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November 13th, 2006

Fast ein halbes Jahr ist nun vergangen. Guiming hätte am 2. November seinen 29. Geburtstag gefeiert. Obgleich sich in seinem Leid und Tod für mich nach wie vor kein Sinn erkennen lässt, stelle ich fest, dass das Leben für mich weitergeht. Er fehlt mir sehr und die Lücke, die er hinterlassen hat, ist beträchtlich. Dennoch bin ich froh über jeden Tag, den ich am Leben teilhaben darf und genieße es trotz aller Rückschläge. Ich wollte den letzten Eintrag mit seinem fatalistischen Ton ungern für alle Ewigkeit als Fazit hinterlassen. Deswegen für alle, die einen geliebten Mensch verloren haben, sei es weil er starb oder oder aus anderem Grunde: Verzweifelt nicht! Vertraut darauf, dass das Glück zu euch zurückkommt und genießt jeden Tag!

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May 22nd, 2006

In den zwei Wochen seit meiner Rückkehr habe ich die mit Guimings Verlust verbundenen Gefühle erfolgreich verdrängt. Ich wollte nach vorn blicken und habe mich abgelenkt. Damit ist es vorbei, seit ich heute die Bilder der Trauerfeier vom  14. Mai aus China bekommen habe und ich fühle mich so schrecklich und alleingelassen, wie ich es immer befürchtet hatte.
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Ich zerfließe in Trauer und Selbstmitleid. Wie soll ich nur weiterleben ohne meinen geliebten Guiming?

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May 11th, 2006

Nach fast sieben Jahren des gemeinsamen Glücks habe ich meinen geliebten Prinzen verloren. Nach zwei Jahren des Kampfes gegen den Tumor hat ihn heute Nacht um 01.00 Uhr Ortszeit die Kraft verlassen. Er hatte noch so viele Pläne und mehr Träume als in einem Menschenleben wahr werden können. Er war sehr traurig, schon mit 28 Jahren gehen zu müssen, war aber der Meinung ein schönes und erfülltes Leben gelebt zu haben und immer seinen oftmals viel Mut erfordernden Weg gegangen zu sein.

Ich möchte mich bei unseren Müttern und all den Freunden bedanken, die uns in dieser schwierigen Zeit nach Kräften unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt Meta Metz und dem Verein Sonne Mond und Sterne e.V., der es Guiming mit seiner unbürokratischen und großzügigen Hilfe ermöglicht hat, noch einmal in seine Heimat zu fliegen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, sterbenden Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen und finanziert sich über Spenden.

Diese Bilder aus den letzten zwei Jahren sind ausnahmslos nach Guimings Erkrankung entstanden. Trotz allen Leids und aller Rückschläge hat er seine Fröhlichkeit und seinen Lebensmut immer bewahrt.

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Guiming hat mir die schönste Zeit meines Lebens beschert. Er hat alles verkörpert, was ich mir je wünschen könnte. Er hat mir Mut gemacht, wenn ich unentschlossen war, mir weisen Rat gegeben, wenn ich Orientierung brauchte und mich selbst mit seinen Sticheleien immer wieder zum Lachen gebracht. Egal wo ich auch war, mit ihm zusammen war es dort noch schöner. Er war daher nicht nur mein geliebter Mann sondern auch mein bester Freund und unsere Beziehung war von Harmonie, Vertrauen und Liebe in einem Maße geprägt, wie ich es vorher nicht für möglich gehalten hatte.

Obwohl sein Verlust für immer eine Lücke in meinem Herzen hinterlassen wird, leben seine Güte, seine Weisheit und die einzigartige Schönheit seiner Seele in mir fort.

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May 4th, 2006

Heute war mit Guiming wieder alles wie gehabt: 40 Grad Fieber, konnte kaum verstaendlich etwas sagen und keine Hand bewegen. Ich habe mich wegen der relativ stabilen Situation dafuer eingesetzt, dass er wieder intravenoes Fluessigkeit mit Mineralien, sowie eine Blutkonserve und Antibiotika erhaelt. Ich bin der Meinung, dass das Fieber am ehesten von der Infektion des Ports verursacht wurde und Guimings Zeit vielleicht doch noch nicht gekommen ist.

Ich musste nachmittags ein paar letzte Sachen in der Stadt kaufen und bin abends nach Hause gefahren um endlich mal zu duschen. Mama begruesste mich freudestrahlend und berichtete, dass es Guiming viel besser ginge. Er habe nur noch 39 Grad Fieber, koenne sprechen und sogar Haende und Fuesse bewegen! Er bekommt inzwischen auch wieder Fluessigkeit und und Antibiotika. Nur mit Blut wollen die Aerzte vorsichtig sein, weil Fremdblut selbst Fieber ausloesen kann. Das alles hat sich innerhalb von einem halben Tag ergeben. Ich weiss gar nicht, was ich denken soll und die Tatsache, dass wir tagelang praktisch auf sein Sterben gewartet haben, was womöglich ein Fehler war, ist entsetzlich.

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May 2nd, 2006

Die letzten Tage und Nächte habe ich im Krankenhaus verbracht. Ich schreibe jetzt einfach mal und werde sehen, wie ich das Ganze irgendwann online bekomme. Guimings Zustand ist so kritisch geworden, dass wir zu Hause nicht mehr zurecht kamen und ich meinen Aufenthalt in Shanghai bis Sonntag verlängert habe. Hier im Krankenhaus können wir zumindest das Bett aufrichten um im Nahrung und Flüssigkeit einzuflößen, ohne dass er sich verschluckt. Er hat seit fünf Tagen über 40 Grad Fieber und ist so schwach, dass er nicht mal mehr seine Hände bewegen kann. Wenn er spricht, kann er nur unter großer Anstrengung ein bis zwei Worte flüstern. Es ist sehr schwer ihn zu verstehen. Meist spricht er deutsch, was die Sache für seine Familie und die Krankenschwester nicht einfacher macht. Bei Ankunft im Krankenhaus mussten wir erstmal in einem so genannten Beobachtungszimmer mit zwölf (!) anderen Patienten ausharren. Nach Hinterlegung von 500,- Euro durften wir dann auf die Station. Da der Bruder Arzt ist und Beziehungen hat, konnten wir (gegen Aufpreis) ein Vier-Bett-Zimmer mit Dusche, Klo und Kühlschrank für uns allein bekommen. So können wir hier schlafen und immer bei Guiming sein. Angesichts des überfüllten Aufnahmeraumes frage ich mich zwar, ob das richtig sein kann, bin aber froh über diese für uns und Guiming angenehme Tatsache. Guiming liegt an einem ruhigen Fenster mit Grün und Sonne davor.

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Auch die Krankenschwester ist gegen Bezahlung Tag und Nacht hier und erleichtert uns die Pflege. Darüber hinaus ist Guimings Schwester aus Peking zurückgekommen und umsorgt ihn liebevoll Tag und Nacht. Gerade singt sie leise ein Schlaflied für ihn.

Warum genau das Fieber so hoch ist, vermag ich nicht zu sagen, da zu viele ungünstige Faktoren zusammenkommen: Nachwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie im Bezug auf das katastrophale Blutbild, die Entzündung wegen des Ports, der Hirntumor selbst… Gemäß der Patientenverfügung, die Guiming mit mir noch in Deutschland ausgefüllt hatte, möchte er in aussichtsloser Lage keine lebensverlängernden Maßnahmen sondern lediglich, dass er schmerzfrei sein kann und sein Durst gestillt wird. Wir füttern ihn darüber hinaus noch und kühlen ihn mit Eis und kalten Umschlägen aber Medikamente bekommt er keine mehr. Er ist zwar noch ansprechbar und relativ klar aber kann sich wegen der Schwäche kaum äußern. Wir drehen ihn manchmal auf die Seite, damit er sich nicht wund liegt aber das Bewegen bereitet ihm nach wie vor große Schmerzen.

Die Situation ist emotional sehr kompliziert, weil man einerseits wünscht, dass es ihm ein bisschen besser gehen möge, das aber wiederum bedeutete, dass er insgesamt länger leiden müsste. Es ist äußerst schwierig in so einer Gemengelage die eigenen egoistischen Wünsche so weit herauszufiltern, dass man am Ende die für Guiming beste Entscheidung trifft. Gedanken, die mich beschäftigen sind zum Beispiel:
Es tut so weh ihn hilflos leiden zu sehen, dass ich wünschte, er ginge schnell, damit er erlöst wird und auch ich es leichter habe. Es gibt ohnehin keine Hoffnung mehr. Vielleicht ist das Fieber aber vorübergehend und er kann danach noch einige Zeit zu Kräften kommen?! Ich wünschte, er bliebe noch bei uns und möchte ihn noch nicht verlieren. Vielleicht gibt es noch eine kleine Chance, weil Tumorzellen empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren und das Fieber ist das rettende Wunder?! Wenn nicht, ist jeder weitere qualvolle Tag für ihn unterm Strich noch lebenswert?

Guiming erwähnte in Deutschland mal, dass er glaube, zu wissen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei, zu sterben. Er hatte diese Erfahrung nämlich vor zwei Jahren gemacht, als seine starke und überraschende Hirnblutung ihn an die Schwelle des Todes führte und nur die Notoperation der Ärzte ihn rettete. Wegen der oben skizzierten Zweifel habe ich mich daher getraut, Guiming zu fragen, ob er glaubt zu sterben. Er hat das bejaht. Deswegen gehe ich auch heute Nacht nicht heim, obwohl ich gerne einmal zu Hause geduscht hätte.

Hier sind nämlich derzeit um die 30 Grad und es ist schwül. Die Dusche im Zimmer ist zwar vorhanden, hat aber ein Schild, das besagt, dass es warmes Wasser nur von 15-17 Uhr gibt. Darauf hatte ich mich gestern verlassen, wollte heute duschen, habe aber die Rechnung ohne die Krankenhausverwaltung gemacht, die feiertags wohl eine Sonderregelung hat (1. Mai). Somit kam zwar in der genannten Zeit Wasser aus der heißen Leitung aber leider genauso kalt wie immer. Pünktlich um fünf kam dann wieder nur aus der kalten Leitung kaltes Wasser.

So schön es ist, sich in diesem großen Zimmer ungestört aufhalten zu können, ist das Ambiente in diesem Krankenhaus allgemein doch recht spartanisch. Immerhin löst sich in unserem „Luxus“-Zimmer nicht die Farbe von der verschimmelnden Decke, wie ich es in den anderen Zimmern sah. Aber weder der Anblick einer durchs Zimmer huschenden Fünf-Zentimeter-Kakerlake, der Schimmel im Kühlschrank noch die China-übliche Abwesenheit von Klopapier auf den Toiletten sind geeignet, sich hier allzu heimisch zu fühlen.

Auch ungewöhnlich: Die „reiche“ Bekannte musste heute hier im Krankenhaus eine Erkältung behandeln lassen. Ich dachte Wunder, was sie hat. Guimings Bruder und ich haben sie besucht. Sie saß fröhlich mit 50 anderen Patienten in einem Infusionsraum und ließ sich Penicillin über einen Tropf verabreichen. Auf die Frage, was sie habe, meinte sie, ihr Hals sei seit heute (!) leicht entzündet und verschleimt. Sie hustete nicht einmal, schien auch sonst topfit. Ich hatte schon gehört, dass in China Antibiotika wegen jeder Kleinigkeit verabreicht würden, fand diese Methode mit Kanonen auf Spatzen zu schießen dennoch überraschend extrem. Mein Schwager erklärte, dass man es sich wegen Verdienstausfalles nicht leisten könne, krank zu sein und deswegen gleich aufs Ganze ginge; außerdem sei Penicillin billig. Dass Antibiotika weltweit ihre Wirksamkeit verlieren, weil man durch den übermäßigen Einsatz resistente Bakterienstämme schafft, die potentiell wirklich gefährlich sind, ist den Chinesen wohl bekannt, spielt aber anscheinend eine untergeordnete Rolle.

Um das Krankenhaus herum gibt es viele kleine Restaurants und Garküchen. Meistens esse ich so genannte Baozi: fast faustgroße Teigkugeln mit Gemüse/Tofu/Pilz/Glasnudel- oder süßer Füllung. Die werden hier an jeder Ecke in runden Holkörben gedünstet, wie auf den Bildern zu sehen. Drei davon sind eine gute und leckere Mahlzeit. Ein Baozi kostet übrigens ganze sechs Euro-Cent.

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Die Verfügbarkeit und Qualität des Essens gefällt mir am übrigens am besten in China. Aber auch der Service hat eine ganz andere Qualität als in Deutschland. Überall sind (wegen des geringen Lohnniveaus?) so viele scheinbar untätige Angestellte vor Ort, dass man immer sofort bedient wird und Hilfe bekommt. In den meisten Bussen sitzen Schaffnerinnen auf einem speziellen Platz im hinteren Bereich, die die Entgelte kassieren und Fahrscheine verteilen.

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Gestern war ich auf der anderen Straßenseite beim Friseur (gibt’s hier mehr, als bei uns Apotheken) und habe mir die Haare waschen, schneiden und färben lassen. Ein Angestellter hat gewaschen, wobei eine Kopfmassage mit dabei war. Der nächste hat die Haare sorgfältig gefärbt und mir im Gegensatz zu deutschen Friseuren nicht die Stirn oder Ohren gleich mitcoloriert. Ein Dritter hat meine Haare so zeitaufwändig und genau geschnitten, dass ich mit dem Ergebnis zum ersten Mal seit Jahren auf Anhieb zufrieden war (das Erklären meiner Vorstellungen und Preisaushandeln hatte Yadong vorher für mich übernommen). Gekostet hat der Spaß sechs Euro 50. Trinkgeld durfte der Friseur nicht annehmen, weil der Chef es aus unbekannten Gründen verboten hat. Das ist in China nicht ungewöhnlich.

