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April 19th, 2006

Yadong und ich sind mit dem Zug in eine kleinere Stadt (1.75 Mio) in der Nähe (175km) gefahren. Sie heißt Hangzhou und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für Chinesen, da mit dem dort befindlichen See diverse Geschichten, Gedichte und berühmte Persönlichkeiten in Verbindung gebracht werden. Derlei entgeht mir als Ausländer zwar, aber die Schönheit der Gegend konnte ich trotzdem genießen.

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Da der See sehr groß ist, hatte Yadong sich ein Fahrrad geliehen und wir konnten den See innerhalb von ein paar Stunden mit vielen Zwischenstopps einmal umrunden. Auf langärmlige Kleidung musste ich übrigens nicht wegen der Hitze sondern eines beginnenden Sonnenbrandes zurückgreifen.

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Weniger schön waren meine starken Allergiersymptome gegen was auch immer hier gerade blüht. Erst mit zwei Tabletten und nach Stunden hatte ich das im Griff.

Ist der nicht goldig?! seine Mimik und Gestik lassen keine falsche Hoffnung auf Gastfreundschaft aufkommen!

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Es waren haufenweise Touristen vor Ort. Ich habe allerdings versucht, sie aus den Bildern herauszuhalten.

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In diesem zur obigen buddhistischen Pagode gehörigen Teich leben Fische und Schildkröten, die von den Märkten gekauft worden sind, um ihr Leben zu retten.

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Ob die Schaffung von Nachfrage bei den Händlern nun unterm Strich tierfreundlich ist, sei mal dahingestellt. Es handelt sich wohl eher um eine symbolische Geste. Bevölkerungsmäßig herrschen im Teich jedenfalls chinesische Verhältnisse 😉

Um den See herum schienen viele Hochzeiten stattzufinden. Hier lässt eine Braut professionelle Hochzeitsfotos anfertigen.

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An den See grenzen dieverse Parks, Pagoden und andere Sehenswürdigkeiten, die man unmöglich alle an einem Tag besuchen kann.

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Diesen lachenden Buddha haben wir ärgerlicherweise verpasst, den gab es dort nämlich irgendwo. Das Bild ist aus dem Internet.

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Das tolle an meiner neuen Kamera ist, abgesehen vom zwölffachen Zoom (unschlagbar bei Tieraufnahmen), das frei schwenkbare Display. Wenn ich Menschen fotografiere, möchte ich sie am liebsten in natürlicher Haltung erwischen, so dass sie mich bemerken. Das ist ohnehin äußerst schwierig, erst recht wenn man selbst als Touristenattraktion wahrgenommen wird. Das Display der Kamera ermöglicht es aber, diese um den Hals zu tragen und von oben darauf zu blicken, als sei man ganz vertieft. Dass das Objektiv dabei eventuell direkt auf jemanden zeigt, fällt ihm oder ihr oft gar nicht auf.

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Noch ein paar Eindrücke vom See. Abends gab’s eine stimmungvolle Licht- und Fontänenshow, hinterlegt mit chinesischer Popmusik, und dann ging’s zwei Stunden mit dem Schnellzug zurück nach Shanghai.

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April 18th, 2006

Ein Kollege von Yadong (Flugbegleiter) hat uns einen Shanghaier Vorort gezeigt, indem so etwas wie eine Altstadt als Touristenattraktion existiert. Chinesische Touristen waren in der Tat mehr als genug da. Leider wirkte die Gegend sehr künstlich und alles andere als authentisch. Habe lediglich die einigermaßen schönen Stellen fotografiert und nicht den Touristenzirkus.

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Immerhin war das Essen gut und der junge Mann hat uns ein bisschen mit Papas Firmenwagen rumgefahren.

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Später habe ich Yadong zum Arztbesuch begleitet. Ärzte arbeiten in China nicht in privaten Praxen sondern in Kliniken. Wir sind ins Krankenhaus meines Schwagers gefahren, der Orthopäde ist. Das Behandlungszimmer in der Orthopädie sah ein bisschen schäbig aus. Faszinierend: Ein magischer Wasserhahn, der trotz fehlender Rohrverbindung funktioniert.

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Hier werden die Gipsverbände angefertigt.

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Yadongs Lunge wurde geröngt. Ich fragte die Ärzte, warum seine Zeugungsfähigkeit nicht mit Hilfe einer Bleischürze vor der Strahlung geschützt wurde und bekam als Antwort: “China ist ein Entwicklungsland”. Auch das Arztgeheimnis wird nicht allzu groß geschrieben. Mehrere Patienten gleichzeitig im Zimmer mit zwei Ärzten, Angehörigen und offenen Türen sind kein Problem. Die Untersuchung ergab glücklicherweise keine ernste Diagnose.

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Wie bei so vielem in Shanghai gibt es auch in diesem Krankenhaus gerade einen Neubau und den absehbaren Abriss des alten Gebäudes. Im neuen Gebäudekomplex war vieles auf vergleichbarem Niveau wie bei uns: Drei-Bett-Zimmer mit TV und Bad und alles sauber und ordentlich.

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Auf dem Weg nach Hause habe ich mal einen dieser berüchtigten chinesischen Kopienhändlerstände fotografiert, bei denen es vom aktuellen Film über Windows bis zu PC-Spielen alles gibt.

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April 17th, 2006

Ich bin gestern auf einem kleinen Schiff auf dem Huangpu gefahren. Noch vor dem Ablegen kam ein anderes Schiff von einer Tour zurück und legte an. Als sich beide Schiffe zu diesem Zweck leicht berührten, ließ eine tolpatschige weiße Touristin, die über die Reling ihres Schiffes gebeugt war, ihre Digi-Cam fallen! Sie viel genau zwischen beiden Schiffen runter, prallte auf unser unteres Deck, nur um danach durch die schmalen Lücke genau in den großen braunen Fluss zu fallen. Die Szene entbehrte nicht einer gewissen Komik, auch wenn die Frau sich mächtig ärgerte und sie ihren kleinen Beitrag zur Verschmutzung des Flusses geleistet hatte. Auf der Fahrt selbst gab es außer ein paar Kränen nicht so viel zu sehen.

