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Von Kasachstan in die Westmongolei – August 2008

KASACHSTAN

Auf dem Flug von Islamabad nach Almaty (Kasachstan) sah man aus der geschlossenen Wolkendecke nur die Gipfel des Nangaparbat und des K2 herausragen. Und dann der Blick auf die Millionenstadt Almaty mit den gletscherbedeckten Bergen des Alatau Gebirges südlich und der unendlichen Weite der kasachischen Steppe nördlich der Stadt. almaty.jpg

Das ehemalige Alma Ata, einst die Hauptstadt Kasachstans, einem Land, das so groß ist wie ganz Westeuropa und gerade mal 15 Millionen Einwohner zählt, ist eine  moderne Großstadt sowjetischer Prägung. D.h., uniforme Wohnblocks, Geschäfte ohne Schaufenster, viele Kneipen, aber auch viel Grün (Alleen und Parks). Wir wohnen zentral im rel.günstigen Hotel „Zetisu“, ansonsten ist Almaty ein ausgesprochen teures Pflaster.

Der Stadtbus braucht eine Stunde vom Zentrum zur am Stadtrand gelegenen Mongolischen Botschaft, wo wir unkompliziert das Visum für die Mongolei erhalten.

Die nächsten 3 Wochen reisen wir zu Dritt – unsere Freundin Frieda kam aus Deutschland.

Zweimal wöchentlich gibt es im Sommer Flüge von Almaty – über Öskemen – nach Bayan Ulgii in der Westmongolei (ca. 250 Dollar). Eine Woche Wartezeit auf den Anschlussflug in Öskemen ist perfekt, um diesen im äußersten Nordosten gelegenen Landesteil Kasachstans kennen zu lernen. Hier trifft der große sibirische Taigawald mit den Wüsten und Steppen Zentralasiens und dem Bergmassiv des Altaigebirges zusammen.

Mit etwas Glück treiben wir einen touristenerprobten russischen Fahrer mit Van samt Campingausrüstung auf und starten mit der ganzen Familie (Sergej ist Fahrer und Führer; seine Frau Larissa kocht; der älterer Sohn Stas dolmetscht und der kleine Dimo ist unser Nesthäkchen) auf Tour. Es wurde fast ein Badeurlaub bei herrlichem Sommerwetter. Wir campierten an ausnehmend schönen, total einsamen Stränden: An den Sibinski-Seen, umgeben von den eindruckvollen sogenannten Matratzen-Granitbergen;

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zwischen Dünen an einem über 100 km langen Stausee; am Zajsan-See, der sich inmitten einer Steppenlandschaft wie ein Meer ausnimmt und zwischen weissen rundgeschliffenen Granitblöcken, die irgendwie an die Seychellen erinnern.

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Weiter ging es in die Berge des Altai Massivs. Dort übernachten wir bei Nina; ihre Gäste (meist Jäger) schlafen in einem alten Eisenbahnwaggon und schwitzen in einer echt -kochendheiße- kasachische Sauna. Am letzten Abend ist gemütlicher Beisammensein in der Datscha unserer Familie angesagt.

Die Tour war äußerst abwechslungsreich, führte durch hügeliges Grasland, Sand- und Steinwüste, Steppen, Flußtäler, bewaldete Berge und vorbei an riesigen Melonen-, Sonnenblumen- und Getreidefeldern

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– und – außer uns keine Touristen! Am 1. August erlebten wir in einer kleinen, abgelegenen Ortschaft eine totale Sonnenfinsternis.

MONGOLEI

In Bayan Ulgiy, dem Hauptort der gleichnamigen westlichsten Provinz der Mongolei, landet die zweimotorige Propellermaschine auf einer Sandpiste. In dem ziemlich runtergekommenen 20.000-Seelen-Kaff leben fast nur Kasachen, daher wird hier gar nicht mongolisch gesprochen. Erstaunlicherweise begegnet man gar nicht so selten blonden, blau- oder grünäugigen Menschen – die Skyten, die ja auch einst die Gegend besiedelten, waren ja auch blond.

Wir übernachten mitten im Ort im Ger-Camp von Blue Wolf und schon am nächsten Tag geht’s mit der Sondererlaubnis in der Tasche in den Altai-Tavan-Bogd-National-Park (Grenzgebiet zu China und Russland). Tavan Bogd heißt „Fünf Heilige“, das sind fünf Berggipfel, alle über 4000m hoch, mit dem „Potanini“-Gletscher. Auf der 220 km langen Fahrt zum Parkeingang wird man 8 Stunden durchgerüttelt – auf den miserablen Feldwegen schafft ein Geländewagen – wie überall in der Mongolei – meist nicht mehr als einen Stundenschnitt von 25 km.

