BootsnAll Travel Network



Kirgistan (Juni – Juli 2007)

Reisefuehrer: Lonely Planet
Kontakt: saschaines@web.de
fahne2.JPG
Kirgiesische Flagge (mit Jurtendach)

Von Usbekistan kommend haben wir uns entschieden, von Taschkent nach Bishkek zu fliegen , da die direkte Busfahrt über Kasachstan führt und hierfür ein Visum erforderlich ist und zudem nicht klar war, ob wir für Kirgistan ein Visum an der Grenze bekommen.
Nach dem kurzen Flug mit toller Sicht auf die Fergana-Berge im Sueden und eine von Flüssen und Seen durchsetzte Wüste im Norden bekommen wir am Flughafen in Bishkek das Visum für 30 Tage problemlos innerhalb von 10 Minuten (35$) ausgestellt.
So schnell und einfach sind wir nun in diesem Land angekommen, auf dessen Berge und Seen wir nach Usbekistan mit so viel flachem Land und Wüste gespannt sind:
Die seit 1991 von Russland zumindest auf dem Papier unabhängige und vermutlich demokratischste Republik in Zentralasien hat nur rd. 5 Millionen Einwohner. Mit Lenin können die Kirgisen offensichtlich noch gut leben, denn seine Statue steht zwar nicht mehr wie früher vor dem Regierungsgebäude aber immerhin in einer schönen Parkanlage hinter dem Regierungsgebäude.
Kirgisien ist etwa 2.5 mal so groß wie Österreich und vorwiegend bergig, 40% der Staatsfläche liegen über 3000m.

Mit dem Bus geht’s bequem in die Stadt. Irgendwo im Zentrum steigen wir aus und finden sofort ein Internet, wo wir die genaue Adresse des Sakura Guesthouses, das uns in Samarkand von Travellern empfohlen wurde, ermitteln. In einer etwas gewöhnungsbedürftigen Vorstadtgegend finden wir nach mehreren Anläufen das Häuschen mit üppigem Garten und Minipool. Außer uns sind nur Japaner hier. Dadurch erfahren wir zu Beginn unseres Kirgisienaufendhaltes in Gesprächen mit den netten jungen Leuten mehr über Japan und die Japaner als über Kirgisien. Als wir abends unser obligates Schach spielten und sich die Japaner intensiv unterhielten, klang das für unsere Ohren sehr nach angeregter Unterhaltung mit intensivem Beischlaf: Das lag daran, dass unsere Art, während eines Gesprächs durch „aha“ oder „mh“ oder „ja“ oder „verstehe“ zu bekunden, dass man zuhört und beipflichtet, bei den Japanern durch ein orgasmisches „ah-ah-ah“ oder „oh-oh-oh“ erfolgt, das sich im Laufe längere Erklärungen eines Sprechers bei den Zuhörern zu einem Höhepunkt zu steigern scheint.
Aber zurück zu unserem Reiseland.: Zwei Wahrzeichen des Landes begleiten einen überall. Das eine ist der Dachkranz der Jurte, der als oberstes mittleres Dachelement jeder Jurte aus Holz gefertigt etwa wie ein großes Speichenrad einer Kutsche aussieht. Diesen Dachkranz findet man stilisiert auch in der roten kirgisischen Fahne wieder.
Das zweite ist der weiße, hohe Filzhut mit schwarzen Stickmustern, der von den Männern an Land getragen wird.

