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Neuseeland – Nordinsel – April 2010

Zwei Stunden braucht die Fähre von Picton nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands.

Wir haben nochmals Gelegenheit, die wunderschöne Fjordlandschaft an der Cook Street zu genießen. Der Namenspatron dieser Meeresstrasse zwischen Süd- und Nordinsel – James Cook – hat mit seinem legendären Segelschiff, der Endeavour, Neuseeland in drei Fahrten von Australien aus erkundet.

In Wellington, auch „Windy Welly“ genannt, bläst es wirklich ordentlich. Die Hauptattraktion hier ist das enorm aufwendige Nationalmuseum „Te Papa“. Mit tollen Exponaten werden hier u.a. Geschichte und Kunst der Maori, der Ureinwohner Neuseelands, präsentiert – sie fertigten u.a. wunderschöne Holzarbeiten.

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Neuseeland wurde bereits vor ca. 900 Jahren in mehreren Einwanderungswellen von Polynesiern besiedelt – eine unglaubliche seemännische und navigatorische Leistung mit einfachen Auslegerkanus. Die Maori sind stattliche, gut aussehende Menschen.

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Heute nicht mehr tätowiert, aber das typische Amulett aus Grünstein gibts immer noch.

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Natürlich hatten sie sich gegen den Ausverkauf ihres Landes durch die Europäer (angeblich haben diese es bezahlt – mit ein paar Töpfen und Plunder) gewehrt, aber gegen die modernen Waffen hatten sie keine Chance. Seit ein paar Jahren wird das kulturelle Selbstbewusstsein der Maori erneuert – man trifft sich in traditionellen Versammlungsstätten, den Maraes,

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es gibt Maori-Kindergärten, Maori-Fernsehsender; die eigene Sprache, alte Bräuche und Sitten werden wieder gepflegt. Übrigens – die meisten Ortsnamen im Lande sind von den Maori übernommen.

Der Westküste entlang geht’s in das Gebiet der Vulkane. Ein Bilderbuchvulkan ist der Mt. Taranaki – dem Fujiama zum verwechseln ähnlich. Ihm zu Füssen spielen wir in Opunake auf einem einzigartigen Golfplatz:

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Der Rasen wird von Schafen kurz gehalten. Eine wohl nicht ganz ungefährliche Angelegenheit – wir sahen verdächtig viele hinkende Tiere. Greenfees sind in Neuseeland extrem günstig!!

Die Kleinstadt New Plymouth ist schon einen Abstecher wert, um die gewaltigen Stahl-Mobiles des Künstlers Len Lye zu erleben. Weiter nördlich lohnt Waitomo die weite Anreise. Das Gebiet ist voller Höhlen, in denen Glühwürmer leben. Sie kleben zu Millionen an den Felsdecken und leuchten wie eine Milchstrasse. Ihr Überleben sichern sie, indem sie lange, klebrige, haarartige Fäden ausbilden, mit denen sie Insekten fangen.

Wieder landeinwärts, im Tongariro National Park, wird’s dann alpin. Der Kraterrand des Mt. Ruapehu liegt auf 2800m. Hier hat der bevorstehende Winter schon Einzug gehalten und ohne voll aufgedrehter Heizung hätten wir in unserem Chalet im Skiort Whakapapa jämmerlich gefroren. Eine aussichtsreiche Wanderung führt uns über Lavabrocken bis zur Schneegrenze.

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Taupo: Die malerische Stadt liegt am gleichnamigen blauen See. Es wimmelt nur so von Forellen. Aber, wie überall in Neuseeland, kann man im Restaurant keine Forelle bekommen. Der Bedarf ist nicht vorhanden, weil alle Neuseeländer leidenschaftliche Fischer sind. Später im Te Urewera NP kommen wir am Lake Waikaremoana mit Fischern ins Gespräch und die schenken uns eine frisch gefangene große Forelle – welch ein Festmahl.

Zur Abwechslung geht’s mal wieder an die Ostküste. Auf dem Weg Kiefernplantagen so weit das Auge reicht – mit 40 Jahren werden die allesamt geasteten Stämme geerntet – industrielle Forstwirtschaft mit für uns unvorstellbaren Großkahlschlägen.

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Ein Highlight an der Ostküste ist die weltweit wohl einmalige Art-Deco-Stadt Napier. Das relaxte Städtchen mit Seepromenade wurde nach einem verheerenden Erdbeben 1930 vollkommen neu aufgebaut. Zick-Zack-Muster, Wellen,

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geometrische Figuren und geschwungene Ornamente aus der Maya-Kultur zieren die Fassaden vieler Häuser.

Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen, da man bei der Wanderung entlang einer spektakulären Steilküste zum Cape Kidnapper die Tide beachten muss.

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Nach 2 Stunden erreicht man den Nistplatz einer Tölpelkolonie – die großen weißen Vögel mit den gelben Köpfen nisten zu Hunderten hier, bevor sie im Mai nach Australien „ausfliegen“.

Abends gibt’s im Hostel Riesenäpfel – gratis – von den work-and-travel-tourists, die als Erntehelfer ihre Reisekasse aufbessern.

Wieder im Landesinneren, durchqueren wir auf Schotterpisten den hochgelegenen Te Urewera-NP mit riesigen Seen und unendlichen Urwaldflächen. Die Nacht im Zelt ist bitterkalt; wir besorgen uns Wärmeflaschen (Plastikbottels gefüllt mit heißem Wasser). 

Rund 100 km weiter erreicht man die schicke touristische Stadt Rotorua. In der geothermisch aktiven Region dampfen die Seen,

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blubbert der Schlamm und zischen Geysire.