Der gute Service in China hat aber auch andere Seiten. Zum einen ist der Verdienst in diesen Berufen natürlich sehr gering. Zum anderen agieren die Kunden verglichen mit Deutschland auch oft herrisch und herablassend. Sei es, ob man im Supermarkt etwas aus dem Regal nimmt und bei Nichtgefallen irgendwo hin zurückwirft (sollen doch die Angestellten das wieder zurückräumen) oder ob man im Restaurant die Bedienung anblafft, als handele es sich um Leibeigene, wenn nicht sogar Sklaven. Ich kann das nicht auf China bezogen verallgemeinern aber in Shanghai stört mich am meisten die rücksichtslose Art des Umgangs fremder Menschen untereinander.

Am deutlichsten wird das für mich immer im Straßenverkehr: Wenn die leere U-Bahn die erste Station anfährt, positionieren sich die Fahrgäste auf dem Bahnsteig an den Einstiegsmarkierungen. Sobald sich die Türen öffnen, gilt das Recht des Stärkeren und jeder versucht rennend und drängelnd einen Platz zu ergattern. Sicher, die Fahrten sind lang und das Stehen nervt. Aber warum sollen die gerade die Schwächsten (Alte, Schwangere) stehen? Ein Platz wird ihnen in Bus und Bahn wenn überhaupt wohl nur in Ausnahmefällen angeboten. Yadong sagt, er habe das eine Zeit lang versucht aber anstelle eines Dankeschöns Blicke geerntet, als sei er ein Idiot. Wenn die Bahn an einer normalen Station hält, steigen die Leute gleichzeitig ein und aus, was den Vorgang weder angenehmer noch zeiteffizienter macht.

Die Straßenverkehrsregeln selbst scheinen weitgehend nur Empfehlungscharakter zu haben: Fußgänger gehen auf der Straße, Motorradfahrer fahren schon mal (hupend!) auf dem Gehweg, rechts abbiegende Autos schieben sich zwischen den Fußgängern über die Ampeln. Allgemein scheint die große Mehrheit der Kraftfahrer die Bremse mit der Hupe zu verwechseln: In Gefahrensituationen wird grundsätzlich nicht gebremst sondern man versucht sich durch Lärm eine freie Bahn zu verschaffen. Und zwar nicht nur ein- sondern gerne auch dreimal hintereinander. Ich empfinde das immer als unverständlich und vor allem extrem nervig. Wenn man Pech hat, erwischt man einen zwangsneurotisch hupenden Busfahrer und darf über die gesamte Fahrtdauer an seiner Frustration darüber teilhaben, dass seine Eltern ihm als Kind kein Musikinstrument gekauft haben. Wenn ein Busfahrer es eilig hat, wartet er nicht, bis der letzte sicher eingestiegen ist, sondern fährt schon mal versuchsweise los und bremst bei lautstarkem Protest noch mal gnädig ab. Zebrastreifen bedeuten wohl, dass man sie als Übergang benutzen soll, gebremst wird aber dennoch nur, wenn Kollisionsgefahr besteht, so dass man als Fußgänger lieber wartet (habe ich in der DDR übrigens ähnlich erfahren). Dass jemand richtig unter die Räder gekommen, ist habe ich zwar nur einmal erlebt (Motorradfahrer und Transporter), insofern scheint das System auf seine Weise zu funktionieren. Ich bevorzuge dennoch unsere scheinbar überregulierte Variante, die Rücksichtnahme in den Vordergrund stellt. Besser als in unserem Verkehrssystem sind hier die Ampeln: Sie blinken grün für die Kraftfahrzeuge, bevor sie auf gelb umschalten und für die Fußgänger wird für die letzten zwanzig Sekunden der Grünphase ein Countdown angezeigt. Außerdem stehen an jeder größeren Innenstadtkreuzung Verkehrshelfer, die zusätzlich zu den Ampeln Ordnung ins Chaos bringen.

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Die leerlaufenden Motoren hatte ich ja bereits mehrfach erwähnt aber ein paar andere Beispiele für rücksichtsloses Verhalten (wenn auch nicht typisch für alle aber doch weit mehr verbreitet, als z.B. bei uns), sind:

Viele Menschen reden extrem laut. Der Arzt schreit beim Patientengespräch, als hätte er es ausnahmslos mit Schwerhörigen zu tun. Auf den Krankenhausfluren lärmt das Personal auch nachts rum wie auf einer Baustelle. Handy-Klingeltöne sind oft auf Maximallautstärke eingestellt. In Bus und Bahn brüllen manche Leute in ihre Handys, als wollten sie Netzprobleme mit Direktschall überbrücken. Es wird unbekümmert auf die Straße gerotzt. Im heißen, vollen Bus wird schon mal gefurzt, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. In Schlangen wird sich kackdreist vorgedrängelt und dem Frechdachs vorwurfsvoll ins Gesicht zu blicken löst keinen Anflug von Scham aus.

