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Pakistan (Juli 2008)

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 Pakistan: D.h. ca. 6 bis 8 Kinder pro Familie; das Land mit der 6. größten Bevölkerungszahl der Welt; ca. 160 Mio Einwohner; Linksverkehr; die britische Vergangenheit ist allgegenwärtig; Urdu ist die Landessprache, aber englisch die Amtssprache. Und – Pakistan ist das Land der schoensten Lastwagen!!!!

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Wir fliegen von der Hauptstadt Islamabad gleich weiter nach Gilgit, der wohl größten Stadt der sogenannten NA (Northern Areas). Dieses Gebiet, incl. dem anschließenden Hunzatal ist, so steht es sogar in den Informationen des deutschen Auswärtigen Amtes, frei von Terroranschlagsgefahr. Wir landen inmitten einer grandiosen Bergwelt – im Westen der  Hindukusch, im Norden der Karakorum und im Südosten die Ausläufer des Himalayas.Die gastfreundlichen, friedliebenden Menschen, die noch vor dem  „11. September“ erheblich vom Tourismus leben konnten, leiden seither sehr unter dem extremen Rückgang der Besucherzahlen, obwohl diese Leute schon rein gar nichts mit dem ganzen Terrorwahnsinn zu tun haben.

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Auch in Pakistan ziehen vermutlich 99,9999% der Einwohner ein friedliches Leben dem Terrorkampf  vor.

Nanga Parbat Base Camp

An der Raikot Bridge -40 km südlich von Gilgit- am Karakorum Highway (KKH) warten Jeeps, um einen in ein Seitental zum Start des Trecks zum Nanga Parbat zu bringen. Diese 12 km Fahrt bringt auch bei abgebrühten Berglern den Angstschweiss auf die Stirn. Unvorstellbar, wie die einspurige Schotterstrasse in Handarbeit in die senkrechte, tiefabfallende Schluchtwand eingepasst ist.Der darauffolgende Fußmarsch bis zu den Campingplätzen der sog. Märchenwiese (Fairy Meadows) auf 2800 m ist im Vergleich zur Jeepfahrt die reine Erholung. Von hier hat man den berühmten Blick auf die Nordwand des Nanga Parbat Massivs.  

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Nach einem „Ruhetag“ in einem einfachen Bungalow

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sind wir aklimatisiert und starten zu einer Tageswanderung bis auf etwa 4500m mit Blick auf das Base Camp des berühmt berüchtigten Berges, der hier „Killer Mountain“ genannt wird. Bei Traumwetter glitzern seine Eispanzer zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang in den verschiedensten Farben. Der Gipfel sieht so nah aus, kaum zu glauben, dass wir vor einem der höchsten Berge der Welt stehen. Später erfahren wir, dass gerade zu dieser Zeit drei Südtiroler Bergsteiger in Bergnot geraten sind. Zwei von ihnen konnten gerettet werden, ihr Führer ist in einer Gletscherspalte tödlich verunglückt.In den kleinen Almdörfern, die an der Randmoräne des mächtigen Gletschers inmitten von Wald und Wiesen liegen, lassen sich die Frauen nicht blicken. Maennliche Touristen werden gebeten, nicht in die Doerfer zu gehen – man(n) koennte ja einen unzuechtigen Blick erhaschen. Auf der Rückfahrt nach Gilgit kommen wir in ein Gewitter und schon ist der KKH, wie so oft, von einer Mure verschüttet. Da bleibt nichts anderes uebrig, als (manchmal Tage) auf einen Raeumtrupp zu warten, oder durch den Dreck zu stapfen und mit einem anderen Bus, dessen Fahrgäste dasselbe in der entgegengesetzten Richtung machen, weiter zu fahren. 

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Polo Festival am Shandur Pass (Hindukusch):

In Pakistan wird das Polo Spiel noch besonders gepflegt. Am Shandur Pass, auf 3800 m Höhe, findet gerade (jaehrlich Mitte Juli) am höchst gelegenen Polo Feld der Welt ein 3-tägiges Reiterfestival statt.Die Passhöhe bildet die Grenze zwischen  Gilgit und Chitral; die Mannschaften dieser beiden Distrikte treten hier einmal jährlich gegeneinander an. Von West und Ost strömen Gilgiter und Chitraler in überladenen Autos, Bussen und auf  Traktoranhängern zu dem Ereignis.Eine riesige Zeltstadt ist aufgebaut.