kigis hüte1.JPG lenin1.JPG
Wir erkundigen uns, mit welchen Bussen wir wohin kommen und los geht’s, die Stadt zu erkunden.
Bishkek liegt auf 800m Höhe am nördlichen Rand des Ala- Archa Bergmassivs, dessen höchster Gipfel ist immerhin fast 5000 m hoch. Von diesen Bergen kommt viel Wasser; dementsprechend grün ist die Stadt. Schoene Alleen; große Parkanlagen und viele Brunnen.
Wir genießen das Bummeln durch die Strassen und Parks und essen in einem der unzähligen Straßenrestaurants. Wenn wir da so gemütlich sitzen und die Autos betrachten könnte man meinen, in einer deutschen Stadt zu sein, denn man sieht vorwiegend deutsche Automarken. Und zwar vorwiegend die der oberen Preisklasse. Es ist anzunehmen, dass da auch viele darunter sind, die in Deutschland in den 90er Jahren unauffindbar verlustig gegangen sind.
Im einem Internetcafe hilft uns eine junge Dame bei der Entzifferung der kyrillischen Schriftzeichen und so lernen wir Elmira kennen. Sie war als Au-pair ein Jahr in Deutschland und gibt jetzt Deutschunterricht. Wir besuchen Elmira und ihre Schüler bei ihr in der Wohnung: Auf die Frage, warum sie alle nach Deutschland wollen kommt die auswendig gelernte Antwort: „Weil das mein Traum ist“. Den Traum zu konkretisieren fällt ihnen jedoch sichtlich schwer. Es wird spät an diesem Tag und es ist nicht ungefährlich, nachts durch die Stadt zu gehen. Nicht etwa, weil man vor Überfällen Angst haben muss, sondern weil alle Kanaldeckel fehlen und bei der teilweise spärlichen Straßenbeleuchtung die Gefahr besteht, im Kanalsystem der Stadt zu landen.
Mit Elmira und ihren Freund Janebek machen wir einen Sonntagsausflug in die Berge und grillen wie alle hier Schaschlik am Lagerfeuer im Schotterbett des Baches. Es könnte auch an einem Bergbach in Tirol sein, wenn da nicht so viel Picknicmüll rumliegen würde. Die Bishkeker fangen gerade erst an, ein Bewusstsein für diese Umweltverschandelung zu entwickeln.
Es kommen uns Kunststudenten mit der Staffelei unter dem Arm entgegen. Die sind schon sehr früh morgens in die Berge gegangen, um bei Morgensonne Bergmotive in Öl zu malen. Die Bilder werden Nachmittags in den Parks der Stadt zum Kauf angeboten.
Wir sehen auch zwei Snowborder, die einen Tag lang zu bis zum Gletscher und einen weitern wieder zurück latschen mussten, um ihre Schwünge in den Firn zu malen. Noch gibt es hier keine Lifte.

bei elmia1.JPG schaschlik1.JPG
Nachdem wir Tags darauf unser Visum für China beantragt haben, verlassen wir nach 4 Tagen die Stadt, um in den nächsten 3 Wochen das Land zu erkunden.

Mit dem Marschruter (übliche, vermutlich russische Bezeichnung für die gebräuchlichen Sammelbusse) fahren wir in 5 Stunden vom Bishkek zum Issy-Köl-See. Dieser Bergsee liegt auf 1600m Höhe und ist 11 mal größer als der Bodensee. Die ersten 2 Tage schlafen wir in einer Jurte am Strand des kleinen Ortes Tamchy – Badeurlaub vom Feinsten:
Traumwetter mit Blick nach Süden über den See auf die weiße Bergkette des Tien-Shan-Gebirges (von Ost nach West soweit das Auge reicht); Sandstrand und 22 Grad warmes glasklares Wasser; frisch geräucherter köstlicher Fisch und nachts ein ungetrübter Sternenhimmel.
Der Strand ist zudem ein Freiland-Streichelzoo, wo sich vom Pferd bis zum Truthahn friedlich vereint alles tummelt, was es an Haustieren gibt.
Von Berlinern, die wir treffen, können wir ein Büchlein von Tschingis Aimatov abkaufen und wir lesen uns die traurige Geschichte „Der weiße Dampfer“ vor, der von dem Leben hier an diesem See handelt.
Im Laufe der Fahrt um den See machen wir jeweils noch 2 Tage gleichermaßen genussreichen Badeurlaub in dem ehemals „mondaenen“ und inzwischen sichtlich abgenutztem Ferienort der Russen Cholpon Ata und am Südufer in einem Bungalow im ehemals russischen Ferienlager des Militärs in Tamga:
In Cholpon Ata bummeln wir auch noch einen Nachmittag lang durch das oberhalb der Stadt liegende Steinfeld, und schauen uns die Felsmalereien und Balbals aus der Frühzeit an, die es hier zu Hauf gibt. Bei Dunkelheit kommen wir in den Ort zurück und hören schon die ersten bum-bums der zahlreichen Discos.
In Tamga ist die Disco gottlob soweit weg, dass wir sie nicht hören; denn im Baum über unserem bescheidenen Bungalow wohnt eine Nachtigall, die uns bis spät in die sternenklare Nacht ihre schönsten Lieder vorsingt.
Da es am Issy-Köl auch viele heiße Quellen gibt (deswegen friert der See auch im Winter vermutlich nicht zu) darf ein Thermalbad nicht fehlen. In Jeti-Ögüz gibt es ein von den Russen erbautes Sanatorium bzw. was von der einst sicherlich recht luxuriösen Anlage noch übrig geblieben ist und halbwegs funktioniert: Wir machen einen Tagesausflug dorthin, baden in vorsintflutlichen Wannen und genießen die anschließende Ganzkörpermassage. Wie neu geboren wandern wir danach noch auf die oberhalb liegenden Almwiesen. Eine Großfamilie auf Picknicausflug mit einem Kleinbus nimmt uns mit zurueck in die Stadt.

issikul1.JPG fisch1.JPG kirgis felsmalereien1.JPG Tamga baden1.JPG
Vom der ehemaligen Garnisonsstadt der Russen Karakol am Ostende des Issy-Köl-Sees bietet es sich an, in die Berge zu wandern. Valentin ist Betreiber von „Yak-Tour“. Der patente, hier hängengebliebene Ukrainer ist für uns genau der richtige Ansprechpartner für die Tourorganisation.
Bevor es jedoch in die Berge geht besuchen wir die wunderschöne orthodoxe Holzkirche in einem üppig blühenden Rosengarten. Pflichtprogramm ist auch noch sonntags frühmorgens der Viehmarkt: Obwohl sich auf dem großen Gelände dichtgedrängt Menschen und viel Vieh befinden, geht es erstaunlich leise und friedlich zu. Die Hirten und ihre Tiere sind sichtlich müde von den Strapazen des langen Anmarsches aus den Tälern und es wird fast im Flüsterton und ohne jegliche Hektik verhandelt.
Unsere Bergtour beginnt dann mit einer Fahrt mit Valentin in einem alten Russen-4WD in seine Berghütte in Altyn-Arasham. Das ist eine einfache kleine Thermalbadanlage auf einer Alm in 2500m.
Am nächsten Tag wandern wir über Wiesen voller Edelweiss zu den naheliegenden Jurten und lassen uns Pferde satteln, um zu testen, wie wir mit Sattel und Pferd zurechtkommen und tags darauf geht es dann mit einer sympathischen jungen Bergführerin hoch zu Ross steil bergan Richtung Ala-Köl, ein unterhalb eines Gletschers durch eine interessante Felsformation aufgestauter rd. 1 km langer Bergsee. Ludwigs Pferd stuerzt, doch Ross und Reiter bleiben unverletzt.
Mit dem Wetter haben wir Glück. Denn die ganze Nacht und bis kurz vor unserem Aufbruch hat es geregnet und jetzt wird es schön.
Die Pferde tragen uns bis knapp unter das dem See vorgelagerte Joch. Dann geht es zu Fuß steil berauf, während die Pferde mit einem Hirten wieder absteigen.
Auf dem Joch in rd. 3600m Höhe schneit es kurz und die Luft ist so elektrisch aufgeladen, dass die Metallöse an meiner Kappe zu surren beginnt und die Haare der Bergführerin gen Himmel stehen. Nach zehn Minuten ist der Spuk vorbei.
Entlang des zwischen hellem Türkis und dunklem Blau seine Farbe ständig wechselndem See mit Blick auf die südlich gelegenen Viertausender, die von dem 5200m hohen vergletschertem Karakolski überragt werden, erreichen wir abends das andere Ende des Sees.
Den bekannten Siebentausender Khan Tengri (7010) und den weniger bekannten aber höchsten Berg Kirgistans Pik Popedy (7439) können wir Richtung Südosten nur erahnen. Dort erstreckt sich auch der 60 km lange Inylchek-Gletscher und dessen von dem Österreicher Gottfried Merzenbacher 1902 erkundeten und nach ihm benannten Gletschersee.
Nach einer saukalten Nacht im Zelt und heißem Tee und Kekse zum Frühstück gehts durch das traumhaft schöne Tal des vom See gespeisten Bergbaches wieder bergab, bis wir am späten Nachmittag im Karakoltal vereinbarungsgemäß den Geländewagen treffen, der uns nach Karakol zurückbringt.

