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China – Juni 2007 (Xinjang, Gansu)

Von Kirgistan (Osh) kommend, sind wir Mitte Juli ueber den Irkestam-Pass mit dem Bus (Sleeper) nach China eingereist. Die Grenzformalitaeten waren ermuedend, zweimal Gepaeckkontrollen, mehrere Passkontrollen!!
Aber nach den wirklich grauenhaften Strassenverhaeltnissen auf der kirgiesischen Seite entschaedigte die gute Teerstrasse nach Kashgar fuer alle Strapazen.
In Kashgar im Seman-Hotel (nebenan ist auch Johns Information Cafe) eines der teureren (28 Euro), mit buntem Stuck verzierten, Zimmer genommen – im anderen Trackt gibts billigere Zimmer.
Auf den ersten Blick wirkt Kashgar (chinesisch: Kashi) wie eine moderne Grossstadt;
wir hatten eigentlich ein kleines Oasennest, am Rande der Taklamakan-Wueste, erwartet. Aber hinter der Id Khar Moschee erstreckt sich noch eine faszinierende Altstadt, wo man Handwerkern bei der Arbeit zusehen kann – hier werden traditionelle, wunderschoene Messer geschmiedet, Uyghurenkappen bestickt, es wird geschreinert und gedrechselt, dazwischen sitzen die Jade- und Teppichhaendler – ich kaufe einen roten Afghan-Teppich. Wenn die schoenen, messingbeschlagenen Truhen nicht so gross und schwer waeren, haette ich auch davon eine erstanden.

Truhen Kashgar.JPG

Viele obskure Shops verkaufen getrocknete Schlangen, Froesche und anderes Ekelgetier sowie in Scheiben geschnittene Hirschgeweihe – das Zeug wird in Alkohol eingelegt und dient wahrscheinlich der Potenz (im Set, als Geschenkpackung besonders zu empfehlen).
Ein dicker Heilpraktiker gibt Ludwig ein Stueck Baerenfett – damit sollte er seine Schrunden an den Fuessen kurieren. Tolle Strassenkuechen mit seltsamen Gerichten, riesige rauchende Schaschlikgrills runden das Bild ab.

schlangen1.JPG kashgar Doktor.JPG essen

Ausser den chinesischen Schriftzeichen und einer 18 m hohen Maostatue

hut Wir

deutet wenig auf China hin – kein Wunder, die Bevoelkerung besteht zum Grosssteil aus moslemischen Uyghuren, die an ihren gruen bestickten Kappen zu erkennen sind. Faszinierend ist auch das bunte Warenangebot und das Volksgemisch auf dem Sundaymarket – die Landfrauen haben zum Shoppen ihre schoensten Paillettenkleider angelegt, andere sind total verschleiert.

sonntagsmarkt kashi.JPG kinder.JPG

Da wir 30 Tage in den Bergen Kirgistans weilten, sparen wir uns die Fahrt zum 3700 m hoch, am Fusse des Mustagh-Ata gelegenen Karakul-See.
Unser naechstes Ziel ist Turfan (chin.: Tulufan). Eine Oase mitten in der Wueste Gobi, 150 m unter dem Meeresspiegel und mit 45 Grad im Schatten unertraeglich heiss. Der erste Eindruck ist der einer modernen Stadt, doch am Stadtrand gibt es noch viele einfachste Lehmbehausungen.
Wir finden den Eintritt von 10 Euro!! fuer die Besichtigung des Weintraubentals unverschaemt.
Man schlendert zusammen mit Tausenden chinesischer Touristen durch schoene Weinlauben (mit endlos vielen Trauben dran- man muss aber Strafe zahlen, wenn man davon nascht) und passiert eine Menge Souvenirstaende und Restaurants. (Wer europaeische Weingegenden kennt, muss da nicht unbedingt hin).