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 – mitten drin die abgegrenzten Bereiche der Militärs, der Polizei und der regionalen Scouts mit ihren bunten Uniformen (die Angst vor den nahen Taliban ist gross). Am Seeufer die Stallzelte und die Zelte der Mannschaften. Es gibt auch einen Bazar, wo es für die drei Tage vom Mundschutz bis zum lebenden Huhn und von der Zuckerwatte aus der handgetriebenen Zentrifuge bis zum Glückslos alles zu kaufen gibt. Auch abends geht es fröhlich zu; jedoch, wie überall im Lande, alles reine Männersache – sogar das Tanzen!!!ladyboy.jpg– sogar diese reizende Dame ist ein Mann!!!!Nur als beim alles entscheidenden letzten Spiel der A-Mannschaften nach 5:0 Führung der Gilgiter die Chitraler aufholen und in  Führung gehen und plötzlich zwei Bälle im Spiel sind und deshalb ein Tor der Gilgiter nicht anerkannt wurde, war uns inmitten der fast 10 000 aufgebrachten Zuschauer nicht ganz wohl zu Mute.

  

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Letztendlich verließen alle – die Minister selbstredend per Hubschrauber – gelassen in eine einzige Staubwolke gehüllt den Ort des Geschehens. Nur die „WETLAND WARRIERS“, eine Gruppe von Umweltschützern, die sich um den Schutz der Feuchtbiotope auf der Passhöhe verdient machen, hatten vermutlich noch einen Tag mit Aufräumarbeiten zu tun.

Trecking zum Rush Peak (5100 m) 

Von Karimabad, einem reizenden Bergdorf im Hunzatal, geht es in einem Seitental hinauf bis in das Bergdorf Hoper – Startpunkt eines spektakulären 5 Tages Treck. Unsere Gruppe besteht aus zwei Trägern, einem Führer und zwei Bergführerpraktikanten, Julia aus London (auf dem Bild unten rechts) und uns.

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1. Tag: Überquerung von zwei Gletschern und Camp inmitten von wilden Rosen hinter der Seitenmoräne.

2. Tag: Frühmorgens sehr steiler Anstieg und weiter über Almwiesen bis zum Bergsee ( Rush Lake) auf 4600m.

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3. Tag: Besteigung des Rush Peak (5100m): Beste Aussicht auf fünf Siebentausender (Diran, Rakaposchi, Spantik, Shispar, Ultar2) und ganz am Horizont ahnt man die Pyramide des K2 (mit 8611m der zweithöchste Berg der Welt). 

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Danach folgt der fast senkrechte Abstieg bis an die Stelle, wo der schwarze Gletscher des Spantik und das weisse Eis des Mir zusammenfließen. Camp unter uralten knorrigen Weiden.

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4. Tag: Überquerung des ca. 2km breiten Gletschers – eine Eiswelt aus Bergen, Seen und Flusstälern und natürlich auch – vermutlich hundert Meter tiefer – Spalten, in denen Schmelzwasser als rauschende Wasserfälle verschwinden.

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Darüber fegt eine angenehm kuehle Brise, während es nach Überschreitung der Randmoräne in der gleißenden Sonne wieder heiß wird. Bevor die Almwiese mit Blick auf den Ultar für unsere letzte Übernachtung erreicht ist, muss noch ein reißender Fluss durchwatet werden.

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–     Nach einigen Stunden Wanderung entlang der Talhänge an bewässerten Almwiesen vorbei und über die Geröllhalden, die das Eis des Bualtar Gletschers bedecken, begrüßen uns Kinder von Hoper mit einem herzlichen „ Welcome“.     

        Karakorum Highway (KKH) bis Khunjarab Pass (4700m) 

Der KKH ist wohl eine der herausragendsten Ingenieurleistungen des 20. Jahrhunderts. Die zweispurige, durchgehend asphaltierte Strasse verbindet die im äußersten Westen Chinas liegende Stadt Kashgar mit der über 1200km südlich liegenden Hauptstadt Pakistans. Dies ist die einzige Landverbindung von China zum Indischen Ozean.

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Den Abschnitt von Kashgar über den Khunjarab Pass und weiter durch das Hunzatal bis Gilgit (ca.700km) bauten die Chinesen, den südlichen Abschnitt die Pakistani. Der KKH wurde erst 1982 fertiggestellt. Über 1000 Arbeiter verunglückten tödlich beim Bau dieser Extrem-Strasse. In Teilbereichen kann man noch den alten Fußweg sehen, der einst die einzige Verbindung der Bergbewohner zur Außenwelt darstellte. 

