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Australien – Teil 2 – Juni, Juli 2010: Die Westküste von Darwin nach Perth

Für die nächsten 35 Tage ist ein Apollo Hightop-Camper unser Heim – von Darwin nach Perth sind es, ohne Umwege, ca. 4100 Kilometer. Mit all den Abstechern standen dann letztlich rd. 2000 km mehr auf dem Tacho. Wenn man nun denkt, die Küste wäre ein ständiger „Begleiter“ auf diesem Trip, dann täuscht man sich. An den Strand kommt man eher selten. Dafür erwartet den Reisenden eine fast grenzenlose Einsamkeit.

Von Darwin steuern wir zuerst den Kakadu NP an, wo uns bei Sonnenuntergang Mückenschwärme überfallen. Das absolute Highlight in dieser grünen Hölle sind die angeblich bis zu 20.000 Jahre alten Felsmalereien – mit Geistern, Fischen, Schildkröten, etc – in rot (Hämatit), ocker, weiß und schwarz. Die Kreaturen sind oft als „Röntgenbilder“ dargestellt, mit Innereien und Knochengerüst unterlegt. Besonders gelungen fanden wir den kleinen Donnergott – rechts außen im Bild.

Die Felsgalerien sind eine Art Lehr- und Geschichtseinrichtung der Eingeborenen, die sich hier seit Menschengedenken zu Initiationsriten treffen.

Endlich benutzen wir auch mal die überall nett angelegten Grillplätze. Die Vorfreude auf unser Steak währt aber nur kurz, denn gerade  fliegt es mit einem Raben davon. Überall warnen Schilder vor den gefährlichen, bis zu 6 m!!!!! langen, Salzwasserkrokodilen, sie kommen in der Regenzeit die Flüsse hoch und bevölkern Tümpel und Sümpfe – man lasse sich von den herrlichen Seerosenteppichen also besser nicht in Sicherheit wiegen.

Die Campingplätze in den Nationalparks sind einfach, aber gepflegt, schön gelegen und recht günstig – in der Nebensaison auch nicht so überfüllt. Schon von weitem sieht man dicke Rauchwolken über dem Land hängen. Die Buschbrände sind teilweise absichtlich gelegt; laut Park-Ranger sei das kontrollierte Feuer gut für die Ökologie. Ich bin da anderer Meinung, denn obwohl die feuerrobusten Arten überleben nimmt die Tierwelt Schaden – ganz abgesehen von den immensen freigesetzten CO2-Mengen.

Noch zwei lange Fahrtage bis zur Grenze nach Western Australia. Hier muss man die frischen Lebensmittel abgeben oder noch vor dem Ranger aufessen – die Angst vor eingeschleppten Pflanzen- und Tierkrankheiten ist groß. Die monotone Buschlandschaft verändert sich nun etwas, fette Baobabbäume beleben die karge Szene. Insbesondere bei Sonnenuntergang verbreiten die Bäume eine surreale Stimmung.

Überall rote Felswände. Zum riesigen Stausee desLake Argyl führt eine neue Straße und wir können dort sogar baden – (krokodilfrei, da die Viecher die hohe Staumauer nicht überwinden können).

Im Dörfchen Kununurra ist Markt: Papaya, Bananen und Grapefruit zum Schleuderpreis. Hier malen die Aborigines noch mit Naturfarben – großflächige, gedeckte Farbmotive.

Zwei Schmuckgeschäfte präsentieren Pretiosen aus der nahen Diamantmine. Es gibt die Steinchen in allen Farben – die teuersten (1 Karat = 1 Mio§) sind die Pink Diamonds.

Von Kununurra nach Broom stehen wieder 1000! km Fahrt durch einsames Buschland an–  aber auf den guten Straßen ist das Autofahren recht gemütlich – nur wenn ein sog. Roadtrain, ein Laster mit bis zu 4 Anhängern, überholt (weil wir so langsam fahren) bricht einem der Angstschweiß aus.

Zum Übernachten halten wir einfach am Straßenrand an.

Abwechslung beim Kilometerfressen bringt an sich nur das Auftanken an einem „Roadhouse“. Hier gibt es nicht nur Sprit sonder auch einen Laden, eine Kunstgalerie mit Aboriginesmalerei aus der Region und eine „ i-site“:  Das ist eine Touristeninformation, die es überall in Australien schon im kleinsten Kaff gibt. Eine mit Prospekten überladene, zum Souvenierkauf anregende, für Tourenbuchungen werbende und mit freundlichem auskunftsfreudigen Personal besetzte Einrichtung.