Solche Kleinigkeiten lassen die Atmosphäre in der Stadt manchmal egoistisch und dezent unmenschlich erscheinen.

Andererseits: Frauen haben besonders in Shanghai eine sehr starke Position und sind oftmals diejenigen, die die in der Familie das Sagen haben. Die Menschen sind gast- und ausgesprochen ausländerfreundlich. Obwohl jeder mit sich selbst beschäftigt scheint, sind die Shanghaier sehr hilfsbereit und geben z.B. bereitwillig Auskunft (nicht nur mir als Ausländer). Niemand wirkt aggressiv oder bedrohlich, wenn man durch die Stadt geht. Innerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises unterstützt man sich nach Kräften und ich habe die Leute durchweg als großzügig erlebt. p>

Als Fazit würde ich sagen, dass die Shanghai auf jeden Fall seine Reize hat und aus touristischer Sicht einen Besuch wert ist. Allerdings würden drei bis fünf Tage sicher reichen und man sollte stattdessen noch andere chinesische Gegenden oder Städte, z.B. Peking besuchen, das per Flugzeug von hier nur siebzig Euro entfernt ist. Trotz vieler kleiner Besonderheiten sind die kulturellen Unterschiede doch nicht so groß, wie man nach Jahrtausenden getrennter Entwicklung vielleicht meinen könnte. Das befremdlichste und somit exotischste hier waren für mich nicht die Menschen, ihre Eigenheiten oder ihre Sprache sondern schlicht und einfach die allgegenwärtige Schrift. Rein gar nicht lesen zu können ist eine ungewöhnliche Erfahrung und verkompliziert vieles.

Ich hoffe, dass ich mit meinen Ausführungen neue Einblicke vermitteln konnte und selten gelangweilt habe. Da ich nicht weiß, wie sich hier die Dinge entwickeln, werde ich womöglich erst in Hannover einen abschließenden Eintrag schreiben und sage schon mal Tschüß und bis bald!

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April 27th, 2006

Ich bin seit zwei Tagen immer zu Hause bei Guiming. Sein Zustand hat sich weiter verschlechtert. Er hat überhaupt keine Kraft und selbst das Flüstern fällt ihm sehr schwer. Beim Trinken verschluckt er sich manchmal, was erschreckend ist. Manchmal sagt er Dinge, die unverständlich oder gar absurd sind. Es tut weh, das mitzuerleben. Heute Mittag ist sein Bruder, der Arzt, mit einer Krankenschwester gekommen um Blut abzunehmen. Der Bruder brachte abends die Ergebnisse mit und berichtete, dass der Laborarzt schockiert gewesen sei und nachgefragt hätte, ob das wirklich die richtige Blutprobe sei. Unter anderem ist der Hämoglobinwert katastrophal niedrig, was eine schlechte Sauerstoffversorgung der Zellen zur Folge hat und wohl für die extreme Schwäche mitverantwortlich ist. Die Strahlen- und Chemotherapie haben seine Blutwerte offensichtlich komplett durcheinandergebracht.
Bruder und Mutter möchten, dass er ins Krankenhaus kommt, weil dort eine bessere Versorgung möglich ist. Ich war dagegen, weil ich nicht möchte, dass er unter fremden Menschen und angeschlossen an Maschinen stirbt. Der Bruder versicherte mir, dass wir unerwünschte lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen und ich und seine Mama auch ganztags bei ihm sein können. Unter diesen Bedingungen habe ich zugestimmt, so dass wir morgen früh einen Krankentransport rufen werden. Möglicherweise stabilisiert er sich noch etwas durch eine Bluttransfusion aber im Moment sieht es ganz schlecht aus und wir rechnen damit, dass es nicht mehr lange dauert.

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April 25th, 2006

Vorgestern Abend ist Petra wieder zurück nach Nordostchina gefahren. Vorher haben wir allerdings noch einen Besuch im meiner Meinung nach interessantesten Teil Shanghais gemacht: der Altstadt. Unterwegs sind wir durch einen Bambuspark gekommen. Hier saßen unter anderem Männer, die dem wunderschönen Gesang eingepferchter Vögel lauschten.

