BootsnAll Travel Network



China – Wald und Wein

Von Xi`an ging`s in 4 Std. mit dem Bus nach Yanan, wo uns ein Fahrer der Forstverwaltung erwartete und uns nach Wuqi, einer kleinen Provinzhauptstadt brachte. 3 Stunden kurvten wir durch das trockene, zerfurchte Lössplateau der Provinz Shaanxi, das fast so groß ist wie ganz Deutschland. In die 50 bis 200 m hohe Lössschicht hat das Wasser im Laufe der Jahrmillionen unzählige tiefe Schluchten gegraben, deren Steilhänge nun alle aufgeforstet werden. Die übrigen Flächen sind terrassiert und werden landwirtschaftlich genutzt. In den kleinen Dörfern leben noch viele Familien in traditionellen Höhlenwohnungen, ihre Häuser sind in die Steilabfälle der Lössterrassen gebaut, Die Fenster werden auch heute noch mit Papier – statt mit Glas – verschlossen. Die „Höhlen“ sollen im Sommer kühl und im Winter warm sein. Aber auch hier hat schon die Moderne Einzug gehalten: Der eine oder andere Höhlenbewohner hat eine Satellitenschüssel vor der Haustüre und auf den Lösshhügeln ragen zahlreiche Ölbohrtürme in den Himmel.

 Hoehlenwohnung.JPG

In Wuqi treffen wir meinen Studienkollegen Manfred Seebauer, der gerade mit einem Forstteam aus Xi`an beim Tafeln sitzt. Manfred ist seit 14 Jahren als Forstexperte in China tätig. Wir werden herzlich begrüßt, selbst der stellvertetende Landrat schaut vorbei, und wir prosten uns mit Bier und Schnaps auf Chinesisch zu. „Gambe“ heißt Ex trinken – „Isis“ so viel man will; übrigens trinkt man hier nie alleine, man muss immer den anderen zuprosten. Der Abend klingt mit Karaoke (eine Lieblingsbeschäftigung der Chinesen) und Tanz aus.

wiedersehen mit manfred.JPG

Am nächsten Tag sehen wir uns die Aufforstungsflächen des KfW-Projektes an. Das Provinzfernsehen ist auch dabei. Momentan führt Manfred die Erfolgskontrolle der Pflanzungen durch, wovon die Zahlungen der KfW abhängen. Stark erosionsgefährdete Hanglagen wurden mit Robinie, Wildobst (Apfel und Pfirsich) sowie mit div. Sträuchern stabilisiert, um den fatalen Bodenabtrag zu stoppen. Allein in den Jangtse werden jährlich 1,6 Milliarden Tonnen Erde transportiert, was u.a. mit zu den gefürchteten Überschwemmungen führt. China sagte vor 10 Jahren mit drei Mammutprogrammen der Erosion den Kampf an: 33 Millionen Hektar wurden und werden aufgeforstet – eine immense Leistung, wenn man bedenkt, dass die gesamte Waldfläche Deutschlands gerade mal 10 Millionen Hektar beträgt. Im ganzen Land sieht man nur junge Waldflächen – dagegen kaum alte Bäume.

loessplateau.JPG Foerster.JPG

Zurück in Yanan durfte ein Besuch im ersten Hauptquartier der Kommunisten nicht fehlen. Zu besichtigen sind die einfachen Wohnungen von Mao, Zhu en Lai, u.a. und die Halle, wo das ZK erstmals tagte. Die historischen Stätten ziehen heute „Pilgergruppen“ an, die sich von Fotografen im Outfit der Roten Armee ablichten lassen können. Chairman Mao ist noch sehr populär in China, einhellige Meinung über ihn: „70% war gut, 30% war schlecht“.

Mao Janan.JPG Janan.JPG

Über Xi´an fahren wir nun nach Tianshui, wo uns Manfred sein „Wald und Wein“ Projekt vorstellt. Rund um ein kleines Dorf mit Lehmhäusern sind schon einige Weinanbauflächen mit Riesling und Merlot entstanden (die Tafeltrauben der Bauern eignen sich nicht für die Weinherstellung). Um den Wein kümmert sich Sebastian, ein engagierter junger Winzer, der jedes Jahr ein paar Monate hier arbeitet. Die Weinproduktion soll nach dem gelungenen Start nun ausgebaut werden – derzeit ist China auch in dieser Hinsicht ein riesiger aufstrebender Markt. Der Chinese trinkt im Durchschnitt pro Jahr nur 0,3 Liter Wein – steigt der Konsum nur um 10%, entspricht das einer zusätzlichen Menge von 39!! Millionen Litern. In das Projekt kann man – bei guter Rendite – investieren – gleichzeitig verhilft dieses Projekt den armen Bauern ihr Einkommen aufzubessern. Näheres erfährt man auf der Webseite www.weinundwald.de

Weinberg.JPG Wein.JPG Weindorf.JPG

In Tianshui besuchen wir, passend zum Thema Natur, einen wunderschöenen Tempel mit uralten Zypressen, er ist dem „Fuxi“ gewidmet – der chinesischen Wald- und Naturgottheit.

Fuqi.JPG

Nach einer Übernachtung auf dem beheizten Kang (Bett aus Ziegeln) in einem alten Bauernhaus, das derzeit als Weinkeller dient, fahren wir mit dem Zug in die Stadt Guangyuan. Hier treffen wir auf Weizhong, den exzellent Englisch sprechenden chinesischen Freund Manfreds, der uns in den Tang Jia He Nationalpark begleitet. Dort leben an die 200 Pandas, die wir in ihrem natuerlichen Habitat aufsuchen wollen. (Weizhong hat übrigens Teewissenschaften studiert – inzwischen arbeitet er aber für die Forstverwaltung).
Nach 4 Stunden Fahrt durch fruchtbare Täler, wo Reis und Mais angebaut, aber auch die bei uns bekannten Mu-Er-Pilze gezüchtet werden, erreichen wir den Parkeingang, wo wir übernachten. Am nächsten Morgen steht schon Mister Ma (Ma heisst Pferd) und ein Träger bereit, uns auf eine 2400 m hoch gelegene Hütte zu führen. Stetig einen Wildbach auf glitschigen Steinen überquerend hangeln wir uns auf einem ziemlich schlechten Pfad durch den nebelverhangenen Bergwald. Das Unterholz aus Bambusdickicht verbirgt perfekt die hier lebenden Wild- und Stachelschweine, Bären, Goldaffen, Takins und Pandas, manchmal verschwindet darunter auch unser Weg. Die Führer zaubern ein köstliches Essen und wir schlafen trotz der harten Bretterunterlage bestens. Leider hielt sich der Nebel hartnäckig, so dass wir auch am nächsten Tag die angeblich schneebedeckten Bergriesen nicht sehen konnten. Beim Abstieg zum Camp hatten wir aber Glück und begegneten einer Menge Takins (eigenartige Himalaya-Antilopen).

Pilze.JPG Mister Ma.JPG Bambus.JPG  

Unsere Zeit mit Manfred ist nun vorbei, er fliegt zurück nach Deutschland. Durch ihn haben wir viel über China erfahren und gesehen, was dem Normaltouristen verborgen bleibt. Merci.

Tags: , , , ,

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *