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April 4th, 2006

Mein Reiseführer sagt über die Shanghaier, dass sie von anderen Chinesen für materialistisch und arrogant gehalten werden. Das geht soweit, dass sie es für einen sozialen Abstieg halten, einen Chinesen aus dem Inland zu heiraten. Ein Ausländer wäre hingegen ein Schritt noch oben. Ausländer sind schließlich alle reich (Afrikaner mal ausgenommen). Insofern lässt sich vielleicht auch das geschilderte Interesse an Fotos mit mir erklären.

Gestern bin ich bei Guiming zu Hause geblieben. Abends musste seine Schwester zurück zum Flughafen. Da sie kein englisch spricht, kann man nicht sagen, dass ich sie in der kurzen Zeit kennengelernt hätte. Guiming hat sich jedenfalls sehr über ihr Kommen gefreut. Zum Flughafen wurden wir wieder von dem „reichen“ Paar abgeholt. Und siehe da: der Motor des wartenden Autos war ausgestellt! Als ich das erfreut bemerkte, entgegneten sie, dass sie das von mir gelernt hätten. Na, wenn das kein Erfolgserlebnis war! 😀

Nach dem Flughafen haben sie mich netterweise noch ins Zentrum zum Flussufer gefahren. Nachts sieht es dort noch faszinierender aus. Leider war es sehr neblig, so dass mit fotografieren nicht viel ging; der Fernsehturm war beispielsweise nur zur Hälfte zu sehen. Bei schönem Wetter werde ich dort nochmal mit einem Stativ hinfahren.

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Am Sonntag war ich mit der Schwägerin, die ich inzwischen sehr mag, in einem Elektronikkaufhaus gewesen. Das muss man sich aber eher wie eine mehrgeschossige Markthalle mit separaten Ständen vorstellen. Ich brauchte diverse Kabel und Adapter. An einem dieser Stände wollten wir auf meine Initiative hin für ihren lahmen PC 256 MB Arbeitsspeicher kaufen. Die Typen dort hatten gebrauchte 256 MB, wollten uns aber partout „neue“ 128 MB andrehen; sie meinten, das würde reichen. Als ich auf 256 beharrte, sagten sie, das sei schlechtere Qualität, weil Made in China. Stünde zwar Korea drauf, wäre aber gefälscht. Ich sagte, egal, solange es nicht kaputt ist, her damit! Dann musste die Schwägerin erstmal feilschen und den Preis um 20% drücken. Sollte ich bei Karstadt vielleicht auch mal probieren. Gestern habe ich den Speicher dann eingebaut und durfte feststellen, dass die Bastarde uns 128 MB angedreht hatten! Anscheinend hatten sie gar nichts anderes da. Na toll, also muss ich nächsten Sonntag die Weltreise wieder mitmachen und hoffen, dass wir das umgetauscht bekommen. Immerhin habe ich an einem anderen Stand ein Zweitnetzteil für mein Notebook für 21,- € bekommen. Dell Deutschland verlangt dafür sportliche 57,- €!

Nachts habe ich dann noch mittels etwas Internet-Recherche die chinesische Internet-Zensur überwunden. War gar nicht so schwer: mann muss nur einen Proxy-Server finden, der den Surfer anonymisiert. Endlich kann ich wieder mein geliebtes Wikipedia nutzen!

Guiming hat heute wieder sehr starke Muskelschmerzen, so dass er beim Hinlegen und Aufsetzen schreit. Es liegt wohl an der Kortisonreduktion, die immer noch andauert. Dazu kommt die krasse Entzündung, gegen immer noch nichts unternommen wurde. Die meisten Schmerzmittel verträgt er nicht – was kann er bloß tun, außer durchzuhalten?!