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Unser naechstes Ziel – Urumchi – erreichen wir mit dem Flugzeug. Wieder erwartet uns eine moderne Grossstadt mit glitzernden Hochhaeusern und ueber 2 Millionen Einwohnern. Zufaellig erfahren wir, dass das Kempinski Zimmer fuer 20 Euro hat (Promotion), wir lassen uns den Luxus nicht entgehen. Im nahegelegenen “Peoples Park” ist viel geboten: Uyghurischer Tanzkurs, Tai Chi (man kann einfach mitmachen), Kalligrafie mit den Riesenpinsel – es wird einfach mit Wasser auf den Boden gemalt. Weiter hinten singen und musizieren Senioren – ein chinesischer Junge fluechtet mit zugehaltenen Ohren – das sagt alles. Man kann sich auch in!!! einem Wasserball abmuehen.

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Zum “Havenly Lake” kann man mit einer Tour fahren (Start am Peoples Park) – um den See zu besichtigen muss man nochmal 10 Euro berappen!! Da lobe ich mir den Preis beim Friseur: 4 Euro – Haarwaesche, lange Kopfmassage, Schneiden, Foehnen. Achtung – viele Friseurlaeden sind verkappte Puffs.
Heute (25. Juli) ist Abschiedstag – Ludwig fliegt fuer 2 Wochen nach Deutschland, da sein Sohn, der Max, heiratet. Ich fliege 1000 km in die andere Richtung – nach Dunhuang (Provinz Gansu). Ich muss mich nun eine Zeitlang alleine durchschlagen und den Cappuchino, den ich jeden Morgen von meinem Schatz serviert bekam, muss ich nun selbst zubereiten.
Das Schwierigste in China ist die Verstaendigung. Nur sehr, sehr wenig Leute sprechen Englisch und wir kein Chinesisch. Die Schriftzeichen sind wie eine Geheimsprache. Leider verstehen die Chinesen auch keine der allgemeingueltigen Woerter – wie Internet (chinesisch: Wangba), City, Airport, Bus …etc. und man braucht schon gar nicht zu versuchen, etwas mit Gestik zu erklaeren, die verstehen absolut nix. Da hilft nur, sich von einem Englisch kundigen Chinesen seine Wuensche aufschreiben zulassen oder ein Lexikon zu benutzen.
Dunhuang, ein wichtiger Posten auf der Seidenstrasse, mitten in der Wueste Gobi, ist ein sympathischer Ort, wo man auch mal nett radeln kann. Ich wohne im “Feitian Binguan”, was soviel wie Hotel Engel heisst. Dunhuang ist beruehmt fuer die 28 km ausserhalb der Stadt gelegenen, 1400 Jahre alten Magao-Caves (UNESCO) und seine enormen Sandduenen mit einem natuerlichen kleinen mondsichelartigen See. Beide Attraktionen kosten wieder horrende Eintrittspreise. Die Caves (18 Euro mit deutschsprachiger Fuehrung) lohnen aber wirklich – in einer Felswand befinden sich ca. 735 Grotten (nur 10 davon werden besichtigt), mit mehr als 2400 bemalten Statuen, meist Buddha mit seinen Schuelern (der groesste Buddha misst immerhin 35 m) und 45.000 Quadratmetern Wangemaelden aus dem Leben Buddhas. Bezaubernd sind die in vielen Formen und Farben gemalten Apsaras – an Baendern fliegende Himmelswesen -sie sind zum Wahrzeichen der Region geworden und finden sich auf Postkarten, Batiken, Zigarettenschachteln, Gardinen etc..
Zu den Sandduenen sind es nur 3 km – am Gate (10 Euro) draengeln sich viele Chinesen und in den Duenen herrscht Disneylandstimmung. Massen cinesischer Touris setzen Mundschutz auf, ziehen orangefarbene Gamschen ueber und stuerzen sich auf die Kamele um dann in langen Karawanen auf die Sandberge zu reiten. Ein heftiger Sandsturm vernebelt die Aussicht vollkommen.
Am naechsten Tag nehme ich an einer Tour zu den Yadan-Landforms teil (180 km) – trotz Hitze und Sandsturm – die winderodierten Felsformationen, die mitten in der platten Wueste stehen, sind toll.

