Eine Thai Hochzeit
Eigentlich sollten wir ja jetzt irgendwo in Rio de Janeiro am Strand liegen, oder in Macchu Picchu auf Incapfaden wandeln. Oder war es Alaska oder Patagonien, wo meine liebe Reiseverursacherin mich dieses Jahr hin entfuehren wollte? Auf alle Faelle peilte sie Richtung Westen. Spanisch kam mir das das letzte Jahr schon vor, als sie ersteres eifrig anfing zu lernen, kistenweise Buecher anschleppte und ploetzlich bei jeder Gelegenheit spanische Vokabeln paukte.
Sogar nach Kolumbien und Nicaragua sollte das Ueberlebenstraining gehen … und dann kam ploetzlich das rettende email von meinem Bruderherz Immo, der seine thailaendische Liebste ploetzlich heiraten wollte. Unter dem Motto, doppelt gemoppelt haelt besser sollte sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Thailand geheiratet werden. Es wurde also in San Francisco geuebt, und, im Juli sollte dann das grosse Ereignis in irgendeinem Dorf in Thailand nochmal richtig gefeiert werden. Womit ich beim Thema waere:
Unsere Reiseroute musste dementsprechend geaendert werden, die spanischen Schmoeker wurden vorerst auf Eis gelegt, und Reisefuehrer en masse fuer alle moeglichen indochinesischen Laendereien angeschafft und gewaelzt. Wo in aller Welt ist denn das Nest Nakkon Rachissima? Das war naemlich ploetzlich das Hauptziel. Das waren noch Zeiten, als man normal in der Kirche heiratete, um die Ecke; manchmal war es sakrisch kalt, und man freute sich ueber den Anblick der Preisetiketten an den Schuhsohlen knieender Teilnehmer und betete und heulte abwechselnd, in der Hoffnung, dass der Hochzeitschmaus ordentlich ausfiele. Und dass huebsche Maedels unter den Gaesten waren …
Heutzutage ist das anders, letztes Jahr heiratete unsere liebe Tochter am Strand bei orkanartigen Sturmboeen, die Hochzeitsgesellschaft war foermlich hin- und hergerissen und froh, nicht ins Meer geweht zu werden. Und unser Dorf Tierarzt traute sich auch zum x-ten Male, und das auf einem Golfplatz bei 30 Grad im Schatten. Selbstverstaendlich wurde Golfen nicht unterbrochen, und dementsprechend abwechslungsreich verlief dann auch die Trauung …. In den Schatten, der an jenem Tag uebrigens absolute Fehlanzeige war, stellte Immo’s und Fai’s (seine Liebste) Ereignis allerdings beide Hochzeiten, in Thailand erwartete uns eine 2-taegige Mammutveranstaltung.
Es ist Samstag und richtig schoen warm, ich traue mich kaum aus dem kuehlen Fahrzeug, muss aber, denn wir sind da. In Fai’s Dorf ist schon grosse Aufregung, ueberall wuselt es, Markisen werden aufgebaut und Lautsprecher laufen bereits auf Hochtouren. Mit unserer und natuerlich der Ankunft der Ehewilligen wird es erst richtig hektisch und das Begruessen will kein Ende nehmen… ebensowenig das Schwitzen. Aber irgendwie haben wir das unheimliche Glueck, das einzige kuehle Zimmer in einem Haus zu bekommen.
Ich rette mich gleichzeitig in einen grossen Bottich mit kuehlem Wasser, der im Bad steht und aussieht, wie ein Saunabecken. Meine Freude waehrt aber nur kurz, unmissver-staendlich wird mir im Anschluss zu verstehen gegeben, dass mit diesem Wasser sich jeder waschen wollte, reinhuepfen war strengstens verboten.
Ausserdem sei es nun Zeit, zu beten, und zusammen mit dem halben Dorf finden wir uns in einem ebenfalls angenehm warmen Zimmer wieder, in dem die Luft durch ein paar Minipropeller hin- und hergeweht wird. Raeucherstaebchen sorgen fuer Stimmung und Hustreiz und alles faellt auf die Knie, denn die Moenche sind da und schauen ernst aus ihren orangen Roben. Verzweifelt versuchen wir etwas groesser gewachsenen farangs kleiner zu wirken als die hockenden Geistlichen, und krabbeln auf allen Vieren herum auf der Suche nach einer einigermassen bequemen Ecke. Und da beginnt auch schon die Messe.
