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KOREA – September, Oktober 2008

Eigentlich wollten wir mit der Transsibirischen von der Mongolei nach Vladivostok und von dort mit der Fähre nach Südkorea. Wegen Schwierigkeiten ein russisches Visum zu beschaffen, nahmen wir dann doch das Flugzeug nach Seoul – Europäer können ohne Visum 3 Monate in Korea, im Land der Morgenstille, bleiben.

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Nun konnten wir wieder mal Pünktlichkeit, Sauberkeit und viele sonstige Annehmlichkeiten geniessen, die wir in den letzten Monaten ab und zu vermissten.

Seoul

Einen guten Rundumblick auf die Megametropole bietet der Seoul-Tower.  

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Man hat nicht das Gefühl in einer 12 Millionen Stadt zu sein, denn zwischen den einzelnen Stadtteilen versperren immer wieder bewaldete Berge (wo man noch Schamanen treffen kann) die Sicht zur nächsten Hochhaussilhouette.  

seoul-stadt.jpg                                                      Seoul ist eine total moderne und großzügig bebaute Metropole mit einem exzellenten Metro- und Busnetz. Ganz neu und nach Feng-Shui-Regeln gestaltet ist das riesige Nationalmuseum.
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Moderner Kunst begegnet man in der ganzen Stadt.

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Wir logieren im Banana Guesthouse (Metrostation Anguk) nahe dem Kaiserpalast Gyeongbokgung und der Parkanlage Jongmyo mit den Mausoleen der kaiserlichen Familie.

Hier steht auch eine eher unscheinbare Pagode, sie ist das „Mausoleum“ der Plazenta eines bedeutenden Prinzen der Königsfamilie.

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Um die Ecke ist gleich die Insadong Street, ein Touristenziel mit vielen Kunst- und Souvenirläden, Galerien, Cafes und Spezialitätenrestaurants. Nicht nur hier pulsiert das Leben, die ganze Stadt ist voll von jungen, meist sehr schick gekleideten Koreanern. “In” sind gerade schwarze Leggings, drüber knappe Shorts und ein langes Shirt.

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 Teure Coffeshops (Starbuck’s und ähnliches) sind total in. Wer’s günstiger will, holt sich seinen Kaffee (für ein paar Cent) aus einem der Millionen Kaffeeautomaten, die noch im hintersten Winkel Koreas aufgestellt sind.

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In Soul, wie auch sonst überall in Korea, gibt es unglaublich viele, immer gut besuchte Restaurants. Dem koreanischen Essen soll gleich ein eigenes Kapitel folgen, denn es ist ein       

…..Fest für Auge und Gaumen.

Wie überall in Asien, kommt auch das köstlichste –  recht scharf gewürzte – Menü spätestens fünf Minuten nach der Bestellung auf den Tisch. Rätselhaft, wie man so schnell kochen kann. In den meisten Restaurants wird traditionell im Schneidersitz an niederen Tischen auf dem Boden gegessen – für uns eine Tortur, so hielten wir möglichst Ausschau nach Restaurants mit Stühlen. Als erstes lernen wir das nationale Reisgericht „Bibimbap“ kennen und lieben 

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 ….. und natürlich auch den „Kimchi“, mit Chili scharf gewürzter eingelegter China-Kohl, der zu jedem! Essen serviert wird. Kimchi ist der Stolz aller koreanischen Hausfrauen, er wird in grossen Tontöpfen vor den Häusern, auf den Dächern, auf Balkonen in Massen gelagert und – neuerdings gibt’s sogar eigens Kimchi-Kühlschränke.

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Gegessen wird mit Stäbchen, bei Nudelgerichten eine echte Herausforderung. Kein Essen ohne Beilagenschälchen! Es können schnell mal zwanzig werden. Meist mit verschiedenen sauer oder süßsauer eingelegtem Rettich, Wurzeln, Bohnen und diversem Gemüse. chang.jpg

Korea ist rundherum von Meer umgeben; logischerweise kommen Meeresfrüchte aller Art auf den Tisch – die hier haben wir lieber nicht probiert.

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Delikatesse ist roher Fisch, den man in verschiedene Saucen tunkt. Wie man die Unmengen getrockneten Fisch verwendet, haben wir noch nicht herausgefunden.