altyn arashan1.JPG kirgis edelweiss1.JPG reiten ala köl1.JPG kirgis songköl1.JPG
Der zweitgrößte See Kirgistans ist der Song-Köl – auf rd. 3000 m inmitten einer riesigen Hochebene gelegen. Dort wollen wir natürlich auch hin: Vom Issy-Köl erreicht man nach ein paar Stunden Autofahrt die Provinzhauptstadt Kochkor.
Das CBT-Büro (Comunity- Based- Tourism: Eine Art genossenschafliche regionale Touristenagentur) macht uns einen Vorschlag für einen 2 Tages-Ritt und wir werden noch am selben Tag mit einem 4WD in knapp 3 Stunden zu den Hirten am Seeufer gefahren. Die Gewitterstimmung am Abend ist bedrohlich schön. Unsere Jurte ist wie gewohnt gemütlich und wir werden von der Hirtenfamilie bestens versorgt. Der mit getrocknetem Mist geheizte Ofen wärmt die Jurte während der bitterkalten regnerischen Nacht – das Filzdach ist leider nicht ganz dicht, so schuetzen wir uns mit einer Plastikfolie vor dem eindringenden Regen.
Am nächsten Morgen reiten wir bei strahlendem Sonnenschein los. Unsere beiden Rucksäcke hängen beidseitig des Sattels des uns begleitenden Hirten.
Zuerst geht es zwischen Schaf- und Ziegen-, Pferde- und Kuhherden am See entlang; dann durch flache Täler bergan, bis wir am Nachmittag etwa 1000m über der Ausgangshöhe einen Pass erreichen. War vorher noch alles grün von den saftigen Wiesen und voller bunter Blumen, so ist es hier oben nur noch rot, grau und schwarz von den Felsen.
Nun geht es steil bergab. Ludwig führt sein Pferd lieber, weil seine Knie sowieso nach Bewegung verlangen.
Gegen Abend erreichen wir das Tagesziel. Drei Jurten einer Hirtenfamilie – an einem steilen Hang klebend. Die gewohnt gemütlich eingerichtete Elternjurte ist für uns vorbereitet. Offensichtlich war man auf unser Kommen vorbereitet. Wir haben nicht erfahren, wie die Nachricht so schnell diese abgelegene Bergregion erreichen konnte.
Erst einmal gibt es wie gewohnt Kymis. Eine vergorene leicht alkoholische Stutenmilch. Die tut gut und schmeckt hervorragend, wenn man sich erst einmal an den Geschmack gewöhnt hat. Die noch junge Großmutter der Familie legt großen Wert darauf, uns persönlich nachzuschenken. Dann gibt es Marmelade, Honig und ein selbst gebackenes Brot, das wir so gut vorher und nachher nicht mehr bekommen haben; danach eine Art Reisfleischsuppe, die es eigentlich immer gibt, die aber hier auch besonders gut schmeckte. Bevor die Sonne untergeht, kommt ein Hirte aus dem benachbarten Seitental und fragt, ob wir einverstanden wären die Pferde zu wechseln. Er würde die Tour mit 2 Touristen in entgegengesetzter Richtung machen und beide Hirten wären froh, wenn sie nur mit ihrem und nicht mit allen drei Pferden zurück reiten müssten. Natuerlich sind wir einverstanden und so geht es am nächsten Morgen mit anden, nicht minder guten Pferden von Tal zu Tal, bis wir am Nachmittag, dem inzwischen breiten Fluss folgend, die auf einer riesigen Hochebene gelegene Ortschaft Kyssart erreichen. Auf den zwei zwischen Kartoffel- und Maisfeldern gelegenen Friedhöfen stehen großzügig gebaute Mausoleen. Es macht den Anschein, dass für die Häuser der Toten fast mehr Aufwand betrieben wird als für die Häuser im Ort.
Abgesehen von dem recht gepflegten Herrenhaus, in dem wir untergebracht werden und besonders die für uns eingeheizte Sauna im Innenhof neben dem Stall genießen, sind die Wohnhäuser schon sehr einfach und vielfach -zumindest für unsere Verhältnisse- verwahrlost.

