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Archive for April, 2006

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Thursday, April 27th, 2006

Ich bin seit zwei Tagen immer zu Hause bei Guiming. Sein Zustand hat sich weiter verschlechtert. Er hat überhaupt keine Kraft und selbst das Flüstern fällt ihm sehr schwer. Beim Trinken verschluckt er sich manchmal, was erschreckend ist. Manchmal sagt er Dinge, die unverständlich oder gar absurd sind. Es tut weh, das mitzuerleben. Heute Mittag ist sein Bruder, der Arzt, mit einer Krankenschwester gekommen um Blut abzunehmen. Der Bruder brachte abends die Ergebnisse mit und berichtete, dass der Laborarzt schockiert gewesen sei und nachgefragt hätte, ob das wirklich die richtige Blutprobe sei. Unter anderem ist der Hämoglobinwert katastrophal niedrig, was eine schlechte Sauerstoffversorgung der Zellen zur Folge hat und wohl für die extreme Schwäche mitverantwortlich ist. Die Strahlen- und Chemotherapie haben seine Blutwerte offensichtlich komplett durcheinandergebracht.
Bruder und Mutter möchten, dass er ins Krankenhaus kommt, weil dort eine bessere Versorgung möglich ist. Ich war dagegen, weil ich nicht möchte, dass er unter fremden Menschen und angeschlossen an Maschinen stirbt. Der Bruder versicherte mir, dass wir unerwünschte lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen und ich und seine Mama auch ganztags bei ihm sein können. Unter diesen Bedingungen habe ich zugestimmt, so dass wir morgen früh einen Krankentransport rufen werden. Möglicherweise stabilisiert er sich noch etwas durch eine Bluttransfusion aber im Moment sieht es ganz schlecht aus und wir rechnen damit, dass es nicht mehr lange dauert.

Tuesday, April 25th, 2006

Vorgestern Abend ist Petra wieder zurück nach Nordostchina gefahren. Vorher haben wir allerdings noch einen Besuch im meiner Meinung nach interessantesten Teil Shanghais gemacht: der Altstadt. Unterwegs sind wir durch einen Bambuspark gekommen. Hier saßen unter anderem Männer, die dem wunderschönen Gesang eingepferchter Vögel lauschten.

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In dem Teil, der als Altstadt bezeichnet wird, gibt es verschiedene Abstufungen, die von original und unberührt bis touristisch voll erschlossen (“Disneyland”) reichen. Ich versuche hier immer, die kommerzialisierten Areale zu meiden und lieber einen Blick auf das wirkliche Leben zu erhaschen. Die Gassen sind sehr eng und vieles spielt sich uneinsehbar in noch engeren halbdunklen Seitengängen und in den Häusern selbst ab aber das eine oder andere interessante Detail gibt es immer zu sehen.

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Der Mann hier bereitet draußen in der Gasse sein Mittagessen zu. Wasseranschlüsse scheinen alle vor den Häusern zu enden; überall gibt es deratige Waschbecken. Die abenteuerliche Isolierung der Rohre auf dem zweiten Bild dient dem winterlichen Frostschutz (Petra hat nachgefragt). Die aufgesprühten Rufnummern verweisen auf Installateurs- und Reparaturbetriebe.

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Mangels Wasseranschluss in den Häusern selbst gibt es auch Gemeinschaftstoiletten. Sehr schön zu erkennen: das in China immer noch übliche Loch im Boden. Gut für die Oberschenkelmuskulatur. Seid froh, das Fotos noch keine Gerüche vermitteln können! 😉

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Jetzt mal ein kleines Bilderrätsel. Was passt auf diesem Bild nicht?

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Richtig! Dasselbe, was auch zwischen diesem Siff deplatziert wirkt.

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Aber genug der Unapettitlichkeiten.

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Wie der aufmerksame Beobachter schon bemerkt hat, kennen die Chinesen keine falsche Scham, wenn es darum geht, ihre Wäsche zu trocknen. Das Ganze wird hier in der Altstadt mittels eines langen Bambusstocks auf- und abgehängt.

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Wir machten uns dann langsam auf den Weg zum Büro meiner Schwägerin. Die zeigte uns dankenswerterweise noch die Aussicht von ihrem Bürohochhaus aus.

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Direkt neben dem Büro lag die gerade besuchte Altstadt.

Auf dem ersten Foto gut zu sehen: der für Touristen aufbereitete Teil mit den schönen Dächern und der kleine grüne Yu-Yuan-Garten, den ich anfangs besucht hatte.