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April 3rd, 2006

Yadong hatte gestern doch keine Zeit. Dennoch wollte ich wegen des klaren Wetters unbedingt in die Stadt, aslo musste ich das Wagnis eingehen, mich allein mit dem Bus dorthin zu begeben. Guiming hatte die glänzende Idee, ich solle doch die Inline-Skates benutzen. Na, besser hätte es gar nicht kommen können! Das war die wahrscheinlich beste Methode die Stadt zu erkunden. Zum einen geht es weitaus schneller als zu Fuß und ist viel weniger anstrengend, zum anderen kam ich überall damit rein, Kaufhäuser, Bus, Bahn, Fähre. Entweder, weil ich als Ausländer Narrenfreiheit besitze oder aber weil niemand in der Innenstadt Skater gewöhnt ist. Obwohl ich große Teile der Innenstadt sah, war weit und breit kein einziger Mensch in Sicht, der sich auf diese Weise fortbewegte. Die Chinesen skaten anscheinend eher als Sport auf freien Strecken, anstatt sich zwischen den Stadtverkehr zu zwängen. Sehr viele Menschen haben mich angestarrt, da ich als Ausländer und Skater nun einen doppelt exklusiven Anblick bot. Dreimal sprachen mich junge Mädchen an, die sich mit mir fotografieren lassen wollten. Die Vierte war etwas älter und behauptete unzweideutig, dass ich einsam aussähe. Die habe ich dann lieber schnell stehen gelassen 😉

Dies ist der Panaoramablick auf die Westseite (Puxi), zusammengesetzt aus 14 Einzelbildern. Zu erkennen sind links die europäischen Bauten am sogenannten Bund.

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Auch nicht schlecht: Der Blick von der anderen Seite zurück über den Fluss auf Pudong.

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Kommunistendenkmal vor BAYER-Hochhaus:

Kommunistendenkmal

Nanking-Straße, die bekannteste Einkaufsstraße Chinas. Muss ich noch mal irgendwann bei Dunkelheit besuchen.

Nanjing Donglu

In einer Seitenstraße endeckt: Transportunternehmer bei der Mittagspause.

Das ist das Leben!

People’s Square

Renmin Guangchang TaubenjagdIMG_0747.jpg

Handbetriebene Popcorn-Maschine am Straßenrand:

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Impressionen:

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Etwas abenteuerlich war die Rückfahrt mit dem Bus. Meine zwei möglichen Linien waren ausgerechnet die ohne Zahlen. An den Bussen selbst war jedoch noch ein zusätzliches Zeichen vorangestellt, vielleicht “Linie” oder “Richtung”, Bis ich das gerafft hatte, waren die ersten zwei ohne mich losgefahren.

Alles klar!

Abends zu Hause durfte ich mir Komplimente anhören, heil zurückgekommen zu sein. Manchmal habe ich das Gefühl, Ausländer werden hier für exotische Kinder gehalten.

Guiming hatte ja vor langer Zeit für die Chemotherapie einen Zugang in die Brust implantiert bekommen, der direkt in ein größeres Blutgefäß führt. Da kann man unproblematisch reininjizieren. Beim letzten Krankenhausaufenthalt, hat dort ein Pfuscher zu tief durchgestochen, so dass sich eine Entzündung entwickelte. Bis gestern dachte wir, die würde abklingen. Es zeigte sich jedoch, das sich auf seinem Unterhemd ein großer gelber Fleck gebildet hatte: Eiter. Aus einem kleinen Loch in seiner Brust floss auf leichten Druck immer mehr und mehr; habe so etwas noch nie gesehen. Heute muss sich der Bruder um eine Behandlung kümmern. Kein Wunder, dass Guimings Allgemeinzustand so schlecht ist, wenn er so was mit sich rumträgt. Heute geht es mal etwas besser. P.S. Nein, ich kann den Wikipedia-Link zum Thema Zugang wirklich nicht öffnen, habe ihn nur bei Google gefunden.