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Auch Fleisch ist sehr beliebt, meist wird am Tisch gegrillt. Und gerade jetzt im Herbst werden die Pine-Mushrooms hoch gehandelt – ähnlich unserem Steinpilz, eine teure Delikatesse.Eine absolute Spezialität des Landes ist der Ginseng. Die sog. „Menschenwurzel“ (sie heißt so, weil ihre Form manchmal dem menschlichen Körper ähnelt) wird im ganzen Land – unter schattigen Planen – angebaut. Am teuersten ist die 6-jährige Wurzel, da sie am meisten Ginsenoside enthält. Ginseng gilt als Wunderdroge und wird in allen Variationen von der rohen Wurzel über Hühnchen mit Ginseng, Ginsengkekse, -bonbons, -tee, bis zum sirupartigen Wirkstoffkonzentrat angeboten. Es gibt sogar Ginsengkosmetik.

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Zum Essen trinkt man Soju (Reiswein – hier mit „sexy“ Trinkbecher).

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…… oder den im Süden des Landes und auf der Insel Jeju produzierten grünen Tee. Der absolute Hit ist das Grüntee-Softeis und die in der Farbe passende Grüntee-Torte dazu. Schwarzen Tee konnten wir hingegen im ganzen Land nicht bekommen.  greentea.jpg

An traditionellen Desserts gibt’s Reisküchlein (hier mit Piniennadeln gedämpft), manchmal mit süssem Bohnenmus gefüllt – fürs Auge ein Gedicht, im Mund aber Geschmackssache. 

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DMZ – Demilitarised Zone

Das ist wohl der weltweit am besten überwachte (248 km) lange Landstreifen: Die entmilitarisierte Zone zwischen Süd- und Nordkorea; die beiden Länder wurden nach längerem Krieg 1951 entlang dem 38. Breitengrad geteilt. Eine Tour dorthin ist die am meisten angepriesene und als unvergessliches! Erlebnis bezeichnete Touristenattraktion. Ganz schön makaber, wenn man vorbei an kilometerlangen Stacheldrahtzäunen mit Hunderten von Wachtürmen zu einem in rd. 70m Tiefe im Fels vorgetriebenen Stollen gefahren wird. Mehrere solcher Stollen wurden von Nordkorea gebaut und waren zur Invasion Südkoreas gedacht. Ihre Existenz wurde jedoch 1975 entdeckt. Unsere Führerin erläuterte stolz, dass diese von den Nordkoreanern gebauten Stollen nun von den Südkoreanern als Touristenattraktion vermarktet werden. Von einer Aussichtsplattform dürfen wir einen Blick in den „bedrohlichen“ Norden Koreas riskieren. 

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Am Horizont ein Industrieort, hier betreiben Südkoreaner Fabriken mit nordkoreanischen Billig-Arbeitern. Der Warentransport wird über eine Bahnlinie abgewickelt. Personenverkehr gibt es jedoch nicht. So müssen Touristen, die beide Länder besuchen, von Pyongyang über Peking nach Seoul und umgekehrt fliegen.Was wir so mitbekommen haben, tendiert Südkorea eher zu einer friedlichen Nachbarschaft mit Nordkorea. Man hat Angst vor den hohen Kosten einer Vereinigung (Beispiel Deutschland) und vor Nordkoreanern, die den Arbeitsmarkt überschwemmen könnten. Wie es hier wohl nach Kim Jong Il’s Tod (angeblich ist er gestorben) weitergeht ?

Geschichtliches Mit der Shilla Dynastie (ab 668 a.D.) begann die eigentliche Geschichte von Korea, davor gab es die sog. Ära der Three Kingdoms. In den bis zu 30m hohen und perfekt runden Grabstätten in der ehemaligen Königsstadt Gyeongju wurde erst 1970 der königliche Goldschmuck gefunden.  

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Erst die Mongolen, danach -1592- zerstörten die Japaner das Land. Enge Beziehungen mit China führten während der Joseon-Dynastie zu einer perfekten konfuzianischen Bildungsklasse.  1904 bis 1950 erneut japanisches Protektorat, 1950-1953 koreanischer Krieg (mit Teilung des Landes), danach auch in Südkorea eine Diktatur. Erst ab 1980 hat die langsame Demokratisierung des Landes begonnen. Wohlstand und Freiheit sind also auch hier ein junges Gut.