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In dem Teil, der als Altstadt bezeichnet wird, gibt es verschiedene Abstufungen, die von original und unberührt bis touristisch voll erschlossen (“Disneyland”) reichen. Ich versuche hier immer, die kommerzialisierten Areale zu meiden und lieber einen Blick auf das wirkliche Leben zu erhaschen. Die Gassen sind sehr eng und vieles spielt sich uneinsehbar in noch engeren halbdunklen Seitengängen und in den Häusern selbst ab aber das eine oder andere interessante Detail gibt es immer zu sehen.

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Der Mann hier bereitet draußen in der Gasse sein Mittagessen zu. Wasseranschlüsse scheinen alle vor den Häusern zu enden; überall gibt es deratige Waschbecken. Die abenteuerliche Isolierung der Rohre auf dem zweiten Bild dient dem winterlichen Frostschutz (Petra hat nachgefragt). Die aufgesprühten Rufnummern verweisen auf Installateurs- und Reparaturbetriebe.

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Mangels Wasseranschluss in den Häusern selbst gibt es auch Gemeinschaftstoiletten. Sehr schön zu erkennen: das in China immer noch übliche Loch im Boden. Gut für die Oberschenkelmuskulatur. Seid froh, das Fotos noch keine Gerüche vermitteln können! 😉

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Jetzt mal ein kleines Bilderrätsel. Was passt auf diesem Bild nicht?

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Richtig! Dasselbe, was auch zwischen diesem Siff deplatziert wirkt.

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Aber genug der Unapettitlichkeiten.

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Wie der aufmerksame Beobachter schon bemerkt hat, kennen die Chinesen keine falsche Scham, wenn es darum geht, ihre Wäsche zu trocknen. Das Ganze wird hier in der Altstadt mittels eines langen Bambusstocks auf- und abgehängt.

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Wir machten uns dann langsam auf den Weg zum Büro meiner Schwägerin. Die zeigte uns dankenswerterweise noch die Aussicht von ihrem Bürohochhaus aus.

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Direkt neben dem Büro lag die gerade besuchte Altstadt.

Auf dem ersten Foto gut zu sehen: der für Touristen aufbereitete Teil mit den schönen Dächern und der kleine grüne Yu-Yuan-Garten, den ich anfangs besucht hatte.

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Außerdem gewährte sie uns einen Blick in die Konferenzräume der Firma. Ob hier wohl Könige empfangen werden?

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Guimings Zustand hat sich in den letzten Tagen nach der Chemotherapie verschlechtert. Er ist zu schwach zum Stehen, Sitzen, Essen, selbst das Sprechen fällt ihm sehr schwer, so dass er allenfalls flüstert. Meist steht er nicht mal mehr zum Essen auf. Er ist aus Schwäche nicht in der Lage irgend etwas zu machen, woran er Spaß hätte (lesen, fernsehen). Auch ist er nicht mehr ganz klar. Ich bin der Meinung, dass die Kortisonreduktion zu weit ging und sich jetzt der Schädelinnendruck wieder bemerkbar macht. Wenn wir das Kortison jetzt wieder raufsetzten, besteht die Chance, dass er nochmal ein Weile klarer wird aber auch die Gafahr von massiven Schmerzen, wie er sie schon früher hatte. Das Kortison nicht zu erhöhen würde meiner EInschätzung nach hingegen bedeuten ihn jetzt loszulassen und einer ständigen Verschlechterung seines Zustandes preiszugeben. Wir haben uns daher entschlossen, es nochmal mit dem Medikament zu versuchen. Es ist für mich sehr schwer erträglich, meinen geliebten Guiming in Hilflosigkeit und Schmerz zu erleben. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Angst, ihn zu verlieren und dem Wunsch, er möge nicht mehr leiden. Auch seine Mutter steht unter großer Anspannung. Was bleibt, ist nur ohnmächtiges Abwarten und ihm sein Dasein so erträglich wie möglich zu machen.

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April 24th, 2006

Vorgestern bin ich mit Petra in die Stadt gegangen um ihr ein bisschen Shanghai zu zeigen und selber noch was neues zu entdecken. Dafür sind wir zuerst in das früher von Ausländern bewohnte “Französische Viertel” gegangen. Neue Hochhäuser gibt es hier zwar auch ab und zu,

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es überwiegen aber flachere Bauten aus den dreißiger Jahren. Alles wird nach und nach neu herausgeputzt und lockt inzwischen wieder Ausländer und wohlhabende Chinesen an.

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Unterwegs haben wir nette Parks durchstreift. Wer erkennt die beiden netten deutschen Opas auf dem zweiten Bild? Der Mann auf dem dritten stopft übrigens Astlöcher.

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Hier ein paar weitere Eindrücke. Die Leiter finde ich toll: Leicht, stabil und nachwachsend.

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In kleinen Läden gab es erlesenes aber auch teures Kunsthandwerk.