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In einem bequemen Softsleeperabteil fahre ich ueber Nacht nach Lanzhou (2,8 Mio Einwohner), der Hauptstadt der Provinz Gansu. Gleich neben dem Bahnhof nehme ich ein Zimmer im “Lanshan Binguan” (14 Euro), den Rest des Tages spaziere ich in dem Park der weissen Pagode, mit Teehaeusern und herrlichen Ausblicken auf die Stadt und den gelben Fluss (Huang He).

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Mit dem Bus fahre ich nach Xiahe (sprich: Schachoe). In dem auf 3000 m hoch gelegenen Dorf stehen ca. 18 buddhistische Kloester, in denen ca. 2000 rotgewandete Moenche, manche noch kleine Buben, studieren oder beten (u.a. Psychologie, Astrologie und tibet. Medizin). Ich steige im “Overseas Tibetan Guesthouse” (nettes Hotel, nahe an den Klosteranlagen) ab und nehme ein Dormitory. Sofort mache ich mich auf den ca. 3 km langen Pilgerweg, der rund um die Klosteranlage fuehrt. Vorbei gehts an langen, ueberdachten Reihen bunter Gebetsmuehlen, die ich, wie die vielen tibetischen Pilger (meist alte gebueckte Muetterlein mit 2 mageren Zoepfen in bunten Gewaendern mit roter Schaerpe und traditionellem Korallenschmuck) mit einiger Kraftanstrengung drehe. Ein Pilger, mit Knie- und Ellbogenschutz wirft sich vor jeder Gebetsmuehle nieder – er wird fuer die Runde wohl lange brauchen. Zwischendurch geben schoen geschnitzte Tore den Blick auf die verschiedenen Kloester mit goldenen Buddhastatuen frei.

gebetsmuehlen.JPG Xiaje kloster.JPG xiaje kloester.JPG moenche.JPG jakbutter1.JPG

Zufrieden widme ich mich danach dem Essen im Everest-Cafe (direkt am Hotel). In den benachbarten Laeden gibt es allerhand tibetischen Schmuck (Korallen und Tuerkiese), Pilgerbedarf und Profanes.
Am naechsten Tag mache ich eine Klosterfuehrung mit, die ein leidlich englisch sprechender Moench leitet. Unglaublich ist die Halle mit den Bildern aus Yakbutter – feinste, bunte Skulpturen mit Buddhas, Drachen und Blumen – sie werden jedes Jahr neu gemacht (irgendwann wird die Butter ja ranzig). Besonders beeindruckend ist die riesige Gebetshalle, in der Unmengen Moenche bei Daemmerlicht Gebete murmeln – 2 Obermoenche mit ihren gelben, an einen Huehnerschnabel erinnernden Kappen (“Gelbmuetzenorden”, dem auch der Dalai Lama angehoert) beaufsichtigen das Treibe; sie klopfen ab und zu mit dem Stock auf den Boden, woraufhin die Jungmoenche Tee aus grossen Kannen einschenken. Pilger giessen fluessige Jakbutter in die Butterlampen. Viele Moenche vertreiben sich die Zeit mit dem Zaehlen von Geldscheinen – Geld spielt wohl auch hier eine wichtige Rolle. Draussen regnet es und es ist ziemlich kalt. Unser Guide hat uns die buddhistischen Regeln fuer ein glueckliches Leben erlaeutert: Kein Neid, Streben nach Erkenntnis, keine Begierden.
Beim Essen sitzt ein Lama aus Dharamsala neben mir, er ist Rinpoche und ein Freund des Dalai Lamas und lehrt Meditation. Erstaunlicherweise isst er ein Gericht mit Fleisch. Er hat eine Sponsorin, die seine Reisen finanziert. In Xiahe wollte er seine Elten besuchen, die er seit 20 Jahren nicht gesehen hat.
Ich mache mir Gedanken darueber, warum all die Pilger nicht wiedergeboren werden wollen (wie ja auch meine Mutter). Eigentlich ist das Leben doch recht interessant und viel zu kurz, um alles kennen zu lernen.
Heute scheint wieder die Sonne; ich miete mir ein Fahrrad und radle 15 km leicht bergauf nach Sonke- Grasland. Auf den weiten gruenen Hochebenen weiden die Tibeter ihre zotteligen Yaks, viele blau-weiss gemusterte Zelte laden zu Tee und Essen. Eine nette chinesische Familie laedt mich zum Essen ein.

