Bario (Teil 2)
Leider ging mein schöner Aufenthalt in Bario im Kelabit Hochland heute zu Ende. Die zwei Nächte, die ich dort oben verbracht habe, waren wirklich traumhaft. Da der Ort wirklich unglaublich spannend ist, hier ein kleiner Abschlussbericht über den Ort.
Die Fotos dazu könnt ihr übrigens auf meinem Facebook Profil finden. Dort geht das Hochladen wesentlich schneller als hier und ich hab dort auch mehr Speicherkapazität.
Vielleicht nochmals ein bisschen was über Bario. Wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann, ist das Dorf nicht wirklich gross, vielleicht 1’000 Leute. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass wirklich so viele in Bario leben. Die Gegend wirkt mehr so, als wären es maximal ein paar hundert.
Die Leute sind in kleine Siedlungen übers Hochland verteilt. Ursprünglich waren dies alles einzelne Langhäuser, wo verschiedene Familien zusammen gewohnt haben. Ein Langhaus ist – wie der Name schon sagt – ein ziemlich langes Rechteck, worin in der einen Hälfte die einzelnen Räume der Familien sind und auf der anderen Halbseite der offene Bereich mit Feuerstelle und Veranda. Ich glaub ich hab auch ein Foto vom Langhaus, wo Harris’ Mutter wohnt online gestellt. Auf jeden Fall wohnten praktisch alle Urvölker ursprünglich in Langhäusern. Mittlerweile gibts natürlich auch viele normale Häuser auf Borneo.
Jedem Langhaus steht ein Chef vor, der Streitigkeiten schlichtet und alle wichtigen Angelegenheiten klärt. Insgesamt gibt es knapp 20 solcher Langhaus Chefs im Kelabit Hochland. Darüber gibt es dann nochmals einen Chef – sozusagen der Chef aller Kelabit – welcher die Belange der Gegend über die Grenzen hinaus vertritt.
Die meisten Leute hier sind Farmen und bauen Reis an. Der Reis ist anscheinend einer der besten in ganz Malaysia – ebenso die Ananas. Harris konnte mir jedoch auch nicht sagen, was den Reis hier so besonders macht. Vielleicht das Wasser? Vielleicht die Höhenluft? Vielleicht hat Gott (die Kelabit wurden in den 60&70ern alle Christianisiert)dieses Fleckchen Erde einfach besonders gesegnet? Meiner Meinung nach ist es wie bei uns mit den Kühen – glücklichere Kühe geben mehr Milch. Und der Reis hier merkt bestimmt die friedliche und entspannte Stimmung der Bewohner und des Tales. Ein so glücklicher Reis kann nur fantastisch schmecken 😉 Allerdings ist das meine eigene Theorie..
Einen zentralen, täglichen Markt haben sie hier übrigens nicht. Einzig am Samstag gibt es einen kleinen Markt mit Gemüsen. Der Rest wird in den zwei drei kleinen Shops gekauft, selber im Dschungel gesucht oder unter Freunden gekauft, z.B. wenn mal jemand ein leckeres Wildschwein oder ein Reh geschossen hat. Das einzige, was einem hier an unsere Konsumgesellschaft erinnert, sind die vielen SUV’s (so grosse Autos sind auch nötig, bei all den Schlaglöchern in den Strassen), die Handies, die jeder hat (allerdings funktioniert hier oben nur eine Telefongesellschaft), sowie das Dosenbier, dass hier alle gerne trinken. Und da es hier keine richtige Stromversorgung gibt, surren abends überall kleine Generatoren.
Allerdings gibts all dies modernen Annehmlichkeiten erst seit kurzer Zeit. Vorher mussten zum Beispiel alle Autos per Spezialflugzeug hier hoch gebracht werden. Eine Strasse ins Unterland gibt es erst seit ein paar Monaten – sprich, die Holzfäller haben es bereits bis hier hoch geschafft, denn eigentlich ist es eine Loggin Road. Bario muss vor zwei Jahren noch total anders ausgeschaut haben.. Und es bleibt offen, wie es in zwei Jahren von jetzt aus aussehen wird.. Die meisten jungen Leute studieren & arbeiten in Miri oder sogar noch weiter weg. Und es ist fraglich, ob sie wieder in die Abgeschiedenheit des Hochlandes kommen, um den beschwerlichen Reisanbau ihrer Eltern weiterzuführen..