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Petra hat ja wie gesagt Sinologie studiert und spricht daher fließend chinesisch. Das war oftmals sehr von Vorteil und eröffnete mir ganz neue Möglichkeiten, wenn es z. B. darum ging Hinweisschilder oder Speisekarten zu lesen oder auch nach dem Weg zu fragen. Hier ist sie beim vergeblichen Versuch zu sehen, Seide zu kaufen. Desweiteren ein bunter und schöner Montessori-Kindergarten und eine evangelische Kirche.

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Der amerikanische Importpfarrer hielt mit Unterstüzung durch eine Powerpointpräsentation eine hochaktuelle Predigt bezogen auf die Bedeutung des kürzlich aufgetauchten Judas-Evangeliums. Judas behauptet in seiner Version der Geschichte, dass Jesus selbst ihn um den Verat gebeten hätte, um dadurch seiner Bestimmung gerecht werden zu können, sich für die Menschen zu opfern. Der Pfarrer ließ in seiner Bewertung dieses Berichtes verlauten, dass was nicht in der Bibel stünde, schon früh als offensichtliche Ketzerei aussortiert worden ist. Dachte immer, solche Kraftausdrücke hätten nur die früheren Katholiken gebraucht. Nun gut.

Weiter ging’s zur bekannten Einkaufsstraße Nanjing Donglu. Vorher wollten wir noch in einer Seitenstraße etwas authentisches und preisgünstiges essen. Der Anblick, der sich hier beim Hinterausgang eines der Restaurants bot, war vielleicht nicht übermäßig apettitlich (erstes Bild). Diese Art der vorläufigen Entsorgung hatte aber auch unbestreitbare Vorteile, da man so gleich einen guten Überblick über die komplette Speisekarte bekam und sah, ob etwas leckeres dabei war.

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Wir haben uns dann aber doch für ein anderes Restaurant entschieden. Eines, dass zumindest das Kriterium der Authetizität erfüllte: es waren ausschließlich Einheimische dort und es war auf drei engen Etagen sprichwörtlich voll bis unters Dach. Original chinesisch war auch der Geräuschpegel. Dei Gäste und Angestellten schrieen rum und veranstalteten einen Lärm, der ans Groteske grenzte. Es klang für mich, als würde sich irgendwer jeden Moment in die Harre kriegen. Das passierte aber nicht und so habe ich Petra zum Spaß testweise auch mal angeschrieen. Hat natürlich inmitten der Kakaphonie niemand mitbekommen. Das Ganze war schon absurd komisch.

Weniger lustig fand ich Petras Andeutung, dass die uns zur Verfügung gestellte englischsprachige Karte womöglich Touristenpreise enthielt. Ich bat sie, die chinesische zu fordern und siehe da, man wollte uns die englische sicherheitshalber gleich wieder wegnehmen. Aber nichts da, die wollten wir natürlich erstmal vergleichen. Tatsächlich waren die Preise auf der Ausländerkarte mindestens doppelt so teuer, manchmal noch mehr. Da war ich ja begeistert! Andereseits war ich natürlich froh, mit Petra hier zu sein und so den Leuten nicht auf den Leim gehen zu müssen. Petra bemerkte auch, dass das Restaurant hier doch nett sei, weil man nur um die 100% auf die Preis draufgeschlagen hatte. Das hätte sie auch schon anders erlebt. Na super! Das Essen war jedenfalls dann ganz gut und als wir rauskamen war es schon dunkel genug um über die immer wieder beeindruckende Einkaufsstraße zu schlendern.

Zum Abschluss wagten wir uns auf die Spitze des hier oft erwähnten fünfthöchsten Gebaudes der Welt, des Jin-Mao-Towers. Für fünf Euro Eintrittspres konnte man auf die oberste (88.) Etage fahren und den Ausblick genießen. Ich hatte ja schon das im Bau befindliche, noch höhere Nachbargebäude mit dem Loch ganz oben erwähnt. Petra erzählte mir, dass das Loch aus statischen Gründen notwendig sei, um den Wind durchzulassen. Außerdem wurde die Form des Loches von kreisförmig zu viereckig geändert, weil der Kreis die Chinesen zu sehr an das Nationalsymbol der Japaner, eine aufgehende Sonne, erinnert. Da auch japanische Firmen am Bau beteiligt sind, war so eine Schmach nicht akzeptabel. Aber hier noch die Ausblicke auf die Stadt bei Nacht.