song köl2.JPG song köl11.JPG reiten song köl1.JPG reiten runter1.JPG Blumenlandschaft1.JPG
Am nächsten Tag geht’s frühmorgens mit dem Marschruta auf einer grauenhaft schlechten Strasse nach Kochkor und von dort auf schon bekanntem Weg nach Bishkek, wo wir unser China-Visum abholen müssen.Für Interessierte nachfolgend die CBT Preise (wenn man selbst organisiert und nicht die bequeme Variante über CBT wählt, wird es sicherlich etwas billiger. CBT ist aber eine gute Einrichtung, da der Grossteil des Geldes in der Gemeinde bleibt und tatsächlich den Hirten und einheimischen Führern zufließt. Außerdem werden die Hirten über Sauberkeit, Hygiene und Grundbedürfnisse der Gäste aufgeklärt und die Hirten sind in dieser Hinsicht auch sehr engagiert).
Übernachtung mit Frühstück (Jurte oder Haus): 5 € pro Person
Pferdmiete: 8 € pro Tag und Pferd
Pferdeführer: 7 € pro Tag
4WD-Transport: bis zu 2 € pro 10 km

Walnusswälder und Wintersport

Von Bishkek fahren wir auf der von Louis Berger Consulting Washington geplanten und von Chinesen gebauten neuen Strasse bequem in einem Mercedes die 9 Stunden ins Fergana-Gebiet, von dort wollen wir nach China weiterreisen. Die Fahrtkosten von 60 € teilen wir uns mit einem reizenden jungen Ehepaar mit Kleinkind aus Jalal-Abad. Entsprechende Vereinbarungen werden gewohnheitsgemäß spontan an den Abfahrtsplätzen der Routentaxen getroffen und ergeben sich meist problemlos, weil in der Regel das Angebot von Taxen die Nachfrage von Kunden deutlich übersteigt.
Wir steigen kurz vor Jalal-Abat aus, da wir noch ein paar Tage in Arslanbob verbringen wollen; einem in der Gegend bekannten Bergbauerndorf, Pilgerziel und Ferienort. Nach einer weiteren Stunde Fahrt hinauf in die Berge ist es schon 7 Uhr abends. Der überaus nette und engagierte Leiter des CBT-Büros ist noch in seinem Büro und vermittelt uns in das Haus des pensionierten Schulleiter.
Die Tochter des Hauses serviert uns Frühstück und Abendessen im Garten und liest uns trotz Verständigungsschwierigkeiten jeden Wunsch von den Lippen ab. Im Flüsterton erzählt sie Susanne, dass sie so darunter leidet, tagein-tagaus ihr Kopftuch tragen zu müssen. Aber ihr Mann will es so. In Arslanbob leben fast außschließlich usbekische Moslems.
Der Ort liegt auf 1600 m mit Blick auf den 4000m hohen „Hausberg“ gleich hinter dem Ort und ist laut „Lonely planet“ vom größten zusammenhängenden Walnusswald der Welt umgeben.
Den ersten Tag wandern wir durch diese Wälder bergan, um über der Waldgrenze angelangt die grüne Pracht von stattlichen Bäumen zu sehen. Am zweiten Tag reiten wir zu einem Wasserfall, zu dem warum auch immer, viele kirgisische und usbekische Pilger kommen. Auch hier Walnussbäume, soweit das Auge reicht.
Man erzählt uns, dass der Wald von den Russen nachhaltig und streng überwacht bewirtschaftet wurde, aber nach deren Abzug durch Korruption und Diebstahl um ein Drittel geschrumpft ist. Das Holz lässt sich nämlich vor allem für die Herstellung von Furnieren für die Autoinnenausstattung teuer verkaufen.
Am späten Nachmittag trinken wir im Teehaus, in dem sich die alten Männer des Ortes treffen, unseren Tee. Die blonde Susanne ist die Attraktion dieses Tages und muss sich für ein Foto zu den Alten setzten.
Am nächsten Tag gibt es noch vor unserer Abfahrt nach Osh eine kleine Besprechung beim Leiter des CBT- Büros. Er erzählt uns über seine ersten Aktivitäten zur Ankurbelung des Wintertourismus und dass er schon 3 Paar alte Tourenskier und einige Paare Skischuhe von schweizer Freunden bekommen hat und daran arbeiten wird, den Skitourismus auszubauen.
Wir diskutieren über Tourenrouten und Lawinengefahr, Schneeverhältnissen und Möglichkeiten der Einrichtung eines kleinen Schleppliftes. Herr Hayat, wie der engagierte CBT-Leiter heißt, will uns gar nicht gehen lassen und bekniet uns, doch im nächsten Winter mit Tourenausrüstung wieder zu kommen.
Noch am selben Tag brechen wir in Osh einen Rekord: Im schon sehr heruntergekommenen Hotel Alay „Betonkasten nach Russenart“ bezahlen wir 3,5 €. Das Zimmer war nicht so schlecht, dass wir die Mühe nach einer anderen Bleibe auf uns nehmen wollten.
Abends steigen wir noch auf den inmitten der Stadt gelegenen „heiligen Berg“ und genießen den Sonnenuntergang, während die Gebete der vorwiegend weiblichen Pilger von der kleinen Moschee neben dem Berggipfel herübertönen. Dass dieser Berg nach Mekka und Medina der weltweit wichtigste Pilgerorte der Moslems sein soll, können wir uns angesichts der wenigen Pilger nicht vorstellen.

