Ich bin ja jemand, der selten bis nie Klamotten kauft. Hier in China hatte ich aufgrund der mutmaßlich niedrigen Preise geplant, mich für die nächsten Jahre einzudecken. Den Anfang wollte ich gestern auf der berühmten Einkaufsstraße Nanjing Dunglu machen, die ich darüber hinaus diesmal bei Dunkelheit und mit Stativ für die Kamera besucht habe. Das erste Kaufhaus, in das ich ging, hatte 12 (!) Etagen. Passten gar nicht alle auf das Foto. Die Verkaufsflächen reichen übrigens sowohl neben den Rolltreppen als auch hinter den Fahrstühlen weit, weit hinein.
Das ist genau die Art von Einkaufserfahrung, die ich nicht mag – ich habe dort auch nichts taugliches gefunden. Vom Warenangebot her ist es mit unserem vergleichbar, nur von allem ein bisschen mehr und ein bisschen hochglanzpolierter. Zurück auf der Straße war es bereits dunkel und es bot sich mir dieser Anblick:
Darüberhinaus wurde ich immer wieder von jungen Männern angesprochen, die in schlechtem englisch wahlweise Rolex-Uhren anboten oder etwas von “Lady” erwähnten. Bin wohl manchmal schwer von Begriff aber irgendwann wurde jemand überdeutlich, indem er seine im Verborgenen arbeitende Geschäftspartnerin mit “Lady will give you blowjob!” bewarb. Da war er ja nun an der gänzlich falschen Adresse und ich lehnte dankend ab. Es war in der Tat ein ziemlich nerviges Phänomen, denn ich wurde auf dieser Straße noch etwa ein Dutzend mal wegen Uhren und angeblicher “Massagen” angesprochen. Es gelang mir, einen von diesen offensichtlich auf Ausländerfang befindlichen Schuften aus gebührendem Abstand zu fotografieren.
Dennoch: die beeindruckende Szenerie überwog und es war ein faszinierendes Erlebnis, über diese Hightech-Meile zu schlendern.
Das Ganze Neongedöns muss man sich nämlich zudem noch animiert vorstellen. Wer Lust hat, kann trotz mäßiger Bildqualität hier einen Blick darauf werfen:
(11-Sekunden-Clip)
Kommt’s nur mir so vor oder erinnern diese Firmenlogos an bekannte westliche Marken? Die mutmaßlichen Vorbilder sind auf dieser Straße aber auch im Original vertreten.
Habe dann zwei kleinere Läden gefunden, in denen ich dank europäischer Größenangabe auch schnell fündig wurde. So mag ich Klamottenkäufe: Nicht lange rumsuchen sondern rein, fünf Teile anprobieren und mit dreien wieder raus.
Bin dann den zu Fuß elendig weiten Weg zurück zum Fluss gelaufen, um die Skyline von Pudong bei Nacht zu sehen. Dass sich das bei guter Sicht lohnt, haben zu dem Zeitpunkt auch geschätzte Tausend weitere Touristen so gesehen: es war megavoll!
Wollte auch ein Bild von mir haben. Da die Kamera schon auf dem Stativ stand und gerade eine alte Bettlerin nach Geld fragte, schlug ich ihr als Deal vor, auf den Knopf zu drücken, damit ich ihr Geld gäbe. Hat sich zwar geziert, es aber letztendlich hinbekommen:
Als ich jeodch mein Versprechen einlöste und ihr ein paar Yuan gab war ich aus heiterem Himmel von diversen weiteren Mütterchen umzingelt, die mir alle ihre Hand entgegenstreckten. Da ich wenig Lust verspürte, nun den Samariter von Shanghai zu geben, machte ich mich unter lautem Gezeter schleunigst aus dem Staub.
Bin dann mit der Fähre zurück nach Pudong gefahren nur um festzustellen, dass die Illuminationen der Hochhäuser zwischen zehn und elf nach und nach ausgeknipst werden. Angeberei ist schön und gut aber bei abnehmender Touristendichte obsiegt wohl die Vernunft und es wird auch in Shanghai Energie gespart.
Ach ja, meine Eroberungen. Kostenpunkt: knapp 70,- Euro.
Guiming geht es leider denkbar schlecht. Er hat überall Schmerzen und ist zu schwach, um sich auch nur alleine hinzusetzen. Er hat angedeutet, dass es problematisch ist, wenn ich tagsüber weg bin, weil Mama allein ihm nicht helfen kann hochzukommen. Die cortisonbedingte Geweichtszunahme verschlimmert das Problem natürlich. Er bekommt jetzt Antibiotika und die Vereiterung scheint abzuklingen. Aber wer weiß. Seine Beschwerden hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Er ist mit seinem Körper wirklich gestraft und es tut mir unendlich leid, dass er das alles aushalten muss. Habe langsam Zweifel, ob er sich noch mal so weit erholt, dass wir was gemeinsam unternehmen können.
Tags: Shanghai
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