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Die Erhaltung des KKH ist sehr aufwändig; Muren, Steinschlag, Hangrutschungen, Erosionen der Gletscherflüsse und Frostaufbrüche setzen der Strasse permanent zu.

Hunzatal und Hunzukuz

 Eigentlich waren wir ja gar nicht im Kernland Pakistan – sondern fast nur in den Northern Aereas, weitgehend identisch mit dem Hunzatal, das sich oberhalb von Gilgit  bis nach China erstreckt.  Die Hunzukuc (so heissen die Bewohner dieser Region – der Name leitet sich angeblich von den “Hunnen” ab) gehoeren der islamischen Sekte der Ismailiten an; ihr geistliches Oberhaupt ist der bei Paris lebende, steinreiche Aga Khan, der bei den Ismailiten als direkter Nachfolger des Propheten Mohammed gilt.  In jedem Dorf findet man vom Aga Khan Fond gestiftete Schulen und Krankenhaeuser. Die Hunzukuc sind recht weltoffen, gebildet (im hintersten Bergdorf spricht  schon die Jugend Englisch) und auch die Frauen leben nicht so im Verborgenen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie sich gerne vom  streng islamischen Mutterland Pakistan abspalten wollen.

Der Hauptort in Hunza heisst Karimabad, ein wunderschoenes, gruenes Bergdorf

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mit seinem tibetisch anmutenden alten Baltit-Fort,

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– netten Guesthaeusern, Restaurants und dem hoch ueber dem Ort thronenden Hotel “Eagles Nest” (man kann  hier  schon ab 10 Euro uebernachten – in den einfacheren Unterkuenften zahlt man nur 2 bis 4 Euro/DZ). Das Wahrzeichen des Ortes ist der spitze “Ladyfinger”.

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 Wie in der geamten Region sind auch hier gerade die Aprikosen reif – zum Trocknen ausgelegt, leuchtet es ueberall von allen Hausdaechern orange. Es sollen hier uebrigens 40 verschiedene Aprikosensorten wachsen.

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Der Mythos besagt, dass die Hunzukuc bis zu 140 Jahre alt und nie krank werden – was der natuerlichen, rohkostorientierten Nahrung zugeschrieben wird. Dass es kaum Krebsleiden gibt, wird u.a.auf den Verzehr der blausauerehaltigen Aprikosenkerne zurueckgefuehrt (wird bei uns angeblich auch in der biologischen Krebstherapie angewendet).

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Dieses alte Muetterchen ist “erst” 90 Jahre alt.

Weiter noerdlich machen wir noch in Passu den 2-Bridge-Walk; eine mehrstuendige Wanderung fuehrt ueber 2 abenteuerlich alte Haengebruecken.

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Das Wahrzeichen von Passu sind die malerischen Passu-Cones.

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Manche Traveller kommen auch im Herbst  in die NA. Die Herbstfaerbung der endlos vielen Pappeln muss zauberhaft sein. 

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Irgendwann kommen wir wieder -es gibt noch so viele schoene Trecks und interessante Menschen zu entdecken.

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Das ist der praktische wollene Hut der Bergbewohner. Wenns kalt ist wird er einfach runtergerollt.

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Und – die Maenner sind recht eitel!!! Oft sieht man ganz toll rot mit Henna gefaerbte Baerte und Haare – das macht man(n), um juenger auszusehen. Henna schmueckt auch die Damen des Landes.

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One response to “Pakistan (Juli 2008)”

  1. Steffi says:

    Hallo Ihr beiden!!!

    Nachdem ich ja anzutreffen bin “wie blauer Dunst, der den Himmel hochsteigt” (O-Ton Ludwig!! so oder so aehnlich), geb’ ich ja die Hoffnung nicht auf, dass wir uns nochmal ueber den Weg laufen. Naja, Ihr mehr beim Laufen, waehrend ich wohl eher irgendwo sitze.:-)

    Bin momentan noch in Chitral, werde wohl bald wieder gen Indien weitermarschieren.
    Ihr seid ein lustiges Paar; hat mir Spass gemacht, Euch immer mal wieder wo ueber den Weg zu laufen.

    Lasst es Euch weiterhin wohl ergehen!! Tolle Website!

    Lieben Gruss von Steffi
    (Ersttreffen im Madina in Gilgit)

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