Berge, Wälder und Tempel

Korea ist eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde. Wir erwarteten, bei Überlandfahrten vorwiegend bewohntes Gebiet anzutreffen. Weit gefehlt: 70% des Landes besteht aus steilem, bewaldeten Bergland, mit meist undurchdringlichem Unterholz. panorama.jpg

In den Tälern leuchten Reis- oder Gemüsefelder. Wiesen gibt es nicht! Ab und zu findet man, wie z.B. in Andong, Folkvillages mit alten traditionellen strohgedeckten Bauernhäusern. Auf dem Feld mit den weissen Blüten wächst Buchweizen – er wird hier oft zu Nudeln verarbeitet. 

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Kiefer, Eiche und Hainbuche sind die Hauptbaumarten in Koreas Wäldern, zumeist schauerlich krumm gewachsen; was forstlich eher unerwünscht, liebt man aber in den vielen Landschaftsgärten – je abartiger der Wuchs, desto besser. Es gibt auch seltene Naturrelikte, wie die 800 Jahre alten Nusseiben (Torreya nucifera) auf der Insel Jeju.

 torreya.jpg Bergwanderungen lassen sich nur in den Nationalparks auf aufwendig ausgebauten Wegen durchführen. Hier ist man nicht allein – die Koreaner sind begeisterte Wanderer. D.h., Heerscharen an Koreanern in Marken-Funktionskleidung, mit Handschuhen und Gesichtsmasken erklimmen die Höhen (kein Berg ist höher als 2000m). An Rastplätzen werden aus riesigen Rucksäcken Kocher und alle Arten von Speisen ausgepackt und feinste Menüs zubereitet. Wo ein Berg ist, ist meist auch eine buddhistische Tempelanlage.  tempel-landschaft.jpgAm beeindruckendsten fanden wir den tief in den Bergen gelegenen Haeinsa-Tempel (Unesco World Heritage bei Daegu), wo über 80.000!!! Holzdruckplatten gelagert werden. Die Einwohner des Koryo-Reiches wollten die Angriffe der Mongolen mithilfe des buddhistischen Glaubens abwehren. So begannen sie im Krieg Druckplatten buddhistischer Schriften herzustellen. Über 52 Millionen (chinesische) Schriftzeichen wurden in die Holzplatten geschnitzt. Nach jedem Zeichen soll man sich drei Mal vor Buddha verbeugt haben.  In vielen Tempeln kann man übernachten. Dann sollte man aber auch um 4 Uhr früh mit den Nonnen und Mönchen (immer in grauer Kluft) aufstehen und die Morgengebete bzw. –meditation mitmachen.

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Wir waren sehr überrascht, dass nur ca. 25% der Koreaner Buddhisten sind, Christen gibt es ebenso viele. Man sieht viel mehr Kirchen als Tempel. Weit verbreitet ist auch noch der Schamanismus mit entsprechenden Ritualen.

Strände vom Feinsten

Es gibt unzählige Buchten mit schönen Sandstränden, die aber nur im Hochsommer für ein paar Wochen überfüllt sind. Bei schönstem Wetter und noch angenehmen Wassertemperaturen badeten wir im September bis Mitte Oktober fast allein.

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Das hat zwei Ursachen:

-Im Anstellungsvertrag eines Koreaners ist kein Urlaub in unserem Sinne vorgesehen. Also gibt es außerhalb der allenfalls anberaumten kurzen Werksferien im Juli oder August keine Zeit für Badespaß.

-Im Badeanzug am Strand zu liegen ist für die meisten Koreaner die reinste Hölle. Man könnte ja braun werden. Und das passt so gar nicht in das Schönheitsdenken dieser Menschen.

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Sonnenuntergang an einem Strand bei Wando 

Kunst und Kultur

Korea scheint kunstbesessen zu sein, das ganze Land ist voller Museen. Die Veranstaltungskalender quellen über von Terminen, die mehr oder weniger mit Kunst zu tun haben.

In der im Süden gelegenen Großstadt Gwangju hatten wir die Gelegenheit, die alle zwei Jahre stattfindende internationale Biennale zu besuchen. Der österreichische Beitrag brachte Ludwig stark in’s Grübeln.

