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China – Oktober 2007 (Sechuan)

Langzhong

Von Gunagyuan kurvt der Bus 4 Stunden durch aufgeforstetes Mittelgebirge; die Hälfte der Mitreisenden ist am Kotzen. Langzhong hat 800.000 Einwohner, ein kleiner Bereich beherbergt noch eine fantastische chinesische Altstadt, an dem breiten Fluss Jialing gelegen, der nach den sintflutartigen Regenfällen der letzten Tage ziemlich viel Wasser führt. Auf den grünen Hügeln des gegenüberliegenden Ufers reihen sich Tempel und Pagoden, die nachts beleuchtet werden. Wir übernachten in einem restaurierten traditionellem Holz-Haus mit mehreren Innenhöfen und schönen Schnitzereien. Der Mini-Pekinesenwelpe der Hausherrin ist total süss.

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Wir bummeln stundenlang durch die Strassen, bewundern die schönen alten Häuser, sehen uns die alte Kunst der Seidenherstellung an, umrunden das Grab von Zhang-Fei, einem frühen General, der heute in einem eigenen Tempel verehrt wird. Zu besichtigen ist auch eine alte kaiserliche Prüfungshalle, wo künftige Beamte in strengen Prüfungen ihr konfuzianisches Wissen beweisen mussten, nach dem das Land noch bis 1903 regiert wurde. Wurden sie beim Spicken erwischt (manche Prüflinge haben ihre Unterwäsche vollgeschrieben), gab es harte Strafen. Irgendwie musste ich an mein Staatsexamen denken.

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Prüfungshalle für konfuzianische Beamte

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und harte Strafe

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wenn man die Unterwäsche zum Spicken missbrauchte.

Vom Stadtturm aus bietet sich ein nachgerade fantastischer Blick auf die Daecher der Altststadt, mit ihren eigenartigen Firsten, die nur aus kunstvoll gestapelten Dachplatten bestehen.

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Chengdu

Die Topsehenswürdigkeit in der Megastadt Chengdu ist das Panda-Aufzuchtzentrum – in einem wunderschönen Bambuspark am Stadtrand gelegen. Der Anblick der gemütlich Bambus kauenden Giant Pandas (erstaunlich grosse Tiere, so 1,5 m gross) ist überwältigend.

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“Versuch`s mal mit Gemütlichkeit …..”
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Aber auch die viel kleineren, fuchsartigen Roten Pandabären sind goldig.

Roter Panda.JPGChengdu hat eine ausgeprägte Teehauskultur. Ähnlich wie bei uns im Biergarten, sitzt man hier unter Bäumen und schlürft seinen Tee; gleichzeitig kann man sich die Ohren putzen lassen und eine Rückenmassage geniessen. Leider ist das Wetter regnerisch und kühl, der Genuss damit etwas eingeschränkt.

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Teehaus im Tempel

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Ohrenputzer

Eine für China ganz ungewöhnliche alte Bronzekultur kann man in einem exclusiven Museum – Sauxindui – 20 km ausserhalb Chengdus bewundern. Die aztekisch anmutenden Masken und Kultbäume sind fast 3000 Jahre alt.

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Vier mal Weltrekord! Buddha und Bohrloch, Stadt und Staudamm

Zwei Autobahnstunden südlich von Chengdu gibt es in Leshan den größten sitzenden Buddha der Welt zu besichtigen. Gut dass wir uns entscheiden, am späten Nachmittag den Tempelberg samt seinem Dafo (so heißt der berühmte Buddha) zu besichtigen. Hinter uns wird nämlich der Eintritt zugemacht und wir sind fast alleine auf dem Gelände. Tagsüber werden hier offensichtlich Menschenmassen geschleust, denn auf dem Platz hinter dem Buddha, wo der Besichtigungspfad beginnt, sind ca. 100m Schleusengitter aufgestellt.
Die Skulptur ist 71m hoch, die Ohren 7m lang und auf dem großen Zehennagel haben 6 Menschen Platz.