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Ich wollte mal wieder in die Altstadt um ein paar Eindrücke aufzunehmen:

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Wurde ob meiner Fortbewegungsmethode immer wieder mal freundlich mit Zurufen und Daumen hoch begrüßt; ist ein schönes Gefühl, mal was besonderes zu sein 🙂

In einem Hinterhof: eine kleine Kirche.

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Was gibt’s denn hier für Köstlichkeiten? Hühnerfüße?! Ach, den Rest sehe ich mir lieber nicht so genau an!

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Diese Zucchinis können wohl nur scheibchenweise verkauft werden.

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Wollte dieses modern aussehende Paar fotografieren. Das war das erste Mal, dass jemand sauer geworden ist. Auf dem zweiten Bild hat der Macho bereits ausgemacht, wie ich im Begriff bin, seine hübsche blonde Frau abzulichten! Aber ich bin ja schnell zu Fuß 😉

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Das Taxi hat einen Fahrradfahrer gerammt. Wunderte mich, das nicht früher erlebt zu haben, bei der allgemein üblichen Fahrweise. Der Fahrradfahrer hat ein bisschen geschimpft, aber das Rad war noch fahrtüchtig.

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Markt für Pflanzen und Getier

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Uiuiui, nicht nur die Mehlwürmer krabbeln hier, auch die braunen Teile in der oberen Kiste bewegten sich verdächtig. Bei näherem Hinsehen stellten sie sich als Raupen in Kokons heraus. Ich will doch mal hoffen, dass das Tierfutter ist. Guiming war sich da nicht so sicher, als ich ihm das Foto zeigte…

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Diese aalartigen Fische hier harren ihres Schicksals, genau wie die Frösche oben rechts.

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Aber keineswegs allen Tieren in menschlicher Obhut geht es schlecht in China: Manche genießen ihre Freiheit, werden frisiert oder gar zärtlich entflöht.

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Bei dem Wetter kann man sich so einen Freiluftfriseur gefallen lassen.

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April 16th, 2006

Das Wetter ist jetzt hier auf absehbare Zeit schön (nächste Woche bis 26 Grad!) und so machte ich mich mal auf den Weg um noch mal Klamotten einzukaufen. Meine Schwägerin hatte mir eine Gegend mit vielen Shopping-Malls an einer großen Kreuzung empfohlen. Ich hätte es ahnen müssen aber wieder mal fand ich mich in gigantomanischen und überteuerten Konsumtempeln wieder. Die Masse der Mittelschicht-Chinesen, die hier ihrer Einkaufslust frönte, konnte das nicht abschrecken und kann sich auch mal gut “ein” Taxi leisten.

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Hier konnte man ein Squash-Set kaufen, dass sich ohne Wand betreiben ließ. Bin kein Experte aber ob das wirklich sinnvoll ist, dass der Ball immer zur Mitte zurück kommt?

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Hier die wichtigste katholische Kirche in Shanghai. Etwas ungewöhnlich: die fetten Rückprojektionsfernseher. Es war gerade ein Übungs-Konzert im Gange. Ausländer musizierten und ein gemischter Chor sang dazu. Heute am Oster-Sonntag sollen hier angeblich 2.500 Menschen reinpassen.

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Gleich neben der Kirche hatte sich der Klerus in katholischer Bescheidenheit eingerichtet.

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Ich bin dann weiter gegangen in das ehemalig von Ausländern bewohnte “Französische Viertel”. Dieses war das letzte größere Gebiet, was mir in Shanghai noch fehlte. Auf einem Hinterhof habe ich Opis beim Fitness-Training aufgespürt. Hätte die Geräte ansonsten glatt für Spielzeug gehalten.

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Auf dem ersten Bild wird das Altpapier abgeholt. Möchte ich lieber nicht im Regen machen müssen, wenn alles doppelt so schwer ist 😉

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Dann hat es mich auf einen Basarmarkt der extremen Art verschlagen. Das war ja was für mich, der feste Preise braucht, weil er nicht handeln kann! Und keine Umkleide um was anzuprobieren. Eine einzige Katastrophe! Der ganze Markt war total überlaufen: Chinesen, Ausländer, Stände und herumlaufende Händler ohne Ende, alle hier um mit gefälschten Artikeln Schnäppchen zu machen. Gucci, Rolex, Addidas, DVDs: alles was sich fälschen lässt und transportabel ist, war hier zu bekommen, zusätzlich jede Menge Ramsch. Mit Abstand am nervigsten waren jedoch die allgegenwärtigen Verticker, die mich von allen Seiten mit ihrem ewig gleichen “DVD? BAG? Watch?” wie die Schmeißfliegen belästigten.

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Mein Lonely-Planet-Reiseführer beschreibt die Vorgänge beim Handeln recht zutreffend, weswegen ich mich auf eine Übersetztung beschränke:

Um die Preise zu feilschen, ist Teil der Einkaufserfahrung. Tatsächlich werden viele Händler regelrecht sauer, wenn man sich weigert, sich an diesem Spielchen zu beteiligen. Bei der üblichen Methode zeigt der Händler einen Preis auf dem Taschenrechner und reicht den an dich weiter. Du gibst 25%-30% des ursprünglichen Preises ein, der Händler gibt einen Schrei von sich, als hättest du seine Ahnen beleidigt, beruhigt sich wieder ein bisschen und reicht den Taschenrechner zurück, bis man am Ende bei 50-60% des Ursprungspreises angelangt ist.