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Der Altai erstreckt sich von Westkasachstan über die Nordmongolei bis zum Baikalsee und nach Südosten bis in die Wüste Gobi. Ein 6-Tages-Treck führt uns am ersten Tag zu Pferd zum Base Camp des „Kuiten“ (höchster Gipfel-4300m); dann geht’s zu Fuss weiter – den Gletscherflüssen folgend durch Tundra, Lärchenwälder, Grasland, Steppe und Trockentäler.

Wir treffen auf Hirten mit riesigen Schaf- und Ziegenherden, in den Hochlagen werden auch die urigen Yaks gehalten.

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Außer Murmeltiere und Greifvögel sieht man keine Wildtiere – schon gar nicht den Schneeleoparden, den es hier neben Bären,Wölfen, Vielfrass und Steinböcken noch geben soll. In der Westmongolei wird traditionell noch mit Adlern gejagt; da die Jagd auf Fuchs, etc. erst ab Oktober stattfindet, sieht man einige der armen Königsvögel gelangweilt angebunden sitzen.

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Beindruckend ist die unberührte Natur; mäandrierende Flüsse,

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Sümpfe und Seen, Edelweiss, blauer und gelber Enzian, gelber Mohn ……..und 1000 Jahre alte Grabsteine,

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sowie steinzeitliche Petroglyphen, die davon zeugen, dass diese rauhe Wildnis schon immer besiedelt war.

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Am zweiten Tag beginnt es abends zu regnen und wir sind froh, im Ger (Jurte) einer Tuwa-Familie essen und übernachten zu dürfen.

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Die Tuwas, eine kleine Volksgruppe, sind im Gegensatz zu den moslemischen Kasachen Buddhisten. Das Abendessen besteht wie üblich aus einer Fleischsuppe mit selbst gemachten Nudeln; dazu gibt es Brot, Butter, Rahm, gesalzenen Milchtee und zur Feier des Tages einen Schluck Schnaps, der aus Airag (saurer Milch) gebrannt wird. Nachts ist es eiskalt und wir sind um den warmen, mit getrocknetem Mist beheizten Ofen froh. In dem Ger stehen nur 3 Betten, wir und der Rest der grossen Familie schlafen auf dem Boden. Am nächsten Morgen überqueren wir einen 3800 m hohen Pass, um im Nachbartal nach weiteren 3 Tagen Wandern den Kooton-Nuur-See zu erreichen. Wo immer möglich entfachen wir ein Lagerfeuer, um uns aufzuwärmen.

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Zurück in Bayan Ulgiy bleibt uns noch Zeit für eine 4-tägige Tour in den Tsambagarav Uul National Park. In seinem Zentrum stehen vergletscherte ideale Skitourenberge (würden wir sie mit Skiern begehen, wären das sicherlich Erstbesteigungen), ansonsten führt die Fahrt mit dem klapprigen Jeep, dessen Fahrer alle 30 Minuten am Motor rumschraubt, durch meist waldfreie, endlose karge Weidegebiete.

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Nach kalten Nächten im Zelt tut ein heisser Tee bei Morgensonne besonders gut.

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beginnende Verfärbung der Lärchen und die Tatsache, dass die Hirten zum Teil schon die Gers abbauen und in ihre Winterhäuser im Tal zurückkehren, zeigen deutlich, dass hier schon Ende August der Herbst Einzug hält. Im Winter sind dann monatelang Temperaturen bis minus 40 Grad normal.

Frieda fliegt zurück nach Deutschland und wir treten die Fahrt nach Ulan Bator an, von wo wir Ende August nach Seoul fliegen werden.

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Abschiedsfoto mit kasachischen Kopfbedeckungen.

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2 responses to “Von Kasachstan in die Westmongolei – August 2008”

  1. horst afheldt says:

    Hallo ihr Weltenbummler! Wir bewundern euch auch dieses Jahr wieder, bestaunen eure Bilder und beneiden euch!
    Unser Segelsommer war gemischt. Wir haben die Unabhängigkeit des Bootes in dem schönen Revier Biscaya genossen und uns gleichzeitig über den total versauten “Sommer” auch geärgert. Schottland mussten wir aufgeben. La Jubarte ist jetzt für den Winter in Holland. Preiswert und, hoffen wir jedenfalls,: gut aufgehoben.

    Macht so weiter!
    La Jubarte

  2. hanny says:

    wow, schicke hüte!!! (-:

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