Grasland.JPG Ovoo.JPG

Heute breche ich mit dem Bus nach Linxia auf – ohne meinen Rucksack, den hat aus Versehen eine niederlaendische Reisegruppe eingepackt (ich bekomme ihn erst in Lanzhou zurueck). In Linxia spricht kein Mensch Englisch, ich finde aber ein guenstige Hotel (4 Euro) und mache noch einen Stadtbummel. Man sieht viele, recht proppere, wie chinesische Tempel aussehende Moscheen – hier leben die sog. Huis, sie sind Moslems. Ich leiste mir einen koestlichen scharfen Nudelpot fuer 4o Cent (die Nudeln macht uebrigens in China fast jeder Koch noch von Hand).
Am naechsten Morgen erreiche ich mit dem Bus tatsaechlich auf Nebenstrassen (durch kleine Doerfer und vorbei an terrassierten Loessfeldern) den Huang He.

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Dort lasse ich mich in einem kleinen Boot zu den flussaufwaerts, in einer tollen Schlucht gelegenen Bingling-Si-Caves (alte buddhistische Grotten) fahren. Am spaeten Nachmittag bin ich zurueck in Lanzhou.
Die 1600 Kilometer (20 Stunden) lange Strecke von Lanzhou nach Hohot lege ich mit dem Zug zurueck (14 Euro). Der billige “Hardsleeper” ist gar nicht so schlecht, die Betten sind gepolstert und frisch bezogen. Da kein Reisegenosse Englisch spricht, komme ich endlich zum Lesen (Wilde Frauen reisen anders).
Hohot, die Hauptstadt von Inner Mongolia (China) ist mal wieder eine riesige, moderne Stadt. Ich bin dorthin gefahren, da man nur von hier direkt nach Ulan Bator (Mongolei) fliegen kann, wo mich Ludwig erwartet. Das Ticket kann man in der mongolischen Botschaft kaufen (150 Euro, Fluege gibts nur Montag und Donnerstag).
Ich schaue mir das wirklich sehenswerte, gerade vor 6 Tagen eroeffnete Inner-Mongolia Museum an. Dort sind Skelette von Riesen-Dinosauriern aus nahe gelegenen Kohlegruben zu sehen, ein anderer Bereich widmet sich der erstaunlich vielfaeltigen mongolischen Nomaden-Kultur – und !!! – in der Abteilung Flora finde ich einen Zweig der Larix sibirica “gmelinii” (Sib. Laerche) ausgestellt. Vor langer Zeit wurde sie mal von einem meiner Vorfahren entdeckt und nach ihm benannt.

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In der lebendigen Stadt kann man auch allerlei nette Souvenirs erwerben. Errinnerungen an Mao, lebendige Grillen, kunstvolle Werke aus Bambusgras und den in China so beliebten Gluecksbringerfrosch mit 3 Beinen.

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Von hier fliege ich dann nach Ulaan Bator, wo mich Ludwig am Flughafen abholt. Ich freue mich schon, ihn wieder zu sehen.

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One response to “China – Juni 2007 (Xinjang, Gansu)”

  1. Andi Riesner says:

    Hallo Susanne! Hallo Ludwig!

    Tolle Sache Eure Weltreise! Bin total begeistert von den Berichten und Bildern. Ich finde es genial das Ihr das so durchzieht. Doris und ich treiben uns (wie immer) hauptsächlich in den Alpen herum und waren im Sommer viel klettern.
    Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute,

    Grüsse aus Neumarkt/Salzburg

    Andi

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