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Taiwan – Ende November 2008

Von Naha, ganz im Süden Japans, fliegt uns China Air nach Taipei, der Hauptstadt Taiwans. 10 Tage bleiben für die Besichtigung Formosa’s  – der Wundervollen, wie einst die Portugiesen die 300 km lange und 100 km breite Insel tauften.

Die „Ureinwohner“  stellen nur noch 2% der Gesamtbevölkerung (von 23 Mio), die restlichen 98% sind Chinesen und ihr Staat ist die Republik China im Gegensatz zum mächtigen Nachbarn am Festland, der Volksrepublik China. Wer das genauer verstehen will, sollte das letzte Kapitel „alles China – oder was“ lesen.

Taipei

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Nett – gleich bei der Ankunft in Taipei begrüßt uns die Wieskirche.

Erstmalig auf unserer Reise wohnen wir in einem Hochhaus; unser Guesthouse liegt im 22. Stock gleich gegenüber dem Bahnhof. Fünf U-Bahnstationen weiter steht das noch vor kurzem höchste Gebäude der Welt – TAIPEI 101 – mit 508m.

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Beeindruckend ist auch das Palace Museum mit großartigen Schätzen aus Pekings Kaiserpalast; sie wurden vor der Zerstörungswut der Kulturrevolution in Taiwan in Sicherheit gebracht.

Auf den lebhaften Nachtmärkten kann man alles kaufen und billig essen. Schlange gehört dagegen zu den teuren Delikatessen – in der Snake-Alley werden lautstark Kunden gesucht.

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Ein echter Verkaufsschlager ist Hundemode – viele Stände überbieten sich mit abenteuerlichen Designs – Nikolauskostüm, Biene Maja, Schottenrock und Spitzenkleidchen – für 2 Euro ist der (meist kleine) Hund bekleidet.

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Eine beliebte Spezialität ist die Betelnuss – die Früchte der Arekapalme (grosse Plantagen) werden zusammen mit gelöschtem Kalk gekaut, der blutrote Saft dann ausgespuckt. Hübsch angerichtet gibts die “Soft-Droge” überall zu kaufen (sieht man sonst in Asien kaum noch).

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Religion

In Taiwan gibt es die meisten Tempel der Welt bezogen auf die Anzahl der Einwohner – auf unserer Reise vielleicht die buntesten und skurrilsten. Da tummeln sich in barockartig überladenen goldglänzenden, drachenbewehrten Hallen die tollsten Figuren – meist mit wallenden Bärten,

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in handbestickte Prunkkleider gewandet.

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Hauptgöttin ist die Matsu (zuständig für Seefahrer), daneben Laotse, Konfuzius, Buddha – und eben noch Hunderte, die wir nicht kennen.

Unmengen an Papiergeld  werden in speziellen Öfen verbrannt.

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Wünscht man sich ein Auto, eine Wohnung oder eine nette Familie, verbrennt man einfach entsprechende Papiermodelle – der Rauch trägt das Anliegen himmelwärts.

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Inzwischen hat man aber erkannt, dass die jährlich 220 000 anfallenden Tonnen Brandgut extrem luftverschmutzend sind – deshalb stellt man auf Internetopfer um.

Riesige Altäre und Schreine stehen auch in jeder Wohnung und in jedem Geschäft – zum Gedenken an die Ahnen.

Inselrundfahrt

Mit der Bahn fährt man nur ein paar Stunden in die Städte Tainan und Kaohsiung, die  fast am anderen Ende der Insel liegen.