Hier könnt ihr euch per Video einen Eindruck von der Marktatmosphäre verschaffen:

Basarvideo (eine der DVDs, die der Mann kurz zeigt ist übrigens Ice Age 2, die derzeitige Nr. 1 in den deutschen Kinos)

Nee, also beim besten Willen: Weder in solchem Ambiente noch zu solchen Bedingungen wollte ich hier auch nur ein Stück kaufen. Ich bin dann auf die Haupteinkaufsstraße (Huaihai Lu, für die Kenner) in diesem Viertel gegangen. An dieser Stelle kann ich auch gelich mal zwei frühere Aussagen relativieren. Zum einen gibt es hier recht viele Ausländer. Und zum anderen sind hier tatsächlich viele Menschen. Und zwar RICHTIG viele! Es war kaum ein Durchkommen auf den engen Bürgersteigen und ich habe versucht, die Enge fotografisch festzuhalten:

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Dafür gab es hier Boutiquen nach meinem Geschmack. Die Preise auf dem Bild kann man einfach durch zehn teilen, um den Eurobetrag zu ermitteln. Da macht das Shoppen Spaß 😀

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Aus diesem Haufen habe ich mir sieben Teile für insgesamt 11,- Euro rausgesucht.

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Wollte ich natürlich nicht alle anprobieren und zu Hause musste ich mich dann auslachen lassen, nur weil ich in dem Gewühl ein Teil erwischt hatte, das wohl für Frauen gedacht und so eng war, dass es gerade mal meiner zierlichen Schwägerin passte. Ich fand es insgesamt trotzdem lohnend! Bei der Menge Klamotten darf ich jetzt jedenfalls die nächsten Jahre nicht dicker werden, das wäre strategisch sehr unklug!

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Aber zu Hause war ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht. Diese eine Straße der Länge nach abzulaufen ist schier unmöglich. Die Distanzen hier sind wirklich enorm und ich war zu Fuß unterwegs. Selbst die Metrostationen einer Linie sind so weit voneinander entfernt, dass man als lauffauler skatingverwöhnter Faulpelz wie ich schon einen Bus nehmen muss, wenn man zwischen zwei Stationen ist. Leider hatte ich entweder den Ausstieg verpasst oder ohnehin den falschen Bus erwischt, so dass ich mich bald in fremdem Gebiet wiederfand. Eine von mir angesprochene Mitfahrerin bestätigte den Verdacht und ich stieg aus, um wenigstens wieder über den Fluss zurück nach Pudong zu kommen. An der Haltestelle haben mir freundliche Leute die richtige Linie gewiesen, doch ich bin wieder ziemlich am falschen Ende gelandet. Die Schaffnerin des dritten Busses ließ mich dann schon mal in der richtigen (lichtjahrelangen) Straße aussteigen und sagte mir die Anschlusslinie. Da stand ich nun im Dunkeln und wartete auf einen Bus, der nie kommen sollte, weil die Linie schon Betriebsschluss hatte. Hatte ich dann nach einer halben Stunde auch schon gemerkt. Ich hatte mir fest vorgenommen in Shanghai niemals auf- und mir die Blöße zu geben, ein Taxi nehmen zu müssen. Nun war es aber doch so weit. Ich wusste schon, dass das trotz hoher Taxidichte kein leichtes Unterfangen sein würde und fing sicherheitshalber schon mal an zu zählen. Das neunundvierzigste (!) Taxi war dann auch tatsächlich frei und ich konnte die letzten 7 km auf unserer Straße nach Hause fahren. Hat übrigens 2,- Euro gekostet. Und der Fahrer fuhr bei erlaubten sechzig locker halsbrecherische hundert Sachen, obendrein unangeschnallt. Irgendwie muss man ja für seinen Nervenkitzel sorgen.

Trotz der Verfahrerei konnte ich zufrieden feststellen, dass es besser ist, ein paar dürftige Bröckchen Chinesisch zu sprechen, als der Landessprache überhaupt nicht mächtig zu sein. Es reicht zwar für kein Gespräch aber zum Überleben ist es anscheinend genug.

Guimings Zustand ist einigermaßen stabil und durch das immer weiter reduzierte Kortison ist sein Gesicht erstmals leicht abgeschwollen. Er bekommt das Kortison ja, um das Hirn-Ödem Wasseransammlung in den Zellen) um den Tumor herum abzuschwellen. Der Bruder hat die Dosis inzwischen von 8 auf 3 mg heruntergesetzt. Das Ganze muss sehr langsam gehen um die Muskel-Schmerzen unter Kontrolle zu halten. Angestrebt ist, das Kortison für eine gewisse Zeit ganz abzusetzen. Das ist nur möglich, wenn die bisherigen Therapiebemühungen (Bestrahlung in Deutschland, fortgesetzte Tablettenchemo alle vier Wochen) den Tumor etwas haben schrumpfen lassen, so dass der Hinrdruck nicht zu stark ist. Ansonsten würde Guiming wieder sehr müde und teilnahmslos werden. Das ist momentan nicht der Fall. Ab morgen muss er erstmal wieder fünf Tage lang die Chemo machen und danach bekommt er 2 mg. Wir hoffen sehr, dass wir es schaffen ihn vorübergehend kortisonfrei zu bekommen, damit er frei von Schmerzen und Schwellungen an Füßen und Gesicht noch ein bisschen raus kann.

Heute bin ich übrigens zu Hause geblieben, also morgen nichts Neues.

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April 13th, 2006

Ich bin nicht so der Typ, der auf Museen steht. Da mein Reiseführer das Shanghai-Museum aber als eines der Highlights eines Aufenthaltes in der Stadt beschreibt, wollte ich mir einen Besuch nicht entgehen lassen. In der Tat gab es so manches interessante Artefakt zu bewundern. Die Tatsache, dass die Mehrzahl der Gegenstände Jahrtausende alt war, machte die künstlerische Leistung umso beachtlicher. Dennoch konnte auch dieses Museum mich nicht bekehren und ich würde es für mich persönlich nicht als Highlight einordnen. Aufgrund der speziellen Thematik habe ich die Bilder für Interessierte auf eine Extra-Seite gestellt.

