Philippinen – Januar 2009
Philippinische Kinder sind fröhlich aber, wie überall in Asien, wenn fotografiert wird, erstarren die Gesichter.
Nun – etwas verspätet – unser Reisebericht von 2 Monaten auf den Philippinen.
Von Taiwan ist es (günstig mit Cebu-Pacific) zwar nur ein Katzensprung auf die Philippinen, doch war es fast ein Kulturschock, aus den zuletzt besuchten durch und durch asiatisch geprägten Ländern in ein ausgesprochen christliches Land zu reisen.
Statt Tempel und Räucherstäbchen grüßen nun altehrwürdige, von den Spaniern erbaute Gotteshäuser und eine Menge wohl bekannter Heiligenfiguren. Im 16. Jahrhundert hatten ja die Spanier hier das Sagen – der Landesname leitet sich übrigens vom spanischen König Philipp II. ab. Die Kirchen sind wegen häufiger Erdbeben festungsartig gebaut. Statt Stäbchen gibt’s nun Messer und Gabel, aber die Phantasie beim Kochen und Würzen enttäuscht ein wenig. Trotzdem entdecken wir neue Geschmackserlebnisse, wie den köstlichen Lapu-Lapu-Fisch, Bittermelonen, limettenähnliche Calamansi oder Bananenblütencurry.
Calamansi (grün) und Bananenblüten
Die Philippinos wirken – trotz teils bitterer Armut – viel fröhlicher und offener als ihre Nachbarn und fast jede/r spricht perfekt Englisch. Das Überleben der Familien sichern die vielen Millionen im Ausland arbeitenden Philippinos, die regelmäßig Geld nach Hause schicken. Auch die unzähligen Leihhäuser lassen vermuten, dass die finzielle Lage nicht einfach ist.
Unsere Reise durch den Inselstaat – er besteht aus angeblich 7100 Inseln – beginnt auf der Insel Cebu; die gleichnamige wenig attraktive Inselhauptstadt verlassen wir umgehend mit der Fähre. Schnell ist man in Tagbilaran auf der Insel Bohol. Am Taucherparadies Alona Beach (Panglao Island) lässt sich die feuchte Hitze einigermaßen ertragen – wir baden und schnorcheln mit den Meeresschildkröten.
Ein Tagesausflug zu den „Chocolate Hills“ ist wirklich beeindruckend, auch wenn die 1268 perfekt geformten Kalksteinhügel (zwischen 40 m und 120 m hoch) zu dieser Jahreszeit grün und nicht, wie in der Trockenzeit, schokaladenbraun leuchten.
Über ihre Entstehung sind sich die Geologen noch immer nicht einig. Auf dem Weg liegt eine weitere Attraktion – das Tarsier Visitor Center. Ein Aufseher weiß, wo diese putzigen nachtaktiven Tierchen – es sind die kleinsten Primaten der Welt – im Dschungel zu finden sind. Mit ihren riesigen Augen erinnern sie an ET.
Auf dem Rückweg stimmen uns in einer uralten verwitterten Kirche mehrstimmige Choräle mit Orgelbegleitung auf das kommende Weihnachtsfest ein. Dass Weihnachten vor der Tür steht ist nicht zu übersehen, allerortens sind Krippen und phantasievolle Pseudo-Weihnachtsbäume aufgestellt.
Eine Fähre bringt uns nach Dumaguete – mit dem Bus durchqueren wir die Insel Negros bis Bacolod. Zuckerrohrfelder so weit das Auge reicht. Die Ernte war gerade voll im Gange, lange Zuckerrohrstangen werden von den riesigen Plantagen über fliegend verlegte Schienen auf Loren zur Strasse transportiert. Der frisch gepresste Zuckerrohrsaft schmeckt übrigen köstlich.
Von Bacolod wieder per Boot nach Ilo Ilo auf die Insel Panay und ein kurzer Abstecher auf die vorgelagerte idyllische Insel Guimaras, wo angeblich die besten Mangos
an uralten Bäumen wachsen. (Besonders empfehlenswert das traumhaft gelegen Baras Beach Resort).
Wie im ganzen Land auch hier eine der allgegenwärtigen Kampfhahnzuchten.
Es muss Millionen von Hähnen geben, jeder lebt unter (oder auf) einem kleinen Dach. Sie werden speziell für die beliebten „cock-fights“ gezüchtet und bekommen mit Hormonen versetztes Spezialfutter. Mit Stahlmessern (aus Solingen) bewaffnet werden die armen Tiere in Arenen aufeinandergehetzt und meist schon nach ein paar Minuten verblutet einer der armen Göckel. Hohe Wetten werden dabei abgeschlossen.
