppe; dazu gibts Tomaten-Gurkensalat. Für Vegetarier kaum Gemüsegerichte, obwohl die Märkte davon überquellen. Dafür backen die Usbeken köstliche Brote.

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Die Fahrt nach Shahrisabs, der Geburtsstadt Timurs des Schrecklichen (ein Urenkel Dschingis Khans) haben wir wegen der Hitze ausfallen lassen und sind mit dem Zug nach Taschkent, der quirligen Hauptstadt Usbekistans (2 Millionen Einwohner), gefahren. Wir steigen im guten Hotel “Schoch” in Bahnhofsnähe ab. Die Stadt ist am besten mit der Metro zu erkunden; die einzelnen Stationen sind, ähnlich wie in Moskau, thematisch gestaltet (besonders sehenswert die “Astronautenstation”). Auch hier hat Timur die Leninstatuen ersetzt, ihm ist sogar ein eigenes – sehr kitschiges – Museum gewidmet. Sehr weitläufige, gepflegte Parkanlagen mit Teehäusern und überhaupt viel Grün prägen das Stadtbild. Eine ganze Straße ist den Malern vorbehalten, die Unmengen ihrer Oelgemälde haben meist brave Landschaften zum Motiv.

Ganz protzig und überdimensional sind die neuen Regierungsgebäude, von endlosen Gruenflächen mit Springbrunnen umgeben. Abends sehen wir in der Oper (für 3 Euro in den vordersten Reihen) das Ballet “Schwanensee” – wirklich sehr gut!

Nicht zuletzt – die Girls in Taschkent sind ausgesprochen hübsch, schlank, elegant und sehr freizügig gekleidet (von Kopftüchern wollen die nichts wissen)!!!!!! Und die neue Wintermode ist auch schon zu haben.

girl

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Von Taschkent fliegen wir nach Bishkek – in die kirgisische Hauptstadt, wo man das Visum problemlos und schnell am Flughafen bekommt.

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