Mein Reiseführer sagt über die Shanghaier, dass sie von anderen Chinesen für materialistisch und arrogant gehalten werden. Das geht soweit, dass sie es für einen sozialen Abstieg halten, einen Chinesen aus dem Inland zu heiraten. Ein Ausländer wäre hingegen ein Schritt noch oben. Ausländer sind schließlich alle reich (Afrikaner mal ausgenommen). Insofern lässt sich vielleicht auch das geschilderte Interesse an Fotos mit mir erklären.
Gestern bin ich bei Guiming zu Hause geblieben. Abends musste seine Schwester zurück zum Flughafen. Da sie kein englisch spricht, kann man nicht sagen, dass ich sie in der kurzen Zeit kennengelernt hätte. Guiming hat sich jedenfalls sehr über ihr Kommen gefreut. Zum Flughafen wurden wir wieder von dem „reichen“ Paar abgeholt. Und siehe da: der Motor des wartenden Autos war ausgestellt! Als ich das erfreut bemerkte, entgegneten sie, dass sie das von mir gelernt hätten. Na, wenn das kein Erfolgserlebnis war! 😀
Nach dem Flughafen haben sie mich netterweise noch ins Zentrum zum Flussufer gefahren. Nachts sieht es dort noch faszinierender aus. Leider war es sehr neblig, so dass mit fotografieren nicht viel ging; der Fernsehturm war beispielsweise nur zur Hälfte zu sehen. Bei schönem Wetter werde ich dort nochmal mit einem Stativ hinfahren.
Am Sonntag war ich mit der Schwägerin, die ich inzwischen sehr mag, in einem Elektronikkaufhaus gewesen. Das muss man sich aber eher wie eine mehrgeschossige Markthalle mit separaten Ständen vorstellen. Ich brauchte diverse Kabel und Adapter. An einem dieser Stände wollten wir auf meine Initiative hin für ihren lahmen PC 256 MB Arbeitsspeicher kaufen. Die Typen dort hatten gebrauchte 256 MB, wollten uns aber partout „neue“ 128 MB andrehen; sie meinten, das würde reichen. Als ich auf 256 beharrte, sagten sie, das sei schlechtere Qualität, weil Made in China. Stünde zwar Korea drauf, wäre aber gefälscht. Ich sagte, egal, solange es nicht kaputt ist, her damit! Dann musste die Schwägerin erstmal feilschen und den Preis um 20% drücken. Sollte ich bei Karstadt vielleicht auch mal probieren. Gestern habe ich den Speicher dann eingebaut und durfte feststellen, dass die Bastarde uns 128 MB angedreht hatten! Anscheinend hatten sie gar nichts anderes da. Na toll, also muss ich nächsten Sonntag die Weltreise wieder mitmachen und hoffen, dass wir das umgetauscht bekommen. Immerhin habe ich an einem anderen Stand ein Zweitnetzteil für mein Notebook für 21,- € bekommen. Dell Deutschland verlangt dafür sportliche 57,- €!
Nachts habe ich dann noch mittels etwas Internet-Recherche die chinesische Internet-Zensur überwunden. War gar nicht so schwer: mann muss nur einen Proxy-Server finden, der den Surfer anonymisiert. Endlich kann ich wieder mein geliebtes Wikipedia nutzen!
Guiming hat heute wieder sehr starke Muskelschmerzen, so dass er beim Hinlegen und Aufsetzen schreit. Es liegt wohl an der Kortisonreduktion, die immer noch andauert. Dazu kommt die krasse Entzündung, gegen immer noch nichts unternommen wurde. Die meisten Schmerzmittel verträgt er nicht – was kann er bloß tun, außer durchzuhalten?!
Tags: Shanghai
Hallo Stefan, super Seite! So wissen wir doch, wie es Euch geht. Unsere Gedanken sind bei Euch. Viele Grüße! Barbara & Frank!