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Interessant ist nicht nur die Besichtigung sondern auch seine Entstehungsgeschichte: Der Tempelberg liegt unmittelbar an dem Zusammenfluss von drei Flüssen mit ehemals gefährlichen Untiefen. Ein Mönch mit nicht nur großer Religiosität sondern auch großem hydraulischen Sachverstand hatte vorgeschlagen, die Untiefen mit Abbruchmaterial aus der fast senkrecht zum Flussufer abfallenden Felswand des Tempelbergs aufzufüllen. So konnten einerseits die gefährlichen Strudel beseitigt und andererseits der Bau seines Buddhas finanziert werden.

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Nachdem der Dafo ausgiebig von allen Seiten bewundert war, spazierten wir noch auf einem, hoch über den Fluss in die Felswand gehauenen, ausgesetzten Pfad, vorbei an Tempeln und Pagoden und durch ein romantisches Tälchen mit subtropischer Flora.
Tags darauf sehen wir auf der Fahrt nach Zigong immer wieder Bambuswäldchen zwischen den terrassierten Ackerflächen. Der Bambus wird hier auch gleich verarbeitet: Am Straßenrand werden in kleinen Werkstätten aus den Bambusstangen Matten geflochten. Ganze Berge davon stehen zum Abtransport bereit.
In Zigong und Umland wird seit alters her Salz aus den unterirdischen Lagerstätten gewonnen. Die Besonderheit hier ist jedoch, dass das Grundwasser artesisch gespannt ist und somit die Salzlake von selbst ohne Pumpen an die Oberfläche fließt. Mit dem Wasser kommt auch noch Erdgas, das gleich zum Eindampfen der Lake verwendet wird. Beste Bedingungen also führ die Salzgewinnung, sofern man bis zur erforderlichen Tiefe bohrt. Wen wundert es, dass deshalb hier vor Jahrhunderten viele der noch heute gängigen Bohrtechniken erfunden wurden; schon im 17. Jahrhundert wurde 300m tief gebohrt und das erste 1000 m tiefe Bohrloch der Welt entstand hier 1835.
Das Salzmuseum, wo auch die alten ausschließlich aus Bambus und Eisen hergestellten Bohrgeräte ausgestellt sind, ist im ehemals städtischen Gildehaus der Salzbarone untergebracht: Diesen Gebäudekomplex im Pagodenstil fanden wir kunstvoller und eleganter als alle bisher gesehenen Tempel und Türme. Und das waren nicht wenig.

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Bohrtürme – alles aus Bambus

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Altes Zunfthaus

Eigentlich hatten wir noch zwei Tage für Wanderungen im Shunan-Bambusmeer eingeplant. Doch um dem seit 2 Wochen regnerischen Wetter zu entfliehen entscheiden wir uns kurzfristig, einige hundert Kilometer weiter nach Süden in die Provinz Guizhou zu fahren: Der schnellste und bequemste Weg führt uns mit dem Bus nach Chongjing und weiter mit dem Schlafwagen.
Der Bus fährt die letzte halbe Stunde Autobahn durch ein Hochhäusermeer, bis wir am Bahnhof sind. Chongjing ist eine Stadt mit rd. 13 Mio Einwohner und in der gleichnamigen Provinz drumrum wohnen weitere 17 Mio. Mit diesem Menschenpotential lässt sich leicht behaupten, die größte Stadt der Welt zu sein.
Die Stadt liegt am Yangze und von hier starten die Flussfahrtschiffe, die stromabwärts durch die berühmten 3 Schluchten und die Schleusen des gleichnamigen größten Staudammes der Welt schippern.

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One response to “China – Oktober 2007 (Sechuan)”

  1. Ingrid Sayied says:

    Hallo Susanne,
    Ich bin die Cousine von Christl Woerle. Wir hatten uns vor 3 Jahren mal kurz bei Christl, Dias-Vorfuehrung von Iran, kennengelernt. Mir hat Euer Reisebericht so gut gefallen, dass ich ihn an mich weitergeschickt habe. Ich weiss nicht, wie das moeglich ist, aber ich habe sogar auf das Nachgeschickte Fortsetungen erhalten, und die Bilder waren ploetzlich gross. Wenn nichts mehr “automatisch” auf das Nachge-schickte kommt, bitte senden Sie mir die Fortsetzungen an obige email, ausser das Nachgesandte kann sich, wie bisher, automatisch “updating”
    Weiterhin eine frohe, interessante Reise, Gruesse, Ingrid Sayied

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