arslanbob1.JPG walnusswald1.JPG wasserfall1.JPG arslanbob picknick1.JPG osh1.JPG susanne u alte kirgiesen1.JPG
 

Entlang der Pamir-Berge nach China
Die einzige ohne Sondergenehmigung befahrbare Strasse zwischen Kirgistan und China geht von Osh nach Sary-Tash und von dort über den Irkestham–Pass nach Kashgar.
Das war mit ein Grund, warum wir in die fast 1000 km von Bishkek nach Osh – die zweitgrößte Stadt Kirgistans ganz im Südwesten und nahe an der Grenze zu Usbekistan gelegen – gereist sind.
Man sollte diese wenn auch lange Strecke mit dem Auto zurücklegen und nicht fliegen, denn die Fahrt über drei Pässe, die Hochebene von Narin und am Toktogul- Stausee vorbei ist landschaftlich grandios und wegen der ausnahmsweise guten Strasse auch angenehm zu fahren.
Wir buchen für den nächsten Tag den Sleeper-Bus, der abends abfährt und etwa 22 Stunden später in Kashgar ankommen soll. Mittags erfahren wir jedoch eher zufällig im Büro von Irkeshtam –Tour, dass eine tschechische Bergsteigergruppe mit einem LKW-Geländewagen zum Basecamp des Pik-Lenin abfährt und wir mitfahren könnten. In den Bus nach Kashgar könnten wir in Sary-Tash morgen Nacht zusteigen.
Diese Gelegenheit, den bekannten Siebentausender aus nächster Nähe zu sehen, wollen wir uns nicht entgehen lassen und eine Stunde später sitzen wir mit tschechischen Studenten in einer Blechkabine mit Gucklöchern auf der Ladefläche des LKW`s.
Die Strasse ist schlecht und der LKW langsam. Erst am Abend fahren wir durch Sary-Tash, wo wir morgen Nacht zwisen 1 und 2 Uhr an der Strasse auf unseren Bus warten sollen. Aber jetzt geht es erst mal in Richtung Pamir Highway und nach einer weiteren Stunde ab von der Straße nochmal 2 Stunden über Geröllhalden und durch Flüsse, von denen man nicht vermutet, dass sie mit einem LKW durchfahren werden können. Als es dunkel wird fängt es auch noch an zu regnen. Aber der Fahrer kennt die Strecke wohl auswendig und gegen 22 Uhr kommen wir bei strömendem Regen im Camp an.
Die Bergsteigersaison hat gerade erst begonnen und es sind noch genügend Zelte frei, wo wir schlafen können.
Morgens ist es immer noch kalt und regnerisch und vom Berg, wegen dem hier so viele Zelte stehen, ist nichts zu sehen.
Glücklicherweise fährt der LKW erst am späten Nachmittag zurück, denn mittags wird es schön und plötzlich ist keine Wolke mehr am Himmel. Also jede Menge Gelegenheit, den imposanten Berg – vielleicht unser naechstes Skitourenziel – zu sehen und auch noch zu den rundum liegenden Bergseen zu wandern. Zum Baden ist es uns aber dann doch zu kalt.
Wir verabschieden uns vom Camppersonal mit einem Abschiedsfoto mit dem russischen Camparzt, der hier sozusagen seinem Ferienjob nachkommt und dem sooo langweilig ist, weil es ja momentan nichts zu tun gibt.