Shanghai-Museum

Guiming geht es unverändert mäßig. Das Wetter ist auch bescheiden und ich warte auf bessere Tage.

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April 11th, 2006

Gestern war gar nichts los; deswegen auch kein Update. Heute war es schön warm, wenn auch neblig und ich bin mal wieder rausgekommen. Habe aus Ungeduld und mangels Lesekenntnissen den falschen Bus erwischt. Als ich es merkte, sah ich draußen eine U-Bahn-Station und bin schnell ausgestiegen. Derzeit gibt es hier nur vier U-Bahn-Linien, insofern ist der Liniennetzplan recht übersichtlich – die Haltestellen werden sogar auf englisch erwähnt. War gar nicht so schlecht mit dem Verfahren, denn die brandneue U-Bahn-Station sah schon reichlich futuristisch aus. Ich habe manchmal bei Bahnsteigen die irrationale Angst, mich könne jemand vor den einfahrenden Zug stoßen und sehe mich sogar ab und zu um, um mich zu vergewissern. Was wohl ein Psychoanalytiker dazu sagen würde? Hier hätte sich diese Paranoia erübrigt, denn die gesamte Station ist verglast, dahinter Werbung. Die Türen zum Gleis öffnen sich erst, sobald der Zug steht. Abgefahren! Die Züge selbst sind auch neu, sehr geräumig und quasi endlos lang. Der ganze Zug ist ein Abteil. Die Hälfte der Insassen ist (zumindest auf dieser Linie) entweder mit ihrem Handy befasst, hört Musik aus schicken MP3-Playern oder beides.

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Mein erstes Ziel war die Gegend um den Hauptbahnhof. Laut Reiseführer die gefährlichste Gegend aber ich bin halt neugierig. Ich war also auf einiges gefasst und entsprechend vorsichtig. Was der Reiseführer nicht erwähnt hatte, war der Krieg, der hier bis gestern getobt zu haben schien: Die ganze Gegend sah aus wie nach einem schweren Luftangriff! Auf dem ersten Bild ist im Hintergrund noch das “M” der Metrostation zu sehen. Auf Transparenten werden die Leute aufgefordert, die Gegend zu räumen um eine Entschädigung einzustreichen und umzusiedeln (habe ich mir zu Hause erklären lassen). Scheint aber nicht jeden zu interessieren.

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Über das letzte Bild war unsere Familie gar nicht so glücklich. Sie möchte ungern, dass es in Deutschland nun als repräsentativ für China wahrgenommen wird. Ich find’s super! Ich stelle mir den Typen in seiner fatalistischen Gleichgültigkeit als Künstler vor, der ein philosophisches Statement über den Zustand seines Viertels abgibt. Womöglich war das aber auch mal das Klo; sind schließlich noch ein paar Kacheln zu sehen 😉 Die Frauen im Hintergrund scheint es jedenfalls nicht zu kratzen.

Habe von dem Viertel eine Videoaufnahme gemacht (erst “Download” klicken, kurz warten, dann “klick this Link”), die ich nur empfehlen kann, weil sie die Atmosphäre besser einfängt. Bin einfach mit der Kamera vorm Bauch weitergerollt. Cool finde ich den Mann, der das Stück Papier wegfegt. Immerhin: ein Anfang ist gemacht!

Dann ging’s weiter in Richtung Innenstadt. War mal wieder sehr schlechte Sicht. Das kommt nach meinem derzeitigen Kenntnisstand doch nicht in erster Linie von der Luftverschmutzung sondern ist einfach Nebel. Das ist die ungezoomte und unveränderte Aufnahme des Suzhou-Flusses; es waren heute also im Prinzip nur Nahaufnahmen möglich.

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In einem Park beim Hauptbahnhof saßen diese Drei sprichwörtlich auf gepackten Koffern. Desweiteren ein Polizist.

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Mein Schwager sagt, die nächsten Bilder zeigen das ehemalige japanische Viertel. Als die Japaner im zweiten Weltkrieg China überfielen, provozierten sie die Chinesen mit dem Ziel, Shanghai (schon damals die größte Stadt Chinas) in drei Tagen und China in drei Monaten zu erobern. Die Chinesischen Verteidiger lieferten sich jedoch eine erbitterte Schlacht um Shanghai, die die Japaner erst nach drei Monaten und unter hohen Verlusten für sich entscheiden konnten. Es kamen 200.000 Chinesen und 70.000 Japaner, darunter viele Zivilisten, ums Leben. Nicht zuletzt diese Schmach führte dazu, dass die Japaner, als sie danach die damalige Haupstadt Nanking eroberten, bittere Vergeltung übten und eines der grausamsten Massaker des Zweiten Weltkrieges begangen, wobei im Westen diese Episode des 2. Weltkrieges relativ unbekannt ist. Die “Vergewaltigung von Nanking” ist wohl der Hauptgrund für den Hass der Chinesen auf die Japaner. Dennoch finde ich es sehr anstrengend immer wieder dem kaum verhohlenen Hass zu begegnen. Die Chinesen sind der Meinung, die Japaner hätten sich nie für die Verbrechen entschuldigt und ich hatte das auch geglaubt. Tatsächlich haben sich der Kaiser, der Premierminister und weitere hochrangige Mitglieder der Regierung in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Male offiziell entschuldigt und ihr tiefes Bedauern für das den anderen Asiaten zugefügte Leid entschuldigt. Es besteht der traurige Verdacht, dass die chinesische Regierung die Vorurteile anheizt, um von Problemen im eigenen Land abzulenken.

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Wer mich wegen meiner Skates anlacht und mir zuruft, muss sich auch ein Photo gefallen lassen!

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Habe dann den Buddhistischen Tempel von Shanghai aufgesucht. Man wollte mich wegen der Skates nicht reinlassen, so dass ich die Einlasser erst mit Charme und “Woa Xiao Xing” (Ich vorsichtig) überzeugen musste.

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Was der goldene Buddha da auf der Brust trägt, ist keineswegs dem “Führer” gewidmet sondern stellt in Hinduismus und Buddhismus ein Glücks- oder Sonnensymbol dar.

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Danach bin ich in das dazugehörige vegetarische Restaurant gegangen.

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Das Essen war in Ordnung. In der Suppe waren allerdings so viele glitschige Zutaten der undefinierbaren Art, dass ich sie niemals gegessen hätte, wäre ich mir nicht 100%ig sicher, dass das ein vegetarisches Restaurant war. Auf dem Klo haben sich gleich zwei Köche die Hände gewaschen. Vielleicht mag das dem Vegetarier-Ethos entsprechen, absolut keine tierischen Zutaten in das Essen gelangen zu lassen aber es war in jedem Fall ein beruhigender Anblick.

Draußen in den Garküchen muss man bei der Hygiene schon leichte Abstriche machen.

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Das Leitungswasser in Shanghai ist nicht trinkbar. Deshalb werden die Haushalte auf diese Art beliefert.

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Skulptur am Straßenrand

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Kleiner Park mit Grotte. Bin ja als Vielskater nicht unbedingt auf ebenen Untergrund angewiese aber die Grotte war eine Herausforderung, die ich fast bereut hätte. Kann es mir nicht zuletzt wegen der Kamera nicht leisten mich aufs Mett zu legen.

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Dieses Monument wurde anlässlich der chinesisch-sowjetischen Freundschaft erreichtet. Die währte allerdings nicht lange. Mao sah sich nach Stalins Tod als legitimen Führer der sozialistischen Welt und wahren Vertreter des Marxismus. Die Sowjets sahen das anders, so dass sich die Chinesen fortan vom sozialistischen Osteuropa distanzierten.

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Habe dann noch mal eine von diesen verboten teuren Shopping-Malls betreten. Wer kann sich so etwas leisten? Cool sahen die Fuß- und Wadenmassagegeräte aus. Kosten aber leider 360,- Euro.

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Den riesigen Jin-Mao-Tower (rechts im Bild) habe ich ja schon ab und zu erwähnt. Daneben ist eine Baustelle auf der das Shanghai World Financial Center errichtet wird. Das wird dann evtl. für ein Jahr das höchste Gebäude der Welt sein. Auf dem Planungsbild ist ein früherer Entwurf; das Loch oben ist jetzt viereckig geplant und als Aussichtsplattform für Touristen gedacht.

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Die nächsten Tage wird’s regnen. Also eher keine Updates. Guiming geht’s minimal nesser.

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April 9th, 2006

Meine liebe Mutter hat sich beschwert, dass es in letzter Zeit zu wenige Fotos gäbe. In der Tat habe ich auch weniger neues erlebt, weil ich derzeit viel zu Hause bin. Deshalb und weil mittlerweise um die fünfzig Leute dieses Blog lesen, die zum Teil auf tägliche Updates warten, habe ich heute einfach ein paar zusätzliche Fotos aus den ersten vier Tagen eingestellt. Ich habe sie nicht weiter kommetiert, weil sie im Prinzip nur Ergänzungen zu den bisherigen Geschichten darstellen. Um die Ladezeiten der Haupseite nicht endgültig ins Astronomische abgleiten zu lassen, habe ich dafür eine Zusatzseite erstellt:

Foto-Special

Und für die, die noch etwas lesen möchten, hier die schön geschriebene Mail unserer Freundin Johanna, die ich eben bekam. Sie war mit ihrem chinesischen Freund zusammen im letzten Jahr in China:

Hi Stefan!

Das ist wirklich eine Super-Seite. Das weckt Erinnerungen …

Ich habe mich (vor ziemlich genau einem Jahr übrigens!) nicht getraut so viel aus dem Leben zu fotografieren, da eh schon alle gestarrt haben. Mittlerweile denke ich, wenn eh schon alle gucken, kann ich auch fotografieren, Exot bin ich so oder so!

Leider blieben Yiming und mir für Shanghai und Shuzhou nur drei Tage (mit An- und Abreise).Wenn ich deine Berichte so lese, bereue ich, dass meine erste Station in China nicht Shanghai, sondern Peking gewesen ist. Das liegt daran, dass ich so enttäuscht war von Peking: eine Stadt, die, abgesehen von den enorm breiten Straßen, und den spärlich angesiedelten Schriftzeichen, auch in Europa oder irgendwo auf der Welt liegen könnte: schlechte Luft, riesige Entfernungen, unfreundliche Menschen, die meinen, sie seien etwas besseres und alle nur darauf aus sind, Touristen über den Tisch zu ziehen … Nach chinesischer Kultur oder chinesischem Flair oder ähnlichem mussten wir erst einmal suchen und selbst dann war ich oft enttäuscht. Einfach weil wir uns oft mit unmöglichen Menschen rumärgern mussten und Peking so ganz und gar nicht meinen Erwartungen entsprach und ich hatte wirklich nicht sehr viele! Shanghai war und ist da schon eher etwas zum gucken, staunen und wundern.

Schön, dass du dich so viel frei bewegen kannst. Ich hatte nicht den Mumm dazu. Allerdings muss ich auch sagen, dass es mich überrascht, dass du mit Englisch so weit kommst. In kleineren Städten als Shanghai aber auch in Peking konnte ich das vergessen. Das machte es mir auch nicht gerade leichter mich alleine auf den Weg zu machen. Ich kann mich nur an eine Frau erinnern, mit der ich mich auf Englisch unterhalten konnte. Der Rest hat nur bruchstückhaft gesprochen, so dass ich schon froh war, wenn jemand Einwortsätze verstanden hat.

Die Garküchen sind für China gar nicht so ungewöhnlich. In Xiamen oder auch in Yimings Heimatstadt z.B. kann man ähnliche oder auch ganz andere über all finden. Allerdings ließ die Sauberkeit oft zu Wünschen übrig, so dass ich mich teilweise sehr überwinden musste, mich einfach nur an einen Tisch zu setzen und dem Drang zu widerstehen, die Essschale einer gründlichen Reinigung zu unterziehen, bevor ich daraus esse. Meist habe ich doch eines der unzähligen Sagrotan-Tücher gezückt und wenigstens meinen Platz sauber gemacht, so dass ich mich traute meine Schüssel auch mal abzustellen. Zugegeben, härter gesottene hätten sie auch in der Hand halten können, aber mir war sie einfach zu heiß.

Vor allem in der Nähe von Schulen und Universitäten haben wir diese Mini-Restaurants besucht. Ich habe mir sagen lassen, dass es um Bildungseinrichtungen herum immer das beste Essen gibt, da diese Läden nicht überleben könnten, wenn das Essen nicht schmecken würde.

Was mir da gerade einfällt, du hast ganz am Anfang geschrieben, dass du kaum Ausländer siehst. Das ging mir ganz genau so, bis ich nach Guangzhou gefahren bin (hier wohnt Yimings Bruder). Hier kann man sogar Afrikaner sehen und in der Botschaft sind mir auch Inder begegnet. Leider hatte ich hier so viele Sorgen wegen meines Visums, dass ich nicht weiter darauf geachtet habe.

In Yimings Heimatstadt habe ich dann schließlich einen Mann gesehen, der einer der Minderheiten angehörte. Er sah zwischen den vielen Han-Chinesen ebenso exotisch aus wie ich. Leider war das nur meine Meinung und er wurde nicht halb so viel angestarrt wie ich. Ich habe auch nicht gesehen, wie mit Fingern auf ihn gezeigt wurde.

Die Rettung der Erdkröte war wirklich nobel. Ich hoffe nur, sie versteckt sich gut und wird nicht vom nächsten Finder gefangen und verspeist…fiiies!

Tiere in freier Wildbahn anzutreffen ist in China glaube ich wirklich ein Glückstreffer. Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, ein frei lebendes Tier gesehen zu haben (abgesehen von ein paar undefinierbaren Würmern, die im Schlamm der Pfützen eines Reisfeldes lebten). Stimmt nicht ganz. Bei Yimings Eltern im Garten haben wir auch eine Amphibie entdeckt: einen kleinen Frosch! Vögel habe ich lediglich gehört und der Rest der sichtbaren chinesischen Tierwelt vegetierte auf den Frischmärkten herum oder war Nutztier.

Yiming erinnert mich gerade daran, dass ich doch noch ein Tier gesehen habe und es vor Yimings kleinem aber gefräßigem Neffen gerettet habe. Ein Vogel flog gegen die Scheibe und Yimings Pa hat den bewusstlosen kleinen Dummkopf aufgehoben und unter eine Schale gelegt. Wir entdeckten ihn erst, als er wieder zu Bewusstsein kam und einen ordentlichen Radau machte, woraufhin der Neffe sagte „chi, chi“. Das war dann doch zu viel für mich und ich habe dafür gesorgt, dass das Flattertier schleunigst ins Freie kam!

Nun ist der Brief doch viel länger geworden als ich das geplant hatte. Wie schon gesagt: deine Berichte wecken Erinnerungen!

Dass es Guiming so schlecht geht, stimmt Yiming und mich sehr traurig. Wir denken ganz dolle an euch, vielleicht hilft das ja ein bisschen. Gib die Hoffnung nicht auf, dass es auch bessere Tage gibt, auch wenn ich weiß, dass das besser gesagt ist als getan.

Wir schicken euch zweien noch viele Knuddel-Grüße (die tun auch gar nicht weh! ; o) ) grüß auch „Mama“ von uns!

Johanna und Yiming

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April 8th, 2006

Ich bin seit gestern quasi nur zu Hause um Guiming bei Bedarf zu unterstützen. Insofern gibt es leider nichts wirklich neues zu berichten. Also heute was allgemeineres.

Shanghai ist eine der größten Städte der Welt. Die Angaben schwanken stark: zwischen 8 Millionen im reinen Stadtgebiet bis zu 18 Millionen, wenn man die Vororte mit einbezieht. Nicht zuletzt wegen einer Vielzahl von Wanderarbeitern, die sich in der Stadt aufhalten, ist eine Schätzung schwierig. In den Top 10 der Welt befindet sich Shanghai aber allemal. Wie aber ist es möglich, dass so viele Menschen in einer Stadt Platz finden? Zum einen natürlich über die Fläche. Es dauert wirklich ewig, von einem Ende der Stadt zum andern zu kommen und ich habe dementsprechend bisher auch nur den kleinsten (wenn auch nicht uninteressantesten Teil) gesehen. Den anderen Grund für die Ermöglichung einer so hohen Einwohnerzahl habe ich versucht, in einer Fotocollage festzuhalten. Das Bild zeigt ein hier weit verbreitetes Phönomen: Zusätzlich zu den auch bei uns üblichen sechsgeschossigen Wohnhäusern und 10- bis 15-stöckigen Hochhäusern gibt es hier hunderte (!) von 20- bis 30-etagigen Wohnhäusern. Einige auf dem Bild haben sogar vierzig Stockwerke. Wenn auch die wenigsten davon wirklich schön anzusehen sind, kann ich ob der schieren Größe und vor allem der Anzahl dieser Bauten immer wieder nur staunen.

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Nebenbei bemerkt konzentriert sich Chinas gigantische Bevölkerungszahl auf den Osten des Landes, wie man hier sehr schön sehen kann:

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Bin mit Schwägerin und Neffen zu einem weiteren Riesensupermarkt gefahren.

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Direkt davor gabe es eine ungewöhnliche Garküche, bei der man sich kleine Spießchen mit Zutaten wie Pilzen, Fleisch, Gemüse, Tofu und Undefinierbarem aussuchen kann, die je 5-10 Cent kosten. Das ganze wird zusammen mit Nudeln in eine Suppe geworfen, was nicht mal extra kostet.

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War sehr lecker, nicht zuletzt natürlich, weil man nur bekommt, was man sich ausgesucht hat. Nicht so toll war das Ambiente: auf der einen Seite ein dunkles, überdachtes Parkdeck direkt neben uns wieder diese kostenlosen Supermarktbusse in Warteposition, die mit obligatorsch laufendem Motor mal eben ‘ne halbe Stunde auf Fahrgäste warten. Ich wüsste zu gern, warum die Fahrer die essenden Menschen mit ihrem Lärm und Gestank belasten. Ich bin sicher, dass es einen Grund geben muss, denn ich mag nicht glauben, dass sie einfach nur rücksichtlose Holzköpfe sind. Vielleicht komme ich ja noch dahinter.

Das hier ist das aktuelle Angebot eines der vielen DVD-Schwarzhändler. Die Auswahl kann allein deswegen nicht legal sein, weil viele der Filme selbst in den USA noch im Kino laufen. Kostenpunkt pro Stück: ca. 0,50 Euro. Ich wollte hier auch mal ins Kino gehen aber die chinesische Regierung lässt nur eine begrenzte Anzahl von ausländischen (sprich: Hollywood-) Filmen pro Jahr zu. Der derzeit einzige mit Originalton ist der monatealte Narnia. Na toll!

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Habe gerade herausgefunden, dass gestern ein Rolling Stones-Konzert in der Stadt war. Sogar das war zensiert.

So im Touristenalltag merkt man ansonsten eher wenig vom repressiven poltischen System. Es sind wenige Uniformierte auf den Straßen zu sehen, jedenfalls kaum offizielle. Private Sicherheitsdieste in Phantasieuniformen stehen hier en masse rum aber die zählen ja nicht. Dadurch hat man zumindest nicht das Gefühl in einem relativ unfreien Land zu sein. Übrigens habe ich mittlerweile überhaupt keine Angst mehr allein rauszugehen. Shanghai ist laut Reiseführer und Internet eine außergewöhnlich sichere Stadt, in der man außer Taschendieben, Straßenverkehr und kryptischen Schriftzeichen nicht viel zu befürchten hat.

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April 6th, 2006

Ich bin ja jemand, der selten bis nie Klamotten kauft. Hier in China hatte ich aufgrund der mutmaßlich niedrigen Preise geplant, mich für die nächsten Jahre einzudecken. Den Anfang wollte ich gestern auf der berühmten Einkaufsstraße Nanjing Dunglu machen, die ich darüber hinaus diesmal bei Dunkelheit und mit Stativ für die Kamera besucht habe. Das erste Kaufhaus, in das ich ging, hatte 12 (!) Etagen. Passten gar nicht alle auf das Foto. Die Verkaufsflächen reichen übrigens sowohl neben den Rolltreppen als auch hinter den Fahrstühlen weit, weit hinein.

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Das ist genau die Art von Einkaufserfahrung, die ich nicht mag – ich habe dort auch nichts taugliches gefunden. Vom Warenangebot her ist es mit unserem vergleichbar, nur von allem ein bisschen mehr und ein bisschen hochglanzpolierter. Zurück auf der Straße war es bereits dunkel und es bot sich mir dieser Anblick:

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Darüberhinaus wurde ich immer wieder von jungen Männern angesprochen, die in schlechtem englisch wahlweise Rolex-Uhren anboten oder etwas von “Lady” erwähnten. Bin wohl manchmal schwer von Begriff aber irgendwann wurde jemand überdeutlich, indem er seine im Verborgenen arbeitende Geschäftspartnerin mit “Lady will give you blowjob!” bewarb. Da war er ja nun an der gänzlich falschen Adresse und ich lehnte dankend ab. Es war in der Tat ein ziemlich nerviges Phänomen, denn ich wurde auf dieser Straße noch etwa ein Dutzend mal wegen Uhren und angeblicher “Massagen” angesprochen. Es gelang mir, einen von diesen offensichtlich auf Ausländerfang befindlichen Schuften aus gebührendem Abstand zu fotografieren.

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Dennoch: die beeindruckende Szenerie überwog und es war ein faszinierendes Erlebnis, über diese Hightech-Meile zu schlendern.

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Das Ganze Neongedöns muss man sich nämlich zudem noch animiert vorstellen. Wer Lust hat, kann trotz mäßiger Bildqualität hier einen Blick darauf werfen:

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(11-Sekunden-Clip)

Kommt’s nur mir so vor oder erinnern diese Firmenlogos an bekannte westliche Marken? Die mutmaßlichen Vorbilder sind auf dieser Straße aber auch im Original vertreten.

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Habe dann zwei kleinere Läden gefunden, in denen ich dank europäischer Größenangabe auch schnell fündig wurde. So mag ich Klamottenkäufe: Nicht lange rumsuchen sondern rein, fünf Teile anprobieren und mit dreien wieder raus.

Bin dann den zu Fuß elendig weiten Weg zurück zum Fluss gelaufen, um die Skyline von Pudong bei Nacht zu sehen. Dass sich das bei guter Sicht lohnt, haben zu dem Zeitpunkt auch geschätzte Tausend weitere Touristen so gesehen: es war megavoll!

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Wollte auch ein Bild von mir haben. Da die Kamera schon auf dem Stativ stand und gerade eine alte Bettlerin nach Geld fragte, schlug ich ihr als Deal vor, auf den Knopf zu drücken, damit ich ihr Geld gäbe. Hat sich zwar geziert, es aber letztendlich hinbekommen:

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Als ich jeodch mein Versprechen einlöste und ihr ein paar Yuan gab war ich aus heiterem Himmel von diversen weiteren Mütterchen umzingelt, die mir alle ihre Hand entgegenstreckten. Da ich wenig Lust verspürte, nun den Samariter von Shanghai zu geben, machte ich mich unter lautem Gezeter schleunigst aus dem Staub.

Bin dann mit der Fähre zurück nach Pudong gefahren nur um festzustellen, dass die Illuminationen der Hochhäuser zwischen zehn und elf nach und nach ausgeknipst werden. Angeberei ist schön und gut aber bei abnehmender Touristendichte obsiegt wohl die Vernunft und es wird auch in Shanghai Energie gespart.

Ach ja, meine Eroberungen. Kostenpunkt: knapp 70,- Euro.

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Guiming geht es leider denkbar schlecht. Er hat überall Schmerzen und ist zu schwach, um sich auch nur alleine hinzusetzen. Er hat angedeutet, dass es problematisch ist, wenn ich tagsüber weg bin, weil Mama allein ihm nicht helfen kann hochzukommen. Die cortisonbedingte Geweichtszunahme verschlimmert das Problem natürlich. Er bekommt jetzt Antibiotika und die Vereiterung scheint abzuklingen. Aber wer weiß. Seine Beschwerden hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Er ist mit seinem Körper wirklich gestraft und es tut mir unendlich leid, dass er das alles aushalten muss. Habe langsam Zweifel, ob er sich noch mal so weit erholt, dass wir was gemeinsam unternehmen können.

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April 5th, 2006

Bin gestern zum Century Park geskatet. Das ist der größte Park in Shanghai in Form einer riesigen Grünanlage mit einem beachtlichen See in der Mitte (knapp halbes Maschseeformat) und einigen weiteren Wasserflächen. Man kann sich dort Tretboote oder Fahrräder leihen, Drachen steigen lassen und ähnliches.

Unterwegs habe ich diesen Gesellen von der Fahrrad-/Motorradspur gerettet. Es handelt sich um eine Erdkröte, wie sie auch in unseren Breiten anzutreffen ist. Habe ich zumindest als Kind in Mecklenburg und auch in Polen häufig gesehen. Viele finden Amphibien abstoßend. Ich finde sie cool. Musste ganz schön um das Tier rumlaufen, um das Foto zu machen: Es sprang natürlich immer genau in die falsche Richtung. Habe es in eine Grünanlage gesetzt.

Bufo Bufo

Im Park angekommen, war fast kein Mensch da; wahrscheinlich ist das am Wochenende anders. Gleichwohl der Park sehr groß ist, ragen an allen Seiten riesige Wohnhochhäuser hervor und auch der Verkehrslärm ist wahrnehmbar, so dass die Illusion der Natürlichkeit nie komplett ist. Darüber hinaus ist der Park, wie alles in Pudong, vor relativ kurzer Zeit angelegt worden und die Vegetation ist dementsprechend noch nicht so gereift und üpppig. Ist jedenfalls trotz der beachtlichen Größe nicht schöner als der Stadtpark oder der Berggarten in Hannover.

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Auf dieser kleinen Insel ganz rechts, habe ich eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat.

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Desweiteren gab es einen abgegrenzten Bonsai-Garten. Die Bonsai-Kunst stammt übrigens wie viele andere bei uns für typisch japanisch gehaltene Dinge aus China. Chinesen werden schnell ungemütlich, wenn man das verwechselt. Sie verabscheuen die Japaner als Kulturdiebe und Aggressoren, die sich niemals für die an den Chinesen begangenen Verbrechen im zweiten Weltkrieg entschuldigt haben. Das war in der Tat ein ganz düsteres Kapitel der japanischen Geschichte mit Zerstörung von Kulturgütern, Massakern, Folter, Vergewaltigungen, Entführung von Zwangsprostituierten für die Armee bis hin zu Menschenexperimenten an Chinesen. Insofern ist die Wut der Chinesen angesichts der Weigerung der Japaner diese Schuld anzuerkennen zum Teil verständlich. Ich persönlich habe aber auch den Eindruck, dass die Chinesen da einen gewissen Minderwertigkeitskomplex haben, weil die Japaner zwar die Kultur des großen Mittelreiches weitgehend übernommen aber im letzten Jahrhundert dank Disziplin und Einfallsreichtum weitaus erfolgreicher waren. Immerhin hat es Japan mit nur 10% der Einwohnerzahl Chinas zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht zwischen den USA und Deutschland gebracht. Aber den Prognosen zu Folge wird China in diesem Jahrhundert alle diese drei Nationen wirtschaftlich überflügeln, so dass China global wieder die Rolle einnehmen kann, die ihm historisch und auf Grund der Bevölkerungszahl gebührt. Aber zurück zum Bonsai:

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Dann ging’s zurück nach Hause über nicht enden wollende Hauptverkehrsstraßen.

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Ich hatte erwähnt, dass Pudong vor 1990 lediglich sumpfiges Farmland war. Zwischen den schicken Wohnquatieren und Hochausschluchten habe ich einen Rest des alten Pudong entdecken können. Ein bisschen mulmig war mir schon, da mit meiner Kamera reinzuskaten aber irgendwie packte mich der Reporterdrang. Die Bilder sind mangels zeitaufwändiger Feineinstellung nicht 100%ig scharf, weil ich ungern den zutreffenden Eindruck des Elendstouristen machen wollte. Zwischen einem Dutzend Hunden, Müllhaldencharm und Uringestank bot sich dieser Anblick:

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Ich habe keine Vorstellung was diese Menschen hier machen; ob sie auf den Abriss und die Umsiedlung an den Stadtrand warten, wie viele in der Altstadt oder ob sie hier auch in Zukunft ihr Dasein fristen werden.

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Was sie wohl empfinden müssen, zwischen dem wachsenden Wohlstand auf ihrer Insel der Armut zu leben?

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