Es folgen einsame Strandtage am Jawili Beach. Hier hat im Sommer 2008 ein schwerer Taifun gewütet – entwurzelte Palmen, zerstörte Bungalows – bereichsweise ist das Chaos noch nicht beseitigt.
Von Caticlan braucht die Fähre nur 10 Minuten nach Boracay – die wohl berühmteste Ferieninsel Asiens. Auf der Westseite der berühmte White Beach mit seinen Traumstränden
und spektakulären Sonnenuntergängen (übrigens die stimmungsvollsten auf der ganzen Reise).
Hier erstreckt sich auch die Hotelmeile mit unzähligen netten stylischen Restaurants. Auf der Ostseite (nur 10 Minuten zu Fuß), am Bulabog Beach lässt der Monsun von Dezember bis März die Herzen der Kiter und Surfer höher schlagen.
Während wir unseren Kiteunterricht mehr unter Wasser absovieren, zeigt uns Hanna wie easy der Sport ist.
Hier feiern wir mit Hanna und Basti Weihnachten und fliegen dann gemeinsam nach Manila, der Hauptstadt der Philippinen (ca. 12 Mio Einwohner).
Die riesige Metropole gibt sich z.B. am Green Belt mit Shoppingpalästen hypermodern, andererseits sind die vielen Slums nicht zu übersehen. Wir wohnen sehr nett in einer alten Kolonialvilla mit Pool – Casa Bianca (nahe dem Zoo – unbedingt reservieren). Hier feier ich mit Pfannkuchentorte Geburtstag.
Im Stadtverkehr dominieren die durchgestylten Jeepneys, das billigste Nahverkehrsmittel.
So ein Gefährt ist der ganze Stolz seines Besitzers.
Intramuros heißt der Altstadtrest aus der Zeit der Konquistadores mit seinen stolzen Kolonialbauten. Entlang der Altstadtmauer ist ein 18- Loch Golfplatz angelegt. Wir lassen uns die Gelegenheit, inmitten der Millionenstadt eine Runde zu spielen, nicht entgehen. An zwei alten Stadttoren müssen die Strassen, die in die Altstadt führen, gequert werden. Polizisten halten den Verkehr an und winken uns freundlich in Richtung zum nächsten Abschlag. Früher durfte auf diesem Platz nur Präsident Marcos und seine Gäste spielen. Heute ist er für jedermann zugänglich.
Interessant ist auch der Besuch des chinesischen Friedhofs, der wie ein Villenviertel anmutet.
Um zu den spektakulären Reisterrassen (UNESCO-Weltkulturerbe) bei den Bergdörfer Banaue und Batad zu gelangen,
muss man einen Tag Busfahrt einplanen. Die Nächte sind hier in Nordluzon auf ca. 1500m recht kalt. Die steilen Hänge der Kordillerentäler sind im Laufe der letzten 2000 Jahre von den Einheimischen (Ifugaos) für den Reisanbau terrassiert worden. Schöne Wanderungen führen durch eine herrliche Landschaft.
Die Busfahrt nach La Union an der Westküste von Nord-Luzon dauert einen ganzen Tag. Doch die für Wellenreiter berühmten Brandungsstrände lohnen den Abstecher. Die hohen Brecher entstehen trotz Windstille strömungsbedingt.
In 5 Stunden erreicht man Vigan. So eine perfekte Altstadt (UNESCO) samt Barockkirche
und Pferdekutschen
würde man eher irgendwo zwischen Madrid und den Pyrenäen erwarten; wären da nicht die Scheiben der Fachwerkfenster aus Capizmuscheln und die Tatsache, dass die Bauherren dieser stattlichen Herrenhäuser reiche chinesische Kaufleute waren, die den Baustil ihrer Kunden aus dem Westen übernommen haben. In den schönen Gassen kann man zusammen mit Touristengruppen aus Taiwan nett bummeln, Souvenirs und Heiligenfiguren kaufen oder einfach in netten Strassenkaffees relaxen.
Auf dem Weg weiter nordwärts kann man in Batac Ex-Präsident Ferdinand Marco’s bescheidenes Mausoleum besuchen. Kaum zu glauben, dass der einbalsamierte Leichnam dieses Diktators mit eher zweifelhaftem Ruhm hier Verehrung findet. Offensichtlich hat er für diese Region, aus der seine Familie stammt, doch viel Gutes getan.