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Außerdem gewährte sie uns einen Blick in die Konferenzräume der Firma. Ob hier wohl Könige empfangen werden?

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Guimings Zustand hat sich in den letzten Tagen nach der Chemotherapie verschlechtert. Er ist zu schwach zum Stehen, Sitzen, Essen, selbst das Sprechen fällt ihm sehr schwer, so dass er allenfalls flüstert. Meist steht er nicht mal mehr zum Essen auf. Er ist aus Schwäche nicht in der Lage irgend etwas zu machen, woran er Spaß hätte (lesen, fernsehen). Auch ist er nicht mehr ganz klar. Ich bin der Meinung, dass die Kortisonreduktion zu weit ging und sich jetzt der Schädelinnendruck wieder bemerkbar macht. Wenn wir das Kortison jetzt wieder raufsetzten, besteht die Chance, dass er nochmal ein Weile klarer wird aber auch die Gafahr von massiven Schmerzen, wie er sie schon früher hatte. Das Kortison nicht zu erhöhen würde meiner EInschätzung nach hingegen bedeuten ihn jetzt loszulassen und einer ständigen Verschlechterung seines Zustandes preiszugeben. Wir haben uns daher entschlossen, es nochmal mit dem Medikament zu versuchen. Es ist für mich sehr schwer erträglich, meinen geliebten Guiming in Hilflosigkeit und Schmerz zu erleben. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Angst, ihn zu verlieren und dem Wunsch, er möge nicht mehr leiden. Auch seine Mutter steht unter großer Anspannung. Was bleibt, ist nur ohnmächtiges Abwarten und ihm sein Dasein so erträglich wie möglich zu machen.

Monday, April 24th, 2006
Vorgestern bin ich mit Petra in die Stadt gegangen um ihr ein bisschen Shanghai zu zeigen und selber noch was neues zu entdecken. Dafür sind wir zuerst in das früher von Ausländern bewohnte "Französische Viertel" gegangen. Neue Hochhäuser gibt es ... [Continue reading this entry]

Saturday, April 22nd, 2006
Ich hatte Yadong gefragt, ob er mir mal das Shanghaier Nachtleben zeigen könne. Da er aber an diesem Wochenende arbeitet, hatte er meine Telefonnummer an einen Bekannten weitergeleitet. So kam es, dass ich gestern einen unerwarteten Anruf bekam und mich ... [Continue reading this entry]

Friday, April 21st, 2006
Als ich vorgestern Abend noch ein bisschen in der Stadt war, hatte ich erstmals das Gefühl, irgendwie alles schon mal gesehen zu haben. Das kann zwar realistisch betrachtet nicht sein aber auch für eine so große Stadt sind fünf Wochen ... [Continue reading this entry]

Wednesday, April 19th, 2006
Yadong und ich sind mit dem Zug in eine kleinere Stadt (1.75 Mio) in der Nähe (175km) gefahren. Sie heißt Hangzhou und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für Chinesen, da mit dem dort befindlichen See diverse Geschichten, Gedichte und berühmte ... [Continue reading this entry]

Tuesday, April 18th, 2006
Ein Kollege von Yadong (Flugbegleiter) hat uns einen Shanghaier Vorort gezeigt, indem so etwas wie eine Altstadt als Touristenattraktion existiert. Chinesische Touristen waren in der Tat mehr als genug da. Leider wirkte die Gegend sehr künstlich und alles andere als ... [Continue reading this entry]

Monday, April 17th, 2006
Ich bin gestern auf einem kleinen Schiff auf dem Huangpu gefahren. Noch vor dem Ablegen kam ein anderes Schiff von einer Tour zurück und legte an. Als sich beide Schiffe zu diesem Zweck leicht berührten, ließ eine tolpatschige weiße Touristin, ... [Continue reading this entry]

Sunday, April 16th, 2006
Das Wetter ist jetzt hier auf absehbare Zeit schön (nächste Woche bis 26 Grad!) und so machte ich mich mal auf den Weg um noch mal Klamotten einzukaufen. Meine Schwägerin hatte mir eine Gegend mit vielen Shopping-Malls an einer großen ... [Continue reading this entry]

Thursday, April 13th, 2006

Ich bin nicht so der Typ, der auf Museen steht. Da mein Reiseführer das Shanghai-Museum aber als eines der Highlights eines Aufenthaltes in der Stadt beschreibt, wollte ich mir einen Besuch nicht entgehen lassen. In der Tat gab ... [Continue reading this entry]