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Auch Folkloreveranstaltungen sind bei Alt und Jung äußerst beliebt:

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An koreanischem Kunsthandwerk haben uns am besten die „Patchworkarbeiten“ gefallen.

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Die häufig aufgestellten, oft meterhohen erotischen Fruchtbarkeitssymbole laufen unter Volkskunst.

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Auf der Ferieninsel Jeju (zwischen Japan und Korea gelegen) sind allerorten osterinselähnliche Steinfiguren zu sehen – die freundlichen Stone-Grandfathers.

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Koreanischer Lifestyle 

Die Koreaner sind ausgesprochen höflich. Sogar junge Leute verbeugten sich nicht selten tief vor unserem „Alter“. Die konfuzianische Vergangenheit – mit absolutem Respekt gegenüber dem Alter, den Eltern oder dem Chef – wurzelt noch immer tief und erlaubt keinerlei Widerspruch.

99% der über sechzig jährigen Frauen haben kurzes dauergewelltes Haar (mit oft auffallend starkemHaarausfall). Viele alte Frauen leiden an Osteoporose und laufen tiefgebückt.

Die koreanischen Schrift besteht aus echten Buchstaben.

Studenten lernen bis zum Umfallen – 4 Stunden Schlaf müssen reichen.

Bevor man einen Raum betritt, Schuhe ausziehen !!!!– auch im Hotel Pflicht. Wenn man mal statt in einem der unzähligen modernen Motels in einer traditionellen Unterkunft (sog. Minbak) übernachten will, bekommt man ein leeres Zimmer ohne Bett. Das muss man sich aus Decken dann selber am Boden basteln. Wenn’s kalt wird, gibt’s Fussbodenheizung. Ganz wichtig ist ein intaktes Mückengitter, sonst jagt man statt zu träumen.

„For eternal Youth”  – überall im Land gibt’s Spas, Fitnessgeräte und die Gesundheitswalks – sehr schmerzhaft, Akupressur für die Füsse auf spitzen Steinen!!!

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Gemessen an den zahlreichen Golfplätzen (hier auf der Insel Jeju) scheint Golf in Korea Volkssport zu sein.

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     Zum Abschluss noch ein Bild vom netten Treffen mit der Familie des koreanischen Studenten, der bei uns in Augsburg wohnt.

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       Korea, 2008, Seoul, Jeju, Bibimbap, Kimchi, DMZ

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5 responses to “KOREA – September, Oktober 2008”

  1. Ingrid Sayied says:

    Liebe Susanne und Ludwig,
    Eben habe ich Euren wieder mal hochinteressanten Bericht ueber Korea gelesen und die wunderschoenen Bilder bewundert. Wahrscheinlich seid Ihr jetzt schon unterwegs nach Japan.
    Ich werde in meiner naechsten email an Christl gleich ankuenden, dass Euer Korea Bericht nun angekommen ist.
    Fuer heute viele Gruesse aus dem jetzt schon recht kalten Massachusetts,
    Ingrid

  2. hanny says:

    hallo reisemom und reiseludwig….ihr seid so lustig…(steinbild und bild ludwig beim grübeln)
    freu mich schon so auf die philippinen, juhu

  3. Ulla Beck says:

    Hallo liebe Susanne,
    oft denke ich an Dich! Deine Berichte vermitteln die Kunst zu Sein ohne zu bleiben. Hanna hat recht, oft kann ich darüber herzhaft lachen. Bin schon sehr gespannt auf Deinen Bericht aus den Philippinen! Camy wird vorausssichtlich nächsten Sommer dorthin reisen. Dir und Ludwig eine schöne Adventszeit, wo immer Ihr gerade seid und ganz liebe Grüße

  4. Dieter Wunder says:

    Hallo Ludwig und Susanne,
    finde Euer ” Tun ” und Berichte super.
    Beneeide Euch . Mir läuft als Kurzzeittraveller auf See das Wasser im Mund zusammen.
    Habe die Planung in 1 -2 Jahren ähnliches zu machen .
    Ansonsten News auf normaler Mail
    Liebe Grüße

  5. Sebastian says:

    Hallo ihr zwei,
    tolle Berichte und schöne Bilder habt ihr da.
    Wie lange wart ihr denn in Korea unterwegs,
    und habt ihr noch mehr Bilder? 🙂

    Viele Grüße
    Sebastian

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