Aber zurück zu meiner Erkundungstour durchs Hochland:
Am zweiten Tag hab ich dann eine kleine Wanderung in die Nachbardörfern unternommen. Zuerst bin ich zu dem Dorf gelaufen, wo die Australierinnen waren. Die reparieren dort die Strasse, welche nach Bario führt (die hats auch bitter nötig, so viele Schlaglöcher wie die hat). Da die meisten Leute das Jahr über in Bario selber wohnen, war das Langhaus – bis auf die Australier – ausgestorben. Die Siedlung war wirklich komplett ausgestorben. Allerdings kann ich das auch verstehen, denn selbst in Bario gibt es wenig Arbeit & Erlebnismöglichkeiten, aber hier draussen geht echt nichts mehr. Ausserdem scheint der Boden hier nicht gut genug für den Reisanbau zu sein, den sie ja in Bario betreiben, weshalb es auch wenig Verdienstmöglichkeiten gibt.
Im Langhaus wurde ich dann Jenny, einer Kelabit Frau, vorgestellt, welche für die Australierinnen gekocht hat. Sie hat mir sogleich Tee und Kekse angeboten und mich dann zum Essen eingeladen. Die Leute hier sind echt mega freundlich. Zum Essen gab es Dschungelfarn, so ne süss-sauer Sauce mit Ananas, und verschiedene Fleischsorten dazu. Oh, und am Schluss natürlich die obligatorische Ananas. Die ist wirklich meeeega lecker hier oben!
Nach dem leckeren Mittagessen hab ich mich dann auf den Rückweg gemacht, da ich am Nachmittag noch zwei andere Dörfer anschauen wollte. In Bario hab ich dann per Zufall Harris getroffen, welcher mich dann bis zum einen Dorf auf seinem Motorbike mitgenommen hat. Ist wirklich mega witzig mit ihm über die Schotterpisten zu düsen.
Nachdem wir beim ersten Dorf ein bisschen die Umgebung erkundet haben, hat er mich dann an der Abzweigung zum zweiten Dorf rausgelassen. Der direkte Weg geht nämlich direkt durch den Dschungel und das wollte ich mir ja nicht entgehen lassen 🙂
Da es die vergangenen Tage jedoch geregnet hatte, war der Weg ziemlich nass und schlammig. Aber irgendwie hab ich es dann doch durch geschafft. Die Landschaft hier ist unglaublich spannend. Auf den Hängen rund um Bario und z.T. auch zwischen den Dörfern wächst richtiger Urwald. Auf weiten Teilen haben sie jedoch auch weissen, mineralarmen Sandboden, auf welchem keine grossen Bäume wachsen können, sondern nur so kleine knorrige Bäume und Farne in allen Variationen. Da zudem die ganze Zeit irgendwelche Grillen gezirpt haben, kam ich mir vor wie in einem Pinienwald.
Nach gefühlt einer Stunde laufen (mein Handy hatte keinen Akku mehr, darum kann ich es nicht mit Sicherheit sagen), kam ich dann endlich in Pa’ Ukat (Pa = Fluss) an. Das Dorf ist ähnlich gross wie Pa’ Umor, welches ich zuvor mit Harris angeschaut habe. Allerdings fand ich dieses viel schöner, denn es lag mitten in den Reisfeldern und war von Urwald umgeben.
Nach einer kurzen Pause hab ich mich dann jedoch gleich nach Bario zurück gemacht, denn es wurde schon langsam dunkler. Hier geht die Sonne wirklich mega früh unter. Um sieben ist es meist bereits stockdunkel.
Die Strasse zwischen Pa’ Ukat und Bario sieht auf wie eine Loggin Road, also einer Strasse welche von Baumfällern in den Urwald geschlagen wurde um Tropenhölzer abzutransportieren. Sieht wirklich krass aus, wenn so eine grosse Strasse mitten durch den Urwald geschlagen wird.
Als ich dann endlich in Bario ankam, war ich ziemlich müde. Aber der Tag hat ziemlich viel Spass gemacht 🙂 Morgen geht es leider schon wieder zurück an die Küste.
Ich kann auf jeden Fall nur empfehlen auf einer Borneo Reise auch mal in Bario vorbei zu schauen! Die Leute hier sind wirklich super nett und hilfsbereit und wenn man ländliche Gegenden mag, wird man Bario lieben!
Bye bye Bario!
Tags: Borneo
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