Bei der Rückfahrt mit dem LKW bis Sary- Tash dürfen wir im Führerhaus sitzen und erst jetzt sehen wird so richtig, was vom Fahrer und vom Fahrzeug in diesem Gelände abverlangt wird.
Wie wir es einige Stunden später in stockdunkler aber gottlob windstiller Nacht geschafft haben, ohne Haltestelle und ohne Straßenbeleuchtung in einem gottverlassenen Ort wie Sary-Tash den Bus, der nicht wie angegeben zwischen 1 und 2 Uhr sondern erst nach 3 Uhr ankam, auch tatsächlich zu besteigen, ist eine eigene Geschichte.
Für die Mühen dieser Nacht wurden wir aber bei Tagesanbruch reichlich entschädigt; denn die rd. 150 km lange Holperpiste bis zum Irkeshtam-Pass führt entlang der Pamirberge, an deren von der Morgensonne beschienen von rot bis weiß schimmernden Gletschern man sich nicht satt sehen konnte. Bei unserem durchschnittlichen 40 Stundenkilometertempo auf der Krater-Piste hatten wir Stunden Zeit, die immer wieder neuen Gipfel (alle zwischen 5000m und 7000m hoch) und deren vielfältigen Gletscherformen zu betrachten.
Nach etwa 4 Stunden war die beschwerliche Strasse bewältigt und nach weiteren 4 Stunden die langwierige Zollabfertigung hinter uns gebracht. Aber nicht etwa wir als die einzigen Touris im Bus, sondern die Usbeken, Kirgisen, Tadjiken, Afghanen und Kasachen, die vollbepackt mit Waren zum Sonntagsmarkt in Kashgar wollten, wurden ausgiebig gefilzt.
Nach der Grenze in China war nicht nur die Uniform der Zöllner und die Schrift an den Gebäuden sondern auch die Verkehrswelt eine ganz andere; beste Straßenverhältnisse sowie moderne LKWs. Der unablässige Warentransport von China nach Kirgistan darf nämlich nur von den landeigenen Fahrzeugen vorgenommen werden. Also werden alle Waren in modernen chinesischen LKWs bis zur Grenze befördert. Dort stauen sie sich in riesigen Hallen und werden nach und nach mit meist uralten russischen LKWs, die extrem robust gebaut sein müssen, sonst wären sie auf dieser Holperpiste nicht so alt geworden, weiter nach Osh transportiert.
Aber es wird nicht lange dauern, bis die Chinesen auch hier eine neue Strasse gebaut haben und ihren Export in die „ Stan-Staaten“ forcieren können.
Abends kommen wir sichtlich übernächtigt in Kashgar an und beziehen gerne ein schönes Zimmer im Seman-Hotel.
Am nächsten Tag gibt es in Johns Cafe Gelegenheit, Erfahrungen aus unserer vierwöchigen Kirgisistanreise an Travellers weiterzugeben, die die Busfahrt in entgegengesetzter Richtung noch vor sich haben..truck1.JPG Pik Lenin1.JPG
Pik Lenin

basecamp mit Doctor1.JPG Pamir Kirgis1.JPG

Tags: ,

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *