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Meine liebe Mutter hat sich beschwert, dass es in letzter Zeit zu wenige Fotos gäbe. In der Tat habe ich auch weniger neues erlebt, weil ich derzeit viel zu Hause bin. Deshalb und weil mittlerweise um die fünfzig Leute dieses Blog lesen, die zum Teil auf tägliche Updates warten, habe ich heute einfach ein paar zusätzliche Fotos aus den ersten vier Tagen eingestellt. Ich habe sie nicht weiter kommetiert, weil sie im Prinzip nur Ergänzungen zu den bisherigen Geschichten darstellen. Um die Ladezeiten der Haupseite nicht endgültig ins Astronomische abgleiten zu lassen, habe ich dafür eine Zusatzseite erstellt:

Foto-Special

Und für die, die noch etwas lesen möchten, hier die schön geschriebene Mail unserer Freundin Johanna, die ich eben bekam. Sie war mit ihrem chinesischen Freund zusammen im letzten Jahr in China:

Hi Stefan!

Das ist wirklich eine Super-Seite. Das weckt Erinnerungen …

Ich habe mich (vor ziemlich genau einem Jahr übrigens!) nicht getraut so viel aus dem Leben zu fotografieren, da eh schon alle gestarrt haben. Mittlerweile denke ich, wenn eh schon alle gucken, kann ich auch fotografieren, Exot bin ich so oder so!

Leider blieben Yiming und mir für Shanghai und Shuzhou nur drei Tage (mit An- und Abreise).Wenn ich deine Berichte so lese, bereue ich, dass meine erste Station in China nicht Shanghai, sondern Peking gewesen ist. Das liegt daran, dass ich so enttäuscht war von Peking: eine Stadt, die, abgesehen von den enorm breiten Straßen, und den spärlich angesiedelten Schriftzeichen, auch in Europa oder irgendwo auf der Welt liegen könnte: schlechte Luft, riesige Entfernungen, unfreundliche Menschen, die meinen, sie seien etwas besseres und alle nur darauf aus sind, Touristen über den Tisch zu ziehen … Nach chinesischer Kultur oder chinesischem Flair oder ähnlichem mussten wir erst einmal suchen und selbst dann war ich oft enttäuscht. Einfach weil wir uns oft mit unmöglichen Menschen rumärgern mussten und Peking so ganz und gar nicht meinen Erwartungen entsprach und ich hatte wirklich nicht sehr viele! Shanghai war und ist da schon eher etwas zum gucken, staunen und wundern.

Schön, dass du dich so viel frei bewegen kannst. Ich hatte nicht den Mumm dazu. Allerdings muss ich auch sagen, dass es mich überrascht, dass du mit Englisch so weit kommst. In kleineren Städten als Shanghai aber auch in Peking konnte ich das vergessen. Das machte es mir auch nicht gerade leichter mich alleine auf den Weg zu machen. Ich kann mich nur an eine Frau erinnern, mit der ich mich auf Englisch unterhalten konnte. Der Rest hat nur bruchstückhaft gesprochen, so dass ich schon froh war, wenn jemand Einwortsätze verstanden hat.

Die Garküchen sind für China gar nicht so ungewöhnlich. In Xiamen oder auch in Yimings Heimatstadt z.B. kann man ähnliche oder auch ganz andere über all finden. Allerdings ließ die Sauberkeit oft zu Wünschen übrig, so dass ich mich teilweise sehr überwinden musste, mich einfach nur an einen Tisch zu setzen und dem Drang zu widerstehen, die Essschale einer gründlichen Reinigung zu unterziehen, bevor ich daraus esse. Meist habe ich doch eines der unzähligen Sagrotan-Tücher gezückt und wenigstens meinen Platz sauber gemacht, so dass ich mich traute meine Schüssel auch mal abzustellen. Zugegeben, härter gesottene hätten sie auch in der Hand halten können, aber mir war sie einfach zu heiß.

Vor allem in der Nähe von Schulen und Universitäten haben wir diese Mini-Restaurants besucht. Ich habe mir sagen lassen, dass es um Bildungseinrichtungen herum immer das beste Essen gibt, da diese Läden nicht überleben könnten, wenn das Essen nicht schmecken würde.

Was mir da gerade einfällt, du hast ganz am Anfang geschrieben, dass du kaum Ausländer siehst. Das ging mir ganz genau so, bis ich nach Guangzhou gefahren bin (hier wohnt Yimings Bruder). Hier kann man sogar Afrikaner sehen und in der Botschaft sind mir auch Inder begegnet. Leider hatte ich hier so viele Sorgen wegen meines Visums, dass ich nicht weiter darauf geachtet habe.

In Yimings Heimatstadt habe ich dann schließlich einen Mann gesehen, der einer der Minderheiten angehörte. Er sah zwischen den vielen Han-Chinesen ebenso exotisch aus wie ich. Leider war das nur meine Meinung und er wurde nicht halb so viel angestarrt wie ich. Ich habe auch nicht gesehen, wie mit Fingern auf ihn gezeigt wurde.

Die Rettung der Erdkröte war wirklich nobel. Ich hoffe nur, sie versteckt sich gut und wird nicht vom nächsten Finder gefangen und verspeist…fiiies!

Tiere in freier Wildbahn anzutreffen ist in China glaube ich wirklich ein Glückstreffer. Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, ein frei lebendes Tier gesehen zu haben (abgesehen von ein paar undefinierbaren Würmern, die im Schlamm der Pfützen eines Reisfeldes lebten). Stimmt nicht ganz. Bei Yimings Eltern im Garten haben wir auch eine Amphibie entdeckt: einen kleinen Frosch! Vögel habe ich lediglich gehört und der Rest der sichtbaren chinesischen Tierwelt vegetierte auf den Frischmärkten herum oder war Nutztier.

Yiming erinnert mich gerade daran, dass ich doch noch ein Tier gesehen habe und es vor Yimings kleinem aber gefräßigem Neffen gerettet habe. Ein Vogel flog gegen die Scheibe und Yimings Pa hat den bewusstlosen kleinen Dummkopf aufgehoben und unter eine Schale gelegt. Wir entdeckten ihn erst, als er wieder zu Bewusstsein kam und einen ordentlichen Radau machte, woraufhin der Neffe sagte „chi, chi“. Das war dann doch zu viel für mich und ich habe dafür gesorgt, dass das Flattertier schleunigst ins Freie kam!

Nun ist der Brief doch viel länger geworden als ich das geplant hatte. Wie schon gesagt: deine Berichte wecken Erinnerungen!

Dass es Guiming so schlecht geht, stimmt Yiming und mich sehr traurig. Wir denken ganz dolle an euch, vielleicht hilft das ja ein bisschen. Gib die Hoffnung nicht auf, dass es auch bessere Tage gibt, auch wenn ich weiß, dass das besser gesagt ist als getan.

Wir schicken euch zweien noch viele Knuddel-Grüße (die tun auch gar nicht weh! ; o) ) grüß auch „Mama“ von uns!

Johanna und Yiming



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-1 responses to “”

  1. ramona says:

    Mein lieber Stefan, danke dass Du mein Flehen erhört und das morgendliche Ritual gerettet hast.

    Deine Fan-Gemeinde stimmt mir da hoffentlich zu – oder???????

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