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April 2nd, 2006

Gestern habe ich meine größte geplante Investition getätigt: Bin Mit Schwager und Neffen zu Decathlon (französische Sportkaufhauskette) gefahren und habe die besten und teuersten Inline-Skates gekauft. Kostenpunkt: 90,- Euro. Zu Hause wäre sicher das doppelte fällig gewesen. Das Auto ist ja in Hannover bereits abgemeldet aber so werde ich den Sommer lang sicher gut über die Runden kommen:

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Nachdem Mittag bin ich dann mit der Schwägerin zum Englischunterricht für den kleinen Chongchong mitgefahren. Er ist erst fünf und fährt schon jeden Sonntag zum Englischlernen. Die Chinesen investieren einen Großteil ihres Einkommens in die Ausbildung ihres in der Regel einzigen Kindes. Als der Untericht vorbei war, kamen ein paar ähnlich kleine Kinder aus dem Klassenraum. Der erste, der mich sah, schrie begeistert “Ausländer!” und lief lachend davon. Trotz dem Shanghai für chinesische Verhältnisse international ist, sehe ich hier kaum je ein europäisches Gesicht. Afrikaner habe ich überhaupt noch nicht entdeckt; nicht mal Südost-Asiaten. Danach wurde Chongchong bei seinen Großeltern abgeliefert.

Hier das Hauptgebäude der Universität Shanghai.

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Taxis sind preiswert. Die Fahrer sitzen hinter einer Plastikabschirmung. In diesem Wagen gibt es sogar einen Fernseher für den Passagier.

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Wir sind dann in einen gigantischen Supermarkt gegangen, gegen den selbst Kaufland ein Witz ist. Die Nummerierung an den Kassen ging auf der anderen Seite übrigens weiter bis 45. Außerdem war Sonntag, was für die Läden in China nicht die geringste Bedeutung hat.

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Im Supermarkt habe ich gesehen, wie eine Schildkröte geschlachtet wurde. Zumindest haben die Stadt-Chinesen im Gegensatz zum Westen die Nerven, sich die Konsequenzen ihres Fleischkonsums anzusehen. Allerdings bezieht sich das nur auf stumme Tiere. Vögel oder Säugetiere, die beim Sterben schreien könnten, werden dann doch lieber nicht ganz so frisch angeboten und vorher getötet.

Dieser Supermarkt bietet als Service sogar über zwanzig (!) kostenlose Buslinien an, die losfahren, sobald der Bus mit Leuten und Einkäufen voll ist. Habe bei der Gelegenheit festgestellt, dass die fast alle Chinesen rekativ schlank sind. Ist mir aber erst aufgefallen als ich diesen hier als Kontrast entdeckte.
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Der kostenlose Bus hatte auch seine Nachteile: er fuhr erst nach einer halben Stunde los. Vorher liefen ständig die Motoren auch der anderen Busse. Das scheint hier auch bei Autos normal zu sein: wer wartet, egal wie lange, lässt den Motor laufen. Ist mir total unverständlich, da die Luft schon schlecht genug ist. Hatte die reichere Frau vorgestern provokant danach gefragt ob die Autofahrer damit Wohlstand demonstrieren wollten. Sie meinte, sie wüsste ja nie wie lange es dauert und das neue Anlassen, würde auch viel Benzin kosten. Habe ihr gesagt, dass sich das Abstellen bereits ab einer Minute lohnt. Sie wollte es in Zukunft beherzigen.

Mit der ganzen Fahrerei hatte der kurze Schulbesuch den halben Tag gedauert. Zu Hause wartete überraschenderweise das letzte verschollene Familienmitglied. Die Schwester aus Peking (links im Bild), die seit langem mit niemenadem aus der Familie richtig Kontakt hat, ist für zwei Tage gekommen.

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Heute ist die Luft aus unerfindlichen Gründen sehr klar. Das heißt es für mich: Ab in die Stadt und fotografieren! Gut, dass Yadong erst morgen wieder als Flugbegleiter arbeiten muss. Ich rufe ihn gleich mal an.

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April 2nd, 2006

Viele Chinesen, vor allem Shanghaier haben das Bestreben wohlhabend zu werden. Im Zuge der marktwirtschaftlichen Reformen in China hat sich ein neues Unternehmertum und eine Kommerzialisierung entwickelt, die dem Westen in nichts nachstehen. Damit einhergehend sind auch die Ansprüche an den Konsum gewachsen und nachdem die meisten Chinesen Fernseher und Waschmaschine haben, geraten andere Dinge in das Blickfeld. In Shanghai sind das vor allem Eigentumswohnungen und als nächster Schritt vermehrt Autos.

Ein befreundetes Paar hat auch diesen Schritt auf dem Konsumleiter bereits erklommen, so dass mit deren Hilfe auch Guiming trotz seiner fortgesetzten Schwäche und Schmerzen erstmals Gelegenheit hatte, die Innenstadt zu sehen. Das erste Foto zeigt den “Bund”, das ursprüngliche Stadtzentrum aus der Zeit des europäischen Einflusses. Das zweite das neue Zentrum auf der anderen Seite des Huangpu.
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Danach ging es in ein teures Restaurant, in das uns der Bruder mitsamt einigen seiner Freunde einlud, um uns Ihnen vorzustellen. Ich habe ihn gefragt, was die dazu gesagt haben, das wir verheiratet sind. Er meint, sie hätten es nur höflich zur Kenntnis genommen. Chinesen eben 😉

Schnell die chinesischen Tischsitten im Kopf rekapituliert: Schmatzen? Ja! Nase putzen? Nein? Rülpsen? Ja! Stäbchen in der Reisschüssel stecken lassen? Todessymbol: lieber nicht! Außerdem gelernt: Cola ist nicht gekühlt. Man darf einen Fischkopf mit scharfbezahnten Kiefern in den Mund stecken und auslutschen. Man muss sich zehnmal pro Stunde zuprosten. Seafood wird lebend nahe der Küche in Aquarien aufbewahrt.

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Die große Glasplatte in der Mitte ist drehbar und jeder kann sich von allem bedienen. Die leeren Platten werden ständig durch komplett andere ersetzt. Ich muss wirklich sagen, dass die chinesiche Küche meiner Meinung nach die beste, vor allem die vielseitigste der Welt ist. Selbst ohne Fleisch zu essen, konnte ich ein Dutzend Gerichte kosten, die mir, der ich seit Jahren chinesisch esse, alle neu waren. Am Ende hat Guiming in dem Restaurant ein Stück am Klavier gespielt.

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Ach ja mein Neffe ist inzwischen auch aufgetaucht. Er kommt nur am Wochenende nach Hause, denn er lebt in der Woche bei seinem Großeltern am anderen Ende der Stadt, wo auch sein Kindergarten ist. Er ist super-süß aber kann auch ziemlich nervig sein. Vor allem, wenn er auf meiner Computertastatur rumhackt, weil er Aufmerksamkeit will. Zu blöd, dass ich so wenig chinesisch kann.

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April 1st, 2006

Hier ist die Familie bei der chinesischen Lieblingbeschäftigung zu sehen. Der junge Mann ist mein Tour-Guide Yadong, daneben meine Schwägerin und mein Schwager.

Familie

Yadong ist nun also endlich mit mir in die Stadt gefahren. Und was für eine Stadt! Sie scheint überhaupt kein Ende zu nehmen, egal wie lange man fährt. Bei der Gelegenheit muss ich auch meine Aussage zur Luftverschmutzung zurücknehmen: Es stinkt leider in der Innenstadt sehr nach Abgasen. Riesig hohe Bauten gibt es hier in großer Zahl. Dennoch sind überall Baustellen und weitere halbfertige Beton-Giganten zu sehen. Das Bild mit dem Bagger ist sehr bezeichnend für den Zustand von Pudong.

WolkenkratzerShanghai als immerwaehrende BaustelleFernsehturm

Dies ist der Jin-Mao-Tower, das höchste Gebäude Chinas. Dankenswerterweise hat man hilfreiche Hinweisschilder daran befestigt, die ich gerade noch rechtzeitig entdeckt habe… Auch von Innen ist der Turm nett anzusehen.

Jin-Mao-TowerSpiderman?Jin-Mao-Towerwwq (9).jpgTower von innen

Ganz in der Nähe haben wir meine hübsche Schwägerin in ihrem Büro besucht. Sie ist 35 und arbeitet für ein Touristikunternehmen.

Schwägerin

Danach ging’s nach Puxi („westlich des Pu-Flusses“), dem „alten“ Teil Shanghais. Auch hier wird inzwischen allerorten modernste Architektur aus dem Boden gestampft. Die alten Häuser und ihre Bewohner müssen weichen. Was bleibt, sind ein paar bedrängte Straßenzüge mit Original-China-Flair und ein kleines Gebiet, das mein Reiseführer-Buch als Disney-Land-Version des alten China bezeichnet. Ich liebe die Reiseführer von Lonely Planet, u.a. weil sie die Dinge beim Namen nennen. Ach ja, voll war es auch. Aber nur hier waren so viele Menschen unterwegs, wie ich nach den Beschreibungen meiner chinesischen Freunde befürchtet hatte. Ansonsten geht es einigermaßen.

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Als nächstes besuchten wir den nebenan gelegenen kleinen aber feinen Yu-Yuan-Garten. Das Panoramabild habe ich aus vier Einzelphotos zusammengefügt. Der Eintritt war mit drei Euro verhältnismäßig teuer aber es hat sich wirklich gelohnt.

Innenansichtwwq (17).jpgDachverzierung

Yu-Yuan

Dann weiter in die eigentliche Altstadt. Wie gesagt ist diese im Schrumpfen begriffen aber das was da ist, wirkt sehr authentisch.

Altstadtwwq (24).jpgwwq (21).jpgwwq (23).jpgwwq (22).jpgwwq (25).jpg

In manchen Straßen ist man dennoch gut auf Touristen vorbereitet. In kleinen Ständen werden nicht nur Mao-Erinnerungsstücke, sondern sogar diese vergangenheitskritischen Figuren feilgeboten. Sie stellen Rotgardisten dar, die einem Gegner der Kulturrevolution die Freuden des Kommunismus nahebringen.

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Ob diese Kinder Verkäufer der Ware waren oder diese nur bewunderten, war unklar.

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Die Armut der Menschen ist in diesem Stadtteil war ziemlich bedrückend; eine Frau mit Kleinkind bat uns um etwas zu essen. Das habe ich so in Deutschland noch nie erlebt, dass jemand nicht nach Bargeld fragt, also habe ich ihr am nächsten Stand etwas gekauft.

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Wirklich gruselig fand ich als Tierfreund den Haustiermarkt in der Altstadt. Ich denke, die Bilder sprechen für sich. Mein Schwager meint, dass man in einem Land, in dem es Menschen so schlecht ginge, für Tiere erst recht nichts erwarten könne.

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Diesen Fischen hat man ekelhafte Verwachsungen angezüchtet, die wohl für schön gehalten werden.

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Abends ging’s dann mit der Fähre zurück nach Pudong.

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March 30th, 2006

Heute habe ich mich nur zu Hause gelangweilt. Ein paar erklärende Worte für die Nicht-Chinesen unter euch:

In China leben ca. zwei Drittel der Bevölkerung in Armut auf dem Land. Die Städter haben hingegen ein dreimal höheres Pro-Kopf-Einkommen. Unter den großen Städten ist Shanghai die wohlhabenste (Hong-Kong mal außen vor). Shanghai ist vom Huangpu-Fluß in zwei Stadthälften geteilt. Das alte ursprüngliche Shanghai habe ich noch nicht gesehen. Ich wohne in Pudong (“östlich des Pu-Flusses”). Diese Hälfte der Stadt wurde ab 1990(!) aus dem Boden gestampft. Bis dahin war es ein sumpfiges Gelände mit etwas Landwirtschaft. Nichts, was auf den bisherigen Bildern zu sehen ist, hat hier vor 15 Jahren existiert. Heute sind hier der Flughafen, der Transrapid und die berühmte Skyline von Shanghai, die ich hoffentlich bald sehen werde. Insofern sind diese Eindrücke zwar für Teile von Shanghai zutreffend aber nicht repräsentativ für China.

Apropos Skyline, die Luft hier ist dermaßen mit Staubpartikeln verschmutzt, dass man Hochhäuser, die wenige 100m weit weg sind schon nicht mehr klar erkennt. Wenigstens stinkt die Luft nicht besonders. Die Verschmutzung rührt weniger vom Straßenverkehr her, als von den über die ganze Stadt verteilten Industriebetrieben und der Kohleverfeuerung in den Haushalten. Ich mache mir schon Sorgen, wie ich bei dieser Sicht gute Fotos machen soll. Habe schon mal mit Photoshop geübt, wie ich das Problem lösen kann. Will ja keinen blauen Himmel zaubern aber ein paar Farben wären schon nett…Fälschung

Original

Die älteren Leute sind allmorgendlich beim Tai Chi zu beobachten. Das war sogar in China Town von San Francisco so.
Tai Chi

Heute Abend ist Guimings Freund Yadong für drei Tage nach Shanghai gekommen. Gott sei dank! Morgen “darf” ich endlich in die Innenstadt.

Guiming kommt derzeit etwas zu Kräften. Er steht sogar schon wieder alleine auf. Ich denke, durch das Ende der Bestrahlung erholt er sich ein bisschen. Dennoch: er lacht nicht viel und ist insgesamt noch immer ein Häufchen Elend. Yadong hat angesichts seines Zustandes auf dem Balkon heimlich geweint. Ich habe dem Bruder die Kernspin-Bilder von Guiming gezeigt. Er sagt, wir sollen Guiming ein so normales Leben wie machbar ermöglichen und die Hoffnung nicht aufgeben. Nun ja.

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March 29th, 2006

Hatte gestern überraschend doch noch die Chance, mit Mama raus zu gehen. Hier ein paar Eindrücke.

Das Stadtviertel ist in abgetrennte Wohnquartiere aufgeteilt, die alle Ihren eigenen Stil haben. Dieser Stein markiert einen Eingangsbereich, der Torbogen useren.Torbogen
Eingang zum Quartier

Endlich ein vertrautes Wort! So einen Kindergarten hätte ich auch gerne besucht! Kindergarten

Kindergarten

Die ganze Gegend macht einen sehr neuen, sauberen und reichen Eindruck, zumindest was die Architektur angeht. Darüberhinaus erinnert in diesem Viertel einiges an europäische Gebäude. Die Shanghaier haben auf Grund Ihrer über hundert Jahre europäisch geprägten Geschichte ein offensichtliche Vorliebe für diesen Stil. Europa?

Alles neu!

Die einzigen vergammelten Fassaden wurden bereits wieder erneuert. Und zwar gleich alle gleichzeitig. (Man beachte das Gerüstmaterial!)Restauration

Bambus

Noch mehr Europa mit chinesischer Note:

VW

Aber irgendwann endeten die Gemeinsamkeiten.Oldtimers

Stra�enkreuzung

Spätestens in der Markthalle! Eier verschiedenster Arten bis zum Horizont an diesem Stand und lebendes Getier an vielen anderen. Vor allem Fische schwimmen hier überall in engen Behältnissen, um bis zuletzt möglichst frisch zu sein. Aber auch Muscheln, Garnelen und sogar Schildkröten.Mahlzeit!

Eier

Zu Hause entdeckt: Chinesisches Produktdesign.
Chinesisches Produktdesign

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March 28th, 2006

Wir haben den Flug einigermaßen gut überstanden und den Jetlag inzwischen auch überwunden. Dank des Rollstuhltransfers auf allen drei Flughafen kamen wir überall schnell und ungehindert durch und an den Warteschlangen vorbei.

Das Wohnzimmer

Als erste im Flugzeug

Vom Flughafen Shanghai sah ich den Transrapid in die Stadt fahren. Hoffe, ich kann ihn auf dem Rückweg benutzen. Wir wohnen hier in einem Neubau-Komplex von Eigentumswohnungen, die in europäischem Stil errichtet wurden.

Unser ZimmerUnsere Aussicht

Die Wohnung ist sehr schön und geräumig. Allerdings ist es mangels Heizung arschkalt. Immerhin ist es draußen sonnig und wärmer als in Hannover und alles ist schon grün. Gleich nach Ankunft sind wir in ein einfaches Restaurant essen gegangen. Das Essen war gut, der Erstkontakt mit chinesischen Toiletten weniger: Nicht nur, dass sich in den Klokabinen lediglich ein Loch im Fußboden verbirgt. Das hatte ich erwartet. Wirklich erschreckend war die Tatsache, dass aus einer der Kabinen der Koch kam und sich, ohne auch nur einen Blick auf das Waschbecken zu werfen, sofort zurück in die Küche begab.

Das Bad mit Fenster zum HofDas Klofenster, geöffnetbescheidene Hinterhofkunst

In der Innenstadt waren wir noch nicht. Guiming und sein Bruder meinen, ich solle lieber nicht allein in die Stadt gehen. Der Verkehr sei zu gefährlich, ich könne mich mangels Sprachkenntnis nicht orientieren und überhaupt würden mich alle verarschen, sobald ich versuchte, etwas zu kaufen. Ich muss da noch ein bissc

hen Überzeugungsarbeit leisten. Immerhin ist die Schwägerin auf meiner Seite und hat mir schon eine Prepaid-Card für den Buss gegeben. Überhaupt scheinen sie und der Bruder sehr nett zu sein. Für Guiming haben sie extra ein Klavier besorgt. Sie sprechen ein wenig englisch und haben mir eine SIM-Card für mein Handy gegeben. Die Call-by-Call-Nummer aus Deutschland ist 01035/ oder 010012 und dann 008613004119330 und kostet 2 Cent/min aus dem deutschen Festnetz (nicht über ARCOR!). Zu erreichen bin ich zwischen 02.00 und 16.00 Uhr Hannover-Zeit, kann aber selbst schlecht telefonieren, weil die Kosten in die Gegenrichtung enorm wären.

Torbogen

Eingangsportal

Mit dem Internet klappt es noch nicht so super, weil ich mein Notebook noch nicht anschließen kann. So muss ich mich mit einem langsamen PC mit chinesischem Windows quälen, bei dem andauernd die Schreibschrift auf chinesisch umspringt. Sehr erstaunt bin ich über das Ausmaß der Internetzensur. Das Online-Lexikon Wikipedia ist überhaupt nicht zu erreichen. Und ich hatte mich immer über die geringe Anzahl chinesischer Artikel dort gewundert!

Nicht schlecht!

Guiming ist sehr schwach. Er kann sich kaum allein hinsetzen und Aufstehen klappt gar nicht ohne Hilfe. Er geht sehr langsam und selbst eine 5cm hohe Schwelle stellt ein Hindernis für ihn da. Ich hoffe, dass er sich jetzt nach der Therapie etwas stabilisiert, damit wir uns ein bisschen was gemeinsam ansehen können. Er ist aber sehr erleichtert, dass sein Bruder so nett ist, den er ja schon so viele Jahre nicht mehr gesehen hat.

Ich warte jetzt weiter zu Hause, bis Bruder und Schwägerin um 19.00 Uhr von der Arbeit kommen. Habe ja Ausgangssperre 😉

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