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April 22nd, 2006

Ich hatte Yadong gefragt, ob er mir mal das Shanghaier Nachtleben zeigen könne. Da er aber an diesem Wochenende arbeitet, hatte er meine Telefonnummer an einen Bekannten weitergeleitet. So kam es, dass ich gestern einen unerwarteten Anruf bekam und mich mit zwei jungen Männern in der Stadt traf. Sie luden mich in eine Bar ein, in dem man süßen kalten Milchtee mit komischen Gelatinekugeln bekam, den man durch einen dicken Strohalm trank. Da wir auf eine Party gehen wollten, konnte ich die Kamera bedauerlicherweise nicht mitnehmen. Auch Petra habe ich zu Hause gelassen, weil ich davon ausgehen musste, dass es auf der Party womöglich gar keine Frauen geben würde.

Es handelte sich um einen Club, ganz ähnlich wie in Deutschland, in dem man an der Bar trinken und auf der Tanzfläche zu ohrenbetäubenden Housebeats tanzen konnte. Der Eintrittspreis war mit 10,- Euro schon gesalzen – immerhin gabe es einen freien Drink nach Wahl. Danach konnte man dann beispielsweise Wasser für 3,50 Euro bekommen. Die Preise schienen aber marktwirtschaftlich angemessen, da es trotzdem reichlich voll war. Es waren dann doch ein paar Frauen dazwischen und vielleicht ein Viertel Ausländer. Sehr ungewöhnlich an der Location war die Tatsache, dass sich das Ganze im 33. Stockwerk eines Hochhauses abspielte und man dadurch eine phantastische Aussicht hatte. Ich habe mein Handy bemüht um damit ein paar Aufnahmen zu machen, was bei wenig Licht aber nicht einfach ist.

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Die Atmosphäre war sehr ähnlich wie in Deutschland in vergleichbaren Clubs: Viele überdurchschnittlich gutaussehende junge Männer, die tanzen und dabei ihren Jugend- und Körperkult zelebrieren. Die Quote der durchtrainierten T-Shirt-Auszieher war überdurchschnittlich hoch, so dass man zwar ordentlich was zu sehen bekam aber damit einhergehend auch die Oberflächlichkeit dieser Art von Veranstaltung offensichtlich war. Nicht zuletzt die jede Konversation verunmöglichende Lautstärke der Musik ließ kaum mehr zu als zu trinken, tanzen und sich ab und zu was ins Ohr zu schreien. Aber gucken konnte man natürlich! Wie sich herausstellte gab es in der Tat mehr zu sehen, als ich aus Hannover bisher kannte, denn plötzlich kamen zwei Gogo-Dancer auf eine kleine Bühne und zeigten in denkbar knapper Bekleidung ihr akrobatisches Können. Das war sehr schön anzusehen und sorgte beim Publikum auch entsprechend für Begeisterung und viele Handyphotos.

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Als die Gogo-Boys nach ein paar Minuten verschwanden, kam die Stunde der Selbstdarsteller, die es bei solchen Parties immer gibt, und die sich mit freiem Oberkörper auf die Bühne begaben um quasi als Vortänzer zu agieren.

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Später tauchten die zwei asiatischen Jungs nochmal auf, um zu zeigen was sie konnten (und hatten). Im Anschluss kam dann noch ein nicht minder gut gebauter Weißer dazu, der sogar so weit ging, sich auch noch seines letzten Kleidungstückes zu entledigen, wobei er aber genau darauf achtete, mit seinen Händen zu intime Einblicke zu verunmöglichen und dann ganz schnell von der Bühne zu verschwinden. Diese doch recht weitgehende Einlage hatte auch meine chinesischen Begleiter erstaunt. Ich war ohnehin sehr überrascht, wie freizügig und offen hier in China schon schwules Nachtleben stattfindet. Schwager und Schwägerin waren angesichts der Fotos dann auch einigermaßen entssetzt 😉

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Ich dagegen habe meine Kamera manches Mal vermisst aber so konnte ich immerhin viel tanzen und der Abend hat insgesamt Spaß gemacht.

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April 21st, 2006

Als ich vorgestern Abend noch ein bisschen in der Stadt war, hatte ich erstmals das Gefühl, irgendwie alles schon mal gesehen zu haben. Das kann zwar realistisch betrachtet nicht sein aber auch für eine so große Stadt sind fünf Wochen offenbar eine lange Zeit. Die Abstände zwischen den unbekannten An- und interessanten Einblicken in Shanghai werden jedenfalls größer.

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Heute morgen habe ich Petra, eine Freundin von Guiming, vom Bahnhof abgeholt. Sie kennt Guiming länger als ich, hat Sinologie studiert und arbeit derzeit in China als Lehrerin. Er hat seine Chemotherapie tapfer überstanden und freut sich über ihren Besuch. Morgen werde ich Petra vielleicht  ein bisschen die Stadt zeigen, die sie nur flüchtig kennt.

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