In die Kimberleys mit dem berühmten Bungle-Bungle NP führt nur eine ungeteerte Straße (so 200 km) – die dürfen wir leider nicht befahren und die angebotenen Helikopterausflüge sind uns echt zu teuer.

Also direkt nach Broom, ein Bummel durch das „In-Städtchen“ – voller Perlenshops, Restaurants und am Nachmittag zum Cable-Beach. Der heißt so, weil um 1860 !!! von dort aus ein 1650 km  langes Telefon-Kabel nach Java gelegt wurde, um den damals florierenden Perlenhandel zu steuern. Trotz Haien, tödlicher Quallen, giftigen Oktopussen und Meeresschnecken, Stingers und Krokos sind wir kurz ins Wasser getaucht. Was sich da in Australiens Gewässern so rumtreibt, kann einem wirklich Angst einjagen und einem die Freude am Wassersport rauben. An Land sollen ja auch viele tödliche Gefahren lauern – giftige Spinnen und Schlangen – aber die sind uns gottlob nicht begegnet.

Barramundi – leckerer 1-2m großer Riesenbarsch – im Strandbistrot gegessen und auf dem Campingplatz Duschen und Waschen! Weiter geht’s 400 km durch absolut flache Ebene – grüner Busch – sonst nix

– zum  Eighty Mile Beach. Es gibt nur 2 Zufahrten zu diesem endlos langen weißen muschelbestückten Strand. Zum Baden zu flach aber die Farbe des Wassers ein Traum. Wieder ein paar 100 km bis Port Hedland, von wo Unmengen von Eisen verschifft werden. Wir baden im Pretty Pool zusammen mit den edlen Rennpferden der wohlhabenden Minenbesitzer. Abends noch 200 km zum Karinjini NP.  Wir erstehen den Western-Australian-Nationalpark-Pass (40$) fürs Auto – das lohnt sich angesichts der vielen noch anstehenden Parkbesuche. Der Karijini-Park ist wirklich faszinierend; 2 Tage Schluchtwanderungen und Klettern zwischen 100m senkrechten roten Steilwänden. Im Tal herrlich kalte Gumpen zum Baden, Papereukalyptus und Wasserfälle.

In Tom Price haben wir zur Abwechslung einen Berg bestiegen (den  Mt. Nameless -2h), um einen Blick in die riesige Eisenerzmine zu werfen. Australien erlebt ja gerade einen Rohstoffboom – das meiste geht nach China. Das Thema Minensteuer bewegt seit Wochen die Nation – raufsetzen oder nicht? Die Zeitungen sind voll davon und das andere Hauptthema sind die Asylanten und Boatpeople – internationale Nachrichten findet man höchstens als Randbemerkung.

Exmouth ist das Tor zum Ningaloo NP: Hier in den Dünen gibt’s mehrere günstige traumhafte Campgrounds für nur je 7-10 Autos – jetzt im Juli sind sie aber meist belegt. Wir haben echt Glück und ergattern ein Plätzchen, machen zwei Tage „Urlaub“, beobachten die vorbeiziehenden Wale und zählen die vielen Kängurus. (Wer 350$ übrig hat, darf sogar mit den Walen schnorcheln). In der nahen Mandu Gorge sehen wir in den Felswänden auch endlich mal die kleinen Rock-Wallabies (Felskängurus).

Weiter nach Coral Bay, ein kleines Feriendorf in einer herrlichen Bucht. Am Campingplatz trafen sich all die “Grey Nomads” (so heißen in Australien die Senioren, die mit dem Camper rumziehen) mit Drinks bewaffnet zur Happy Hour. Auffallend ist, dass viele ältere und alte Paare Händchenhalten wie jungverliebt. Überhaupt sind die Australier unkompliziert und immer zu einen Small-Talk aufgelegt – i.d.R. wollen sie natürlich wissen, ob uns Australien gefällt, woher man kommt und dann erzählen sie meist von irgendwelchen Vorfahren in Germany.

Es ist nun schon Anfang Juli – also “tiefster” Winter – und je südlicher wir kommen, desto kälter wird es. Ein kurzer Abstecher zu den Blowholes durch plattes Land mit Salzseen, wo Rio Tinto Salz für Japan produziert. Windiger Sonnenuntergang über einer rauhen endlosen Küste.

