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Neuseeland – Südinsel – März 2010

Südinsel    (Nordinsel folgt im nächsten Bericht)

Ende Februar ist eine gute Reisezeit – die Sommerferien der Neuseeländer sind vorbei, Strände, Campingplätze und Unterkünfte nicht mehr überfüllt. Es hat sich auch bewährt, in Christchurch zu landen und zwei Monate später in Auckland wieder abzufliegen. Die Temperaturen auf der Südinsel waren im März und auf der Nordinsel im April noch passabel. Baden und all die vielen angebotenen Wasseraktivitäten sind jedoch um diese Zeit nur noch was für Abgehärtete wie die passionierten Surfer.

Christchurch ist wie eine Kleinstadt in England; viktorianische Holzhäuschen, gepflegte Parks, ein neugotischer Dom und dem Millenium Cone.

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Da die Sonne mittags im Norden und nicht wie gewohnt im Süden stand, gab es keinen Zweifel im Kiwiland zu sein. Der Kiwi ist übrigens Neuseelands flügelloser National-Vogel, doch man bekommt ihn, weil nachtaktiv und vom Aussterben bedroht, nur in abgedunkelten Häuschen in Gefangenschaft zu sehen (oder wie hier auf Verkehrsschildern);

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er und seine Eier sind bevorzugte Beute der Possums, das sind unerwünschte, aus Australien eingeführte putzige Pelztierchen. Mittlerweile gibt es von denen ca. 75 Millionen –  zum Vergleich: Neuseeland hat nur ca. 4 Millionen Einwohner und ca. 40 Millionen Schafe. Auch die Possums sind nachtaktiv – dennoch unübersehbar, da auf jedem Straßenkilometer ein überfahrenes Opfer liegt. Zum Schutz der heimischen Fauna sind landesweit Giftköder ausgelegt. Bis vor 200 Jahren gab es in Neuseeland kein einziges Säugetier und Vögel hatten keine Feinde.

Dank Nachsaison mieten wir preiswert einen kleinen Toyota (15 Euro/Tag), kaufen ein Zelt und ab geht’s nach Süden. Wir empfehlen unbedingt mit dem Auto zu reisen – alles andere ist umständlich und viel teurer.

Unser erstes Ziel ist eine stadtnahe Halbinsel mit lieblichen Bilderbuchbuchten und dem gediegenen Badeörtchen Akaroa mit den so typischen Ferienhäuschen.

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Von hier sind es nur rd. hundert Kilometer zum höchsten Berg Neuseelands, dem Mt. Cook (3755m). Abgegraste Schafweiden und blaue Seen prägen die Landschaft. Immer wieder beeindruckt uns die „Leistung“ der Siedler, so viel Urwälder mitsamt der Wurzelstöcke zu roden – endlos erstrecken sich baumlose eingezäunte Weide-Flächen. Dem wohl berühmtesten Neuseeländer, Sir Edmund Hillary, wurde hier ein Denkmal gesetzt – mit Blick auf die vergletscherte Bergspitze.

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Wieder an der Pazifikküste Richtung Süden, schmeckt uns in Oamaru der erste Lammbraten – mal eine Abwechslung von den ewigen Fish&Chips – in einem „historischen“ Hotel.

In Duniden, während des Goldrausches ehemals die reichste Stadt in NZ, wurde 1861 die erste Universität des Landes gegründet – heute sorgen ca. 23.000 Studenten für eine lebhafte Kulturszene. Apropos Kultur: Jedes zweite Haus in NZ beherbergt eine „Galerie“ – ob im Dorf oder in der Wildnis – es wird auf Teufel komm raus gemalt, getöpfert und gedrechselt.

Doch nicht die Küstenstädte sondern die Küste selbst macht die Fahrt zum Erlebnis: Seehundkolonien, seltene Gelbaugenpinguine,

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die Boulders in Moeraki (fast mannsgroße Steinkugeln) und ganz im Süden die windgepeitschte Küstenlandschaft der Catlins.

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Da es nachts schon recht kalt ist, kommt unser Zelt nur selten zum Einsatz. Wir übernachten meist in sog. Cabins auf Campingplätzen oder in günstigen Backpackerhostels (DZ ca. 30 Euro). Hier gehören wir eher zum Alteisen – unsere jungen Mitbewohner sprechen übrigens fast alle Deutsch. Der Besitzer des besonders gepflegten Southern Comfort Hostels in Invercargill kümmert sich persönlich um seine Gäste. Er hatte früher eine Schaffarm und klärt uns darüber auf, dass der Preisverfall der Schafwolle in den letzte 15 Jahren die Schafzucht weitgehend unrentabel gemacht hat. Die Umstellung von der Schaf-  zur Rinder- und Rotwildzucht sowie zur Waldwirtschaft ist unübersehbar.

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Weit im Südwesten der Südinsel liegt einer der größten Nationalparks der Welt – eine unendliche gebirgige grüne Wildnis mit Gletschern, verwunschenen Urwäldern, Wasserfällen und Fjorden – der bekannteste ist der Milford Sound. Traumhafte Wanderwege bieten Einblicke in faszinierende Urlandschaften. Das Wetter ist uns gnädig; in diesem Gebiet regnet es nämlich bis zu 7 Metern !/Jahr – also 10 mal mehr als bei uns. Eine Woche später hören wir, dass wegen anhaltendem Starkregen Wanderer des berühmten Milford Track`s aus Hütten evakuiert werden mussten.