Irgendwie schaffen wir es, beinahe zwei Stunden in Mumienstellung auszuharren und sind beeindruckt, wie tapfer die beiden Hauptprotagonisten diesen ersten Test ueberstehen. In der Zwischenzeit ist es Spaetnachmittag geworden, und die Dorfjungs haben die Whyskeyvorraete entdeckt; weitere Verstaerker und Lautsprecher sind angeschlossen, und kaum sind die Moenche aus dem Dorf und in Sicherheit, nicht mehr zu ueberhoeren.
Heiser und erschoepft versuchen wir irgendwann in unserem Zimmer etwas Schlaf zu finden, waehrend drauseen die Hochzeitsfeier tobt. Eheman “to be” Immo hat leider seine Schlafstaette an irgendeine Schnapsleiche verloren und darf in unserem Zimmer auf dem Boden seine letzte Nacht als Jungsgeselle verleben. Das Spass waehrt allerdings nur kurz, denn um 4 Uhr morgens startet die eigentliche Hochzeit.
Geschminckt und in Schale geworfen stehen bzw hocken Brautpaar und die ueberlebenden Dorfbewohners des Vorabends wieder im Zimmer vor den Moenchen fuer eine weitere Zeremonie. Wieder fliesst des Schweiss in Stroemen, es wird abwechselend gebetet und gesungen, Raeucherstaebchen herumgeschwenkt und heiliges Wasser auf Haeupter getraeufelt. Dann verlaesst die Gemeinschaft das Zimmer, es gibt einen Umzug durch’s Dorf und ein paar Minuten spaeter trifft man sich an gleicher Staette wieder, minus die Moenche.
Nun folgt die zivile Feier, ein Dorfhaeuptling uebernimmt das Kommando und redet weitere zwei Stunden auf das Brautpaar ein, das irgendwann zwischendurch auch getraut wird. Tapfer stehen die beiden das durch, trotz eingeschlafener Beine und verdrehten Bandscheiben. Man hat sich das danach steigenden Mittagessen redlich verdient.
Und was fuer ein Eseen!!! Ab 12 Uhr bis spaet am Nachmittag wird Gang ueber Gang aufgetischt. Gleichzeitig spielt eine Band und ganz eifrige wollen sich den Tanz auf der affenheissen Tanzflaeche im Dorfsand nicht entgehen lassen. Nach dem 5. verduennten Whyskey huepfe ich ebenso enthusiastisch mit herum und hoere erst auf, als es heisst, dass die Feier vorbei ist.
Ein einmaliges Erlebnis! Wir freuen uns mit den beiden noch ein paar Tage und fahren im Anschluss nach Chiang Mai, zum Erholen. 2 Wochen sind wir nun schon beinahe hier, Maria lernt mit heissen Steinen Massieren und ich spiele zum ersten mal seit 10 Wochen wieder Golf auf wunderschoenen Plaetzen. So langsam gewoehnt man sich an das Leben eines travellers ….
Tags: Travel
July 28th, 2008 at 3:57 am
Dear All!
Wow! Very impressive report.
Also impressed that the family G. besides having now a Thai connection also have a Dutch link for many years. Being a Dutch friend (el holandes) of Immo, I enjoyed also reading the Duitch versions of this marvelous story.
May Immo and Fai be very happy having taken this step.
Both, Immo and Fai have also participated in our wedding, when he was my best man, when I married a Filipina, my wife Aida in Manila ~2 years ago. However, we had it more simple – Civil wedding only, yet the perspiration and sweating like in Thailand we had in common too, since South East Asia lies mostly in the hot and humid area.
Similar to Immo, I have also the Asian link in my family – by the right that my fathers family grew up and lived in that part of the world.
About the food? Well I can imagine! – Asians are great cooks, at least my wife demonstrates it nearly every day! –
Thanks for sharing this woderful story!
Best wishes to Immo, Fai and the family!
Regards
Alfred, Aida and the boys: Adrian and Axel
August 7th, 2008 at 8:12 pm
Was ist los? Ihr lass ja Eure blog Aktivitaeten ganz schoen schleifen! (Sagt die, die am schreibfaulsten ist – HiHi). Wie war/ist es mit Amber, Maria? Was hast Du in der zwischenzeit gemacht, Helge?
Liebe Gruesse von Christin.
August 22nd, 2008 at 9:47 am
Hallo lieber Helge,
leider haben wir uns bisher nicht kennengelernt; was ich jetzt um mehr bedauere, weil dein Bericht sehr unterhaltsam ist. (Scheint ein familiäres Phänomen zu sein…)
Vielen Dank, dass wir auf diese Weise ein wenig am Geschehen teilhaben konnten. Wären natürlich sehr gern selbst vor Ort gewesen!
Euch beiden, Immo und Fai, alles erdenklich Gute und viel Liebe!!!
Herzlichst Martina und Familie
August 17th, 2009 at 12:39 pm
Überaus interessant der Blogg