Carnavon bietet Früchte und Gemüse im Straßenverkauf – zu super Preisen. Hier wird 70% des westaustralischen Obst und Gemüses erzeugt. In einem kleinen Fischladen haben wir auch eine Spezialität, die köstlichen Blue-Crabs, geknackt. Außerhalb der Ortschaft säumten mal wieder – wie so oft auf unserer Fahrt – hunderte überfahrener Kängurus (auch mal ne Kuh dazwischen) die Straße. Nachts fährt man also besser nicht.

Die Shark Bay ist zu recht World Heritage Area. Zuerst zu den Stromaliten, den ersten und damit ältesten Lebewesen der Welt; es heißt die haben den Sauerstoff produziert (20%), der uns das Leben erst ermöglicht – bravo! Vollkommen unspektakuläre schwammartige Gebilde im seichten Wasser. Dann zum Shell Beach: Strandspaziergang auf einer bis  8m mächtigen Schicht aus kleinen Muscheln Am Whalebone-Beach produziert die untergehende Sonne ein unbeschreiblich intensives Farbenspiel.

In Denham steht  noch eine alte Kirche aus Muschelziegel. Am Eagle Bluff verbringen wir die Nacht hoch über dem Meer, wo eines der weltgrößten Seegrasweidegebiete von Dungongs (Seekühe) ist. Aber – man bekommt die Tiere nicht zu sehen.

Im Kalbarri NP  auf dem Parkplatz über der Schlucht genächtigt. Sturm, Gewitter, Regen. Wieder „Busch“ soweit das Auge reicht – ein grünes Meer. Schöne Farbtupfer verteilen die Banksia Bäume mit ihren orangefarbenen Blütenkerzen. 

Im Küstenörtchen Kalbarri tolle Steilküste mit Abstecher zum „Mushrom Rock“; das Meer tobt und schäumt. Abends noch bis zum blutroten „Pink Lake“ – hier wird Carotin aus Algen gewonnen. Zwischen hohen Büschen „verstecken“ wir das Auto und genießen die absolute Nachtruhe.

Zum Duschen fahren wir mal schnell über die Grenze – in die Hutt River Province. Prinz Leonard, ein netter älterer Herr, stempelt unseren Pass. Bei der Echtheitsprüfung (der Prinz  nimmt es sehr genau) mit seiner Speziallampe sehen wir erstmals die interessanten verborgenen Bilder in unseren Pässen.

Der Fürst ist Farmer und  begnadeter Mathematiker – er hat die spirituelle Energie und die Schwingungen der Seele über den Tod hinaus mit der Fibonacchi-Zahl nachgewiesen.

Aus Unzufriedenheit mit der Regierung hat der Prinz eine Lücke im Gesetz genutzt und seine Ländereien zur selbständigen Provinz ausgerufen. Das alte Farmhaus, ein paar Nebengebäude und ein Campingplatz bilden das „Regierungsviertel“ – es gibt sogar eine Post mit eigenen Briefmarken.  Im wesentlichen lebt in der Hutt-Provinz nur die Familie des Prinzen.

Entlang der Küste mit netten kleinen Ortschaften erreichen wir am Nachmittag den Nambung NP  – eine Sandpiste führt durch die bizarren Pinnacles: Felsnadeln, die bis zu 3m aus dem Wüstensand ragen. Noch ist nicht wirklich geklärt, wie sie entstanden sind – eine Theorie ist die, dass es sich um ehemalige Bäume handelt.

Dann rauschen wir nach Perth – die bunten Wildblumenteppiche dieser Gegend, für die so viel Werbung gemacht wird, zeigen sich noch nicht, es ist leider zu „winterlich“.

Spanien ist Fussballweltmeister und Ludwig wieder Opa geworden.

Wir müssen unbedingt noch weiter nach Süden, nach Palmerston; in der niederschlagsreichen Gegend soll es phantastische Wälder geben – für Naturliebhaber und Förster ein „must see“! Die Landschaft ähnelt wieder dem Allgäu, hügelige grüne Parklandschaften mit Kühen, Pferden und Wäldern. Hinter Manjinup eine tolle Attraktion: der 52m hohe „ Diamond Tree“ ( Karri = Eucalyptus diversicolor). Man kann den Baum auf spiralförmig in das Holz getriebenen Eisenstäben bis in die Baumspitze besteigen. Schon eine Mutprobe, sich bis in den Lookout, eine Hütte in der Baumkrone, zu hangeln; Runterfallen oder Ausrutschen sollte man nicht. Früher wurde von hier oben nach Waldbränden Ausschau gehalten.