Ganz im Norden der Insel Luzon liegen die herrlichen, palmengesäumten Strände von Pagudput; sie konkurrieren mit denen von Boracay mit dem Unterschied, dass hier kaum Touristen zu sehen sind. Das hängt wohl auch damit zusammen, daß es zumindest zu dieser Jahreszeit kalt und regnerisch sein kann.
Auf dem Weg zurück nach Manila ist Baguio einen Stop wert. Die quirlige Universitätsstadt liegt in den Bergen und ist beliebte Sommerresidenz nicht nur der Regierungsmitglieder, wenn im Sommer in Manila Dampfbadklima herrscht.
Von Manila fliegen wir nochmal nach Boracai um in der nahegelegenen Kleinstadt Kalibo das weltbekannte Ati-Atihan-Festival zu besuchen. Das ist noch authentisches, ausgelassenes einwöchiges Feiern der Einheimischen mit tollen Kostümen. Unter den Menschenmassen sind nur vereinzelt Ausländer.
Jedermann/frau hat bei dieser Gelegenheit sein “Jesuskind” im Arm – so mischen sich Christentum und alte Bräuche.
Von Caticlan landet man mit dem Flugzeug nach einer Stunde in Puerto Princesa auf der Insel Palawan. Da eher schwach besiedelt und sehr abgelegen, ist das Ökosystem dieser Insel noch relativ intakt. Noch ist der Regenwald nicht abgeholzt und die wenigen Strassen erschließen nur ein paar Sehenswürdigkeiten. Puerto Princesa ist eine kleine gemütliche, für philippinische Verhältnisse recht saubere und „aufgeräumte“ Hafenstadt. Könnte das damit zu tun haben, dass der hiesige Landrat einen deutschen Vater hat und Edward Hagedorn heißt. Er scheint sehr rührig zu sein, denn überall gibt es Plakate über Projekte mit seiner Schirmherrschaft. Wir empfehlen sehr unser geschmackvolles Guesthouse – Casa Linda (unbedingt reservieren) – ganz aus Holz, mit sauberen netten Zimmern und einem schönen Garten.
Busfahrt halbtags nach Sabang. Einheimische wie Touristen kommen nicht wegen des schönen Strandes (mit netten Bungalows), sondern die Attraktion ist ein 8,2 km langer unterirdischer Fluss (subterranian river), der mit dem Boot befahrbar ist.
Er mündet in einer Traumbucht umgeben von unberührtem Dschungel aus den Karstfelsen in’s Meer. Millionen von Fledermäusen hängen an den Wänden dieses natürlichen Wassertunnels und fühlen sich offensichtlich vom Scheinwerferlicht der Besucherboote in ihrem Tagesschlaf nicht gestört.
Von Sabang schuckelt der Bus nach El Nido einen ganzen Tag. Das kleine Fischerdorf liegt eingebettet zwischen Karstfelsen und besteht überwiegend aus Gästehäusern und Hotels (trotzdem war es schwierig, ein Zimmer zu ergattern). Aber nicht der Badestrand, sondern die spektakuläre Insellandschaft des Bacuit Archipels lockt die Besucher.
An den bizarren Steilküsten der Karstinseln verstecken sich einzigartige Lagunen und Grotten, die nur mit dem Boot, im schwierigsten Fall aber nur über ein Loch im Felsen schwimmend erreichbar sind. Dazwischen unzählige Buchten und Büchtchen mit Sandstrand und Minidschungel vor Felswänden mit messerscharfen Bruchkanten.
Die Fahrt mit dem Fischerboot (4 Stunden) in das verschlafene Fischerdörfchen Port Barton ist wunderschön. Wir finden einen netten Bungalow am langen Palmenstrand. Wir kaufen Riesenkrabben, die ein Fischer gerade auslädt, seine Frau kocht sie und serviert sie uns auf einem Bananenblatt. Wieder mal eine Gelegenheit, unseren Wahlspruch zu sagen – „Ich beneid’ euch nicht“!!!
Abschließend: Es heißt, die Philippinen seien das gefährlichste Land der Erde – neben Naturkatastrophen wie Erdbeben, Taifunen, giftigen Wasserschlangen soll es auch viel Kriminalität geben. Und natürlich sieht man vor den Hotels, Restaurants, Geschäften und Banken grundsätzlich bewaffnetes Wachpersonal. Aber wir persönlich hatten nie das Gefühl irgendeiner Bedrohung.
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