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Am rd. 70 km langen Lake Wakatipu liegt Queenstown – in der sog. Adrenalincity ist die Hölle los. Die zahlreichen Adventure-booking-centers bieten an: Bungy-Jumping, Bungy-variations wie Shotover canyon swing, Ledge sky swing,

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 – Jetboating, White-water-rafting, Canyoning, Abseiling, Flying, Gliding und Skydiving, Zorbing  – hier ein Bild, für alle, die nicht wissen, was Zorbing ist:  In einen riesen Ball wird Wasser gefüllt (das nennt sich dann Waschmaschine) und der Passagier darf dann damit den Berg runterrollen. Kommentar des glücklichen nassen Jungen beim Ausstieg: “The best thing I’ve ever done”.

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und so was Banales wie Skiing, Mountain-Biking und Climbing. Natürlich gibt’s auch einen schicken Golfclub – und so ziemlich alles ist laut Katalog „world famous“. Um zu beweisen, dass man hier auch Skifahren kann, ist über Nacht auf den Bergen der erste Schnee gefallen. Wir entfliehen dem Rummel Richtung Glenorchy, einem Drehort von „Herr der Ringe“.

Weiter geht`s entlang der Westküste nach Norden durch fast menschenleere von Wind und Regen geprägte wilde Landschaften. Wir Glücklichen haben die ganze Woche nur Sonnenschein. Schon bei schönem Wetter donnert die Brandung der Tasmansee an die kilometerlangen Strände oder in die berühmten Pancake-rocks von Punakiki, wo aus Höhlen das Wasser wie ein kalter Geysier in die Luft spritzt.

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Täglich erwandern wir einige der vielen gut ausgebauten Walks durch faszinierende moos- und flechtenbehangene Regenwälder mit den malerischen Baumfarnen. Immer wieder verwundert uns, dass wir in dieser Wildnis kein einziges Tier, nicht mal eine Ameise oder Schnecke, erspähen.

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Zum Pflichtprogramm gehören natürlich auch Wanderungen zu den fast bis zur Küste reichenden Fox- und Franz-Josef-Gletschern (den kaiserlichen Namen hat der Österreicher Julius Haast vergeben, der den Gletscher 1865 als Erster erkundet hat). Mit Gletscherwanderungen und-flügen wird die Gegend touristisch vermarktet.

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Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir in dem weitab von der Touristenroute gelegenem Dorf Karamea. In der einzigen Kneipe des Ortes heizten am St. Patricksday eine schottische Geigerin, eine Maorisängerin und eine Gitarristin mit einer Mischung aus Jazz, Südseezauber und Schottentanz den Locals ein. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als am Schluss der lange Dünne mit Beinprothesen in kurzer Hose mit dem kleinen Dicken mit Pfeife und die blondgelockte Farmersfrau mit dem Gentleman im schwarzen Anzug tanzten. Am nächsten Morgen führt uns ein wunderbarer Walk im nahe gelegenen  Operara  Basin (ein unendliches Waldgebeit) wieder durch die “grüne Hölle”.

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 Ziemlich im Norden liegt der Abel-Tasman National Park. Er ist nach einem holländischen Seefahrer benannt, der lange vor James Cook schon im Jahre 1655 Neuseeland entdeckt hat und hier in der wunderschönen Golden Bay vor Anker lag. Auf unserer langen Wanderung  baden wir in einer der Traumbuchten der kühlen Tasmansee und schon sind wir Opfer der für die Südinsel berüchtigten Sandfliegen (das sind ekelhafte kleine Fliegen, deren Stiche ewig jucken).

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Hier starten wir auch auf den Mt. Arthur – die knorrigen Bergbuchenwälder schmücken sich mit dichtem Flechtenkleid. Nach einer kalten Nacht in der Hütte müssen wir die Gipfelbesteigung wegen Orkan und Regen abbrechen.

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Am nordöstlichsten Punkt der Südinsel, erstreckt sich als Fortsetzung der atemberaubenden Felsküste am Cape Fairwell eine 32 km! lange Sandbank, bewohnt von Millionen Vögeln, die jährlich die weite Reise nach Sibirien auf sich nehmen, um immer Sommer zu haben.

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Im Norden der Südinsel kommt Mittelmeerstimmung auf: Hier gedeihen Wein und Oliven. Und hätten wir alle Kunstgalerien, Golfplätze und Strände besucht, wären wir heute noch in dieser Gegend unterwegs. Nicht umsonst ist Nelson, die größte Stadt dieser Region, und deren Umgebung ein beliebter Wohnsitz für Künstler und solche die es gerne sein wollen. In Nelson spielt das Symphonieorchester und einen Kunstgenuss der besonderen Art bietet das „WOW“, ein Museum für die sonderlichsten Modekreationen – und – einen Originalring aus  “Herr der Ringe”.

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Bevor wir mit der Fähre vom kleinen beschaulichen Picton auf die Nordinsel übersetzen machen wir einen Abstecher in den Marlborough-Sound: Unzählige malerische Traumbuchten unterbrechen die herrliche Fjordlandschaft.

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Stege an den Ufern einiger Buchten sind der Hinweis, dass hier ein Ferienhaus stehen muss. Die Häuser sieht man in dem dichten Urwald, der bis zum Ufer reicht, nur selten durch das satte Grün schimmern. Diese einsamen Feriendomizile sind nur mit dem Boot erreichbar. Wir wandern einen Tag auf dem Queen-Charlotte-Treck und steigen durch dichten Bergurwald auf den Mt. Stokes.

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