Dann in den Shannon NP – 22 km führt ein Loop durch fantastische Wälder mit Baumriesen – bis zu 85 m hoch (300 Jahre alt).  Jarrah, Marri und Karri – alles Eukalypten, von denen es über 600 verschiedene Arten gibt. Hier trafen wir auch die barmherzige älter Dame mit dem Kängurubaby; sie zieht verwaiste Tierkinder mit der Flasche auf – und – die dürfen sogar bei ihr im Bett schlafen!

Spät nachmittags der absolute Kick und weitere Big-Trees, die man – kostenlos – besteigen darf!  85 m hohe Karri-Bäume und das auf 50.000 Hektar. Gigantische Riesen, erstaunlich schlank und kerzengerade – trotz  kräftigem Wind spürt man am Gipfel kaum eine Bewegung. Wir nächtigen in einer einsamen Parkbucht mitten im Märchenwald. 

Zurück Richtung Perth; ist die ganze Küste ist dicht bebaut;  schöne Surfstrände. Ein letzter Halt in Freemantel: – echt nettes, relaxtes Hafenstädtchen – bekannt durch den Amerikas Cup –  mit vielen historischen Gebäuden und vollen Cafes.

Dann müssen wir uns vom liebgewonnenen rollenden Heim trennen und nehmen Quartier im ONE-World-Backpacker (80$), wo heute, am 20. Juli, Weihnachten gefeiert wird – die Leute wollen halt auch mal bei Kälte ihren Weihnachtsbraten essen (im Dezember ist es zu heiß dafür).

 Perth ist lebhaft und im Straßenbild dominieren asiatische Gesichter. Wie in den anderen Großstädten Australiens, wurden auch hier viele altehrwürdige Bauten zwischen den neuen glitzernden Hochhäusern erhalten.

Im Art-Center sind gerade Werke der international bekannten Künstlerin Piccinini ausgestellt  – sie kombiniert riesige affenartige Kreaturen mit ihrem lebensecht nachgebildeten Sohn – „Relativity“ – eine Hommage an unsere Vorfahren!

Obwohl wir Zoos eigentlich nicht mögen, statten wir dem von Perth doch einen Besuch ab, um all die seltsamen Tiere, die man unterwegs nie!!! sieht, kennen zu lernen: Den kleinen Bilby, die Kragenechse, den Dingo, Tasmanische Tiger, Ameisenigel, Schnabeltier und, und, und  ……..  Ganz besonders hübsch ist der Dingo – ein edler, großer Wildhund. Er hat den Vorzug, nicht bellen zu können. Die Farmer mögen ihn nicht, da er ihren Tieren nachstellt und so haben sie einen einige tausend Kilometer langen Zaun mitten durchs Land gebaut, um den Dingo abzuhalten, nach Süden zu wandern.

Mitte Juli verlassen wir Australien mit Air Asia und landen nach 6  Stunden in Kuala Lumpur.  Das “Bad” in der Menschenmenge  tut nach den „einsamen“ letzten Monaten richtig gut, köstlich auch das asiatische Essen.  V.a. Chinatown, ist ein Einkaufsparadies – hier gibt es einfach alles zu geneigten Preisen. 

Auf der Insel Kho Phangan bei Phuket (Flug mit Air Asia) ist noch eine Woche Badeurlaub am Bottle-Beach angesagt – krokodilfrei !!!!! – und bei herrlich warmen Temperaturen. Dann, nach 9 Monaten Unterwegssein, geht’s zur Abwechslung nach Hause.

One response to “Australien – Teil 2 – Juni, Juli 2010: Die Westküste von Darwin nach Perth”

  1. Ingrid Sayied says:

    Hallo Susanne und Ludwig,
    Eure Australienberichte waren wieder mal sehr interessant und ausfuehrlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr eine wunderschoene Zeit dort hattet.
    Morgen sind es schon wieder zwei Wochen her, dass ich zurueck geflogen bin, und ich denke noch oft an die feinen Pfifferlinge, die Du mit nach Augsburg gebracht hast. Christl hatte fuer ihre Radtour vergangenes Wochenende mit dem Wetter wirklich grosses Glueck, was ich leider, bis auf die letzten fuenft Tage, waehrend meines Deutschlandaufenthaltes nicht hatte.
    Wann geht es auf die naechste grosse Weltreise?
    Fuer heute viele Gruesse von dieser Seite des Atlantiks, – Ingrid

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