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Die Maoris, denen hier das meiste Land gehört, vermarkten die Touristenattraktion mit Haka (Kriegstanz mit Augenrollen und Zungeraustrecken) und Hangi (traditionelles, in heißen Quellen gekochte Menues). Die Maoris begrüßen sich übrigens wie die Eskimos – sie reiben ihre Nasen aneinander.

Ein etwas anderes Waldgefühl vermittelt ein Spaziergang durch den Redwoodforest am Stadtrand Roturuas – die allgegenwärtigen Baumfarne nehmen sich zwischen den dunkelstämmigen Baumriesen besonders malerisch aus.

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Hier entdeckten wir auch eine ganz spezielle Gedenktafel: Mary Sutherland – the first woman Forestry Graduate in the world!!!

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Durch riesige Kiwiplantagen (die Kiwis sind derzeit noch nicht reif, aber im Supermarkt gibt’s importierte – aus Italien!!!!) geht’s wieder an die Ostküste in die Ferienstadt Mt. Maunganui mit ihrem tollem Surfstrand.

Zur wunderschönen Coromandel-Halbinsel mit ihren Traumbuchten und vorgelagerten Inseln ist es nicht weit.  Wie überall, findet man auch auch hier Tausende von Ferienhäusern – übrigens sehr oft “for sale”. Wir haben manchmal den Eindruck, dass jeder Neuseeländer ein Ferienheim besitzt.

Auf der Autobahn an Auckland vorbei, ist unser nächstes Ziel der Waipoua Kauri Forest. Eine der Haupteinnahmequellen der frühen Siedler waren die riesigen Kauribäume (Agathis australis, eine Araukarienart) und deren Harz (Bernstein). Bis auf den inzwischen streng geschützten Rest wurde alles radikal abgeholzt. Gottlob stehen heute noch ein paar der bis zu 2000 Jahre alten Urwaldriesen mit bis zu 15 m Stammumfang (250 Kubikmeter Holz). Namen wie „Lord oder Father of the Forest“ sind nicht übertrieben – ehrfürchtig steht man vor den uralten Veteranen mit ihren riesigen Stammwalzen.

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Die Weiterfahrt zum 90-Miles-Beach, einem rd. 100 km langen Sandstrand, den bei Ebbe die Touristenbusse mit entsprechender Genehmigung als Straße benutzen,

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und weiter bis zum Cape Feringa (Nordkap) bringt nochmals 300 km auf unseren Tacho.

Der Sonnenuntergang an der windgepeitschten Steilküste hinter dem nördlichsten Leuchtturm Neuseelands ist traumhaft.

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Für die Maoris hat dieser Ort eine ganz besondere spirituelle Bedeutung; die Seelen der Verstorbenen steigen dort ins Meer, um in ihr Ursprungsland Hawaiki zurückzukehren.

Auf dem Rückweg Richtung Auckland übernachten wir an der Ostküste im legendären Ferienörtchen Russel: Um 1830 kamen hier die ersten Siedler aus Europa an. Viele Wahlfangschiffe lagen in der Bucht vor Anker; deren Besatzung bestand sicherlich aus raubeinigen Gesellen was wohl dazu beigetragen hat, dass der Ort damals als Hölle des Pazifik galt. Charles Darwin hatte auf seiner Weltreise auch hier Halt gemacht und er schreibt vom Abschaum der Gesellschaft, dem er dort begegnet ist. Inzwischen sind die Einheimischen scheinbar bekehrt – in der ältsten Kirche des Landes hat jeder sein besticktes Sitzkissen.

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Später wurde hier im nahe gelegenen Waitangi der für die Neuseeländer so wichtige (zweideutige) Vertrag mit den Ureinwohnern unterzeichnet und Russel wurde damals Hauptstadt des Landes.

Heute besteht der Ort vorwiegend aus Souvenirläden und Restaurants und wir fühlen uns beim Strandbummel wie an einem schönen Herbsttag am Ammersee.

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Die Fahrt entlang der Ostküste bietet wiederum unendlich viele schöne Aussichten in Traumbuchten, auf Inseln, Sandstrände, Seen und Wälder. Und wenn’s landeinwärts geht, fährt man an den riesigen Schaf- und Rinderweiden entlang: Das „kleine“ Neuseeland ist doch ganz schön groß!  Leider sieht man ja unterwegs wenig Tiere – außer den hübschen blauen Hühnern, die stolzieren überall herum.

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Mit „nur“ 1.2 Mio Einwohner ist Auckland die größte Stadt des Landes mit Traumlage an der riesigen Hauraki Bucht.

Nachdem Mietautoabgabe, Friseurbesuch, Wäsche waschen erledigt, Museen und die Downtown genug erkundet sind, fahren wir am letzten Tag vor unserem Abflug nach Australien auf die jüngste der vier großen Vulkaninseln (sie entstand durch einen Vulkanausbruch vor rd. 600 Jahren) in der Aucklandbucht. In einer Stunde ist der Kraterrand bestiegen und bietet uns bei herrlichem Sonntagswetter einen unvergesslichen Blick auf das von Segelbooten wimmelnde tiefblaue Wasser und die Town of Sails, wie die Stadt von den Einheimischen liebevoll genannt wird.

Bye-Bye New Zealand – 8 Wochen sind schnell vergangen in einem schönen Land mit grandioser Natur und freundlichen Menschen. Fast 7000 km haben wir mit unserem kleinen Leih-Toyota „abgeradelt“ und trotzdem blieb genug Zeit für mehrere Bergtouren, viele Kurzwanderungen und ein paar unvergessliche Golfrunden.

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