Das Landesinnere ist überwiegend gebirgig – Yu Shan heißt der höchste Gipfel  (3952 m). Extrem steile Hänge, dichter Bewuch, tropische Regengüsse und häufige Erdbeben machen die Verkehrserschließung in den Bergen schwierig. Wen wundert’s, dass es in dieser „grünen Hölle“ im Zentrum der Insel nur eine Straße gibt, um von Küste zu Küste zu kommen:

Auf dieser Paßstrasse geht’s durch die berühmte Taroko Schlucht steil hinauf in das Bergdorf Lishan – auf 1800m Höhe verbringen  wir eine kalte Nacht. Rund um das Dorf Apfelplantagen so weit das Auge reicht – an den Steilhängen ist die Ernte eine gefährliche Angelegenheit. Um mehr Sonne an die Früchte zu bringen, sind unter den Bäumen reflektierende Silberfolien gespannt.

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Leider war es in den Bergen immer bewölkt. Die hohen Gipfel haben wir also nicht zu Gesicht bekommen. Die Stimmung am „Sonne-Mond-See“ war dennoch romantisch. Baden ist dort übrigens verboten, weil schon so viele Taiwanesen  ertrunken sind – sie können meist nicht schwimmen, sind aber den Touristen trotzdem ins Wasser gefolgt.

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Wieder am Meer, ist die Kleinstadt Lukang einen Abstecher wert. Eine wahre Tempelorgie erwartet uns hier und natürlich übernachten wir auch in einem Klosterhotel.

Zuletzt geht’s noch ganz in den Norden, wo Wind und Wasser im Yeliou Geopark surreale Felsgebilde geschaffen haben.

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Üppig blüht in den angrenzenden Berge gerade das Silbergras. Zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft wurde hier eine Goldmine betrieben.

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Alles China – oder was

Wie ist das mit dem Taiwankonflikt, von dem wir alle schon gehört haben:

Um das zu kapieren muss man sich erinnern, dass die Republik China auf dem Festland Anfang des 19. Jh. nach dem Sturz des letzten Kaisers gegründet wurde und ihr Territorium mehr oder weniger das gesamte chinesische Staatsgebiet umfasste, nicht jedoch die Insel Taiwan, welche damals noch japanische Kolonie war und erst nach der Kapitulation Japans 1945 an China zurückgegeben wurde.

Mit Mao wurde die Volksrepublik China gegründet und nach dem Ende des Chinesischen Bürgerkrieges 1950 blieb mit Chiang Kai-chek und zwei Millionen seiner Anhänger, die vom Festland nach Taiwan geflüchtet sind, die Republik China in der Provinz Taiwan übrig.

Die Demokratisierung der Republik China war zwar mühsam und langwierig, aber seit etwa 10 Jahren wird in Taiwan eine echte Demokratie gelebt. Da ist es verständlich, dass die Taiwanesen dieses hohe Gut unter keinen Umständen durch eine Vereinigung mit der Volksrepublik aufs Spiel setzten wollen.

Für die kommunistische Partei in Peking gibt es jedoch nur die „Ein – China – Politik“ und Taiwan wird nicht als unabhängiger Staat akzeptiert. Das ist auch der Grund, warum die meisten Staaten der Welt mit Taiwan keine offizielle sondern nur inoffizielle diplomatische Beziehung pflegen.

 Seit dem Sommer dieses Jahres werden nach 9 Jahren Unterbrechung wieder Gespräche zwischen „David-China und Goliath-China“ geführt. Vermutlich werden die Kommunisten auch für dieses Problem eine pragmatische Lösung finden: Schließlich kommen sie ja auch mit Hongkong und mit der kapitalistischen Entwicklung in ihrem Land zurecht.

Ein Schritt der Taiwanesen in Richtung Verständigung ist wohl die Tatsache, dass der Name von Chiang Kai-chek verbannt wird. So trägt der Flughafen und auch die Memorial Hall in Taipei nicht mehr seinen Namen.

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Das Chiang Kai-Chek-Mausoleum in Teipeh 

Reisen in Taiwan ist völlig unkompliziert. Man bekommt bei der Einreise eine kostenlose 30-Tage-Aufenthaltsgenehmigung und kann sich